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Hochsitz-Säger treibt sein Unwesen

Gemünden

Hochsitz-Säger treibt sein Unwesen

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    Auch an diesem Hochsitz hat der Unbekannte sämtliche Stangen angesägt. Jagdpächter Peter Schraut sieht's mit Sorge.
    Auch an diesem Hochsitz hat der Unbekannte sämtliche Stangen angesägt. Jagdpächter Peter Schraut sieht's mit Sorge. Foto: FOTOS (2) J. UNGEMACH

    Sowohl der betroffene Jagdpächter Peter Schraut als auch der Gemündener Stadtförster Meinolf Arndt gehen wegen der Vorfälle nun in die Offensive. Sie wollen dem Säger das Handwerk legen und bitten dabei auch die Bevölkerung um Aufmerksamkeit und Hilfe. Auch die Gemündener Polizei ist bereits mit dem Fall befasst.

    Wenngleich sie keine Person konkret verdächtigen, sind sich Arndt und Schraut relativ sicher, was hinter der Hochsitzsabotage steckt. Wie der Gemündener Stadtförster bei einem Ortstermin gegenüber der MAIN-POST sagte, ist Jagdpächter Schraut seit Jahren bemüht, "das Rehwild kurz zu halten, damit der Wald hochkommt".

    In weiten Teilen des Gemündener Stadtwaldes müssten zum Beispiel junge Eichen durch Zäune vor dem Verbiss durch Rehe geschützt werden, so der Förster. Nicht so in dem von Schraut gepachteten Revier. Dort bewege sich der Rehbestand auf einem Niveau, welches die Verjüngung zum Beispiel auch der Eiche ohne Zaunschutz ermögliche. Dadurch spare der Jagdpächter der Stadt und somit auch dem Steuerzahler große Summen, die bei zu hohen Wildbeständen für den Bau und den Unterhalt von Zäunen erforderlich seien, so Arndt.

    Doch irgendjemandem scheint der jagdliche Erfolg Schrauts offenbar nicht zu passen. Sowohl Arndt als auch der Jagdpächter selbst sind sich relativ sicher, dass hinter der Zerstörung der Hochsitze keine militanten Tierschützer stecken. Stattdessen gehen beide davon aus, dass der Hochsitzsäger selbst aus Jägerkreisen oder zumindest aus dem Jagdumfeld kommt. "Die meisten Leute haben bei der Jagd etwas anderes im Kopf als den Wald", sagt Schraut über seine jagdlichen "Freunde". Den meisten stehe der Sinn nach großen Wildbeständen und Trophäen. Ob der Wald dabei wachsen könne, sei vielen egal, so das Urteil des Jägers über die Jäger.

    "Jagd ist kein Selbstzweck", ergänzt Arndt. Um Forstwirtschaft betreiben zu können, brauche man Jäger, "die die Belange der Natur erkennen". Arndt spricht in diesem Zusammenhang von "zu vielen jagdlichen Blindfischen", die schon aufgrund jagdhandwerklicher Defizite nicht in der Lage seien, die nach Ansicht des Försters zu hohen Wildbestände zu regulieren. Das sich über Monate hinziehende Ansägen der Hochsitze im Adelsberger Revier wertet Arndt als Beleg für die ideologische Verblendung, die in manchen Jägerkreisen existiere.

    "Das ist kein Bubenstreich, das ist kriminell"

    Meinolf Arndt Gemündens Stadtförster

    Fest steht jedenfalls, dass der unbekannte Säger bei seiner Arbeit einen großen Eifer an den Tag legt. Rund 20 Hochsitze seien im Laufe der Zeit angesägt worden, so Schraut. Nicht etwa per Motorsäge, sondern weitgehend geräuschlos mit einer kleinen Handsäge.

    Als besonders heimtückisch werten Arndt und Schraut die Tatsache, dass der Säger die Hochsitze nicht sichtbar zerstört, sondern mit feinen Schnitten zum Beispiel Leitersprossen oder sämtliche Holme eines Hochsitzes so ansägt, dass sie erst bei Belastung brechen. Gerade in der Dämmerung seien die Schnitte kaum zu sehen. Dass bisher kein Jäger körperlichen Schaden genommen habe, sei reiner Zufall, so Arndt. Bei einem Sturz aus bis zu fünf Metern könne sich jedenfalls ein Mensch leicht "sämtliche Knochen brechen" oder gar tödliche Verletzungen zuziehen. Deswegen sagt Arndt: "Das ist kein Bubenstreich, das ist kriminell."

    Wolfgang Zimmermann, der Chef der Gemündener Polizei, ist sich darüber im Klaren, dass es nicht einfach sein wird, den Säger zu schnappen. Der Wald sei groß und jedermann dürfe ihn betreten. Es gebe derzeit weder verwertbare Spuren noch Hinweise auf den Täter. Dennoch ist der Polizist nicht ohne Hoffnung. Schließlich sei es durchaus möglich, dass der Täter beobachtet wird oder sich sonstige Hinweise ergeben.

    Jagdpächter Schraut weiß indes noch nicht, wie er sich verhalten wird, wenn die Sabotage der Hochsitze anhält. Auf der einen Seite wolle er dem Säger nicht den Erfolg gönnen, den dieser mit seinem Tun offenbar erreichen will. Auf der anderen Seite, so der Rentner, zehre die Geschichte schon an den Nerven: "Dabei wollte ich mich nur noch ein bisschen nützlich machen. Das wird einem hier ordentlich verleidet."

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    Wer verdächtige Personen im Wald zwischen Adelsberg, Gemünden und Reichenbuch beobachtet hat oder Hinweise zu dem Fall geben kann, sollte sich bei der Polizei in Gemünden melden: Tel. (0 93 51) 9 74 10.

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