Stadtrat Richard Rauscher hat ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden. Deswegen stört ihn gewaltig, wenn Kollegen im Gemündener Bauausschuss Verstöße gegen das Baurecht, Schwarzbauten also, bereitwillig absegnen wollen. Das war nun bei der neuen Häusergruppe an der Hofstettener Ortsdurchfahrt der Fall.
„Der Bauherr (die Energy Group Institution AG) hat planabweichend gebaut“, sagte Peter Interwies von der städtischen Bauverwaltung in der Bauausschusssitzung. Richard Rauscher wurde deutlicher: „Hier wurde falsch gebaut, bewusst falsch gebaut. Wir werden absichtlich überfahren.“ Das vordere Teil der Neubauten sei „schon grausam“ geworden.
Wie berichtet, hatte das Bauvorhaben mit vier Doppelhäusern, einem Einfamilienhaus, einem Anbau und dem Umbau eines bestehenden Hauses den Bauausschuss bereits mehrfach beschäftigt. So soll das bestehende Haus nicht mehr umgebaut, sondern durch einen Neubau ersetzt und auch kein Satteldach, sondern ein billigeres Pultdach erhalten. Obwohl dies das Ortsbild beeinträchtigen könnte, hat der Bauausschuss dem mit sieben gegen vier Stimmen, darunter Richard Rauscher, zugestimmt. Die letzte Entscheidung liegt beim Landratsamt Main-Spessart.
Ohne Planänderung hatte der Bauherr bereits entgegen der Baugenehmigung den Neubau hinter dem bestehenden Haus anders errichtet und ein Pultdach statt eines Satteldaches aufgesetzt. Diesen Schwarzbau stellte die Bauüberwachung des Landratsamtes daraufhin ein. Nun lag dem Bauausschuss ein der Realität angepasster Bauantrag vor, mit dem der Bauverstoß geheilt werden soll. Das Landratsamt habe den Antrag als genehmigungsfähig eingestuft, weshalb Bürgermeister Jürgen Lippert meinte: „Wir können im Prinzip nicht mehr ablehnen.“ Das war Richard Rauscher gleich, ihm geht es um Gerechtigkeit jenen Bauherren gegenüber, die sich an die genehmigten Pläne halten. Als einziges Ratsmitglied stimmte er gegen die Heilung des Verstoßes.