Sri Lanka war vor kurzem das Reiseziel von Marina und Klaus Knöll aus Burgsinn. Nicht an Traumstränden wollte sich das Burgsinner Ehepaar vergnügen, Grund der Reise war ein Treffen mit der 15 Jahre alten Sabeetha. Für sie hat Marina Knöll 2002 eine Patenschaft bei Plan International Deutschland übernommen. Da gerade Mädchen in asiatischen Ländern benachteiligt werden, war es für sie wichtig, die Patenschaft dort zu übernehmen. Marina Knöll und Sabeetha schreiben sich zweimal im Jahr, wobei schon zwei bis drei Monate vergehen können, bis ein Brief aus Burgsinn in Pangura, dem Heimatort Sabeethas ankommt. Was daran liegt, dass der Briefkontakt über die Büros von Plan in Hamburg und Colombo läuft, wo die Schreiben aus dem Deutschen oder dem Singhalesischen ins Englische übersetzt werden.
Ab und zu legte Knöll ein kleines Geschenk der Post bei, denn über Plan International sind die Paten über die Heimat der Kinder informiert und wissen, was gebraucht wird. Plan-Mitarbeiter vor Ort erstellen jährlich einen Bericht unter anderem über die Familienverhältnisse, Gesundheit und schulische Entwicklung des Kindes, den die Paten erhalten. Viele seien der Meinung, erklärt Marina Knöll, dass mit der Patenschaft ein Kind bevorzugt werde. Das sei aber keinesfalls so, da Plan mit dem Geld grundsätzlich Projekte in der Heimat der Kinder unterstütze, die allen zugutekommen.
Vor einem Jahr kam ein Brief von Sabeetha mit dem Wunsch, dass die deutsche Patin sie besuche. Für Marina Knöll stand eigentlich gleich fest, diese Einladung anzunehmen. Doch das war nicht so einfach. Der Krieg in Sri Lanka war gerade erst beendet und die Sicherheitslage noch nicht ganz klar. Nachdem die Einzelheiten der Reise und der Besuch bei Sabeetha mit Plan abgestimmt waren, wurde es Ernst und vor einigen Wochen flogen die Knölls für drei Wochen nach Sri Lanka.
„Diese Stunden waren die lange Reise wert.“
Marina und Klaus Knöll über die Begegnung mit Sabeetha
Abenteuerlich nennen die Burgsinner ihre Rundreise durch das Landesinnere, oft über Straßen, die Feldwegen ähnelten, sodass eine Fahrt von 70 Kilometern schon drei bis vier Stunden dauern kann. Das letzte Stück zu dem Dorf Pangura, ungefähr 15 Minuten, mussten die Knölls begleitet von Mitarbeitern von Plan zu Fuß zurücklegen, da es keinen Fahrweg gibt.
Gerührt und sichtlich bewegt erzählen Marina und Klaus Knöll von dem Moment, an dem sie Sabeetha, deren Mutter und Oma gegenüberstanden. Sie begrüßten die Gäste mit dem üblichen Zeremoniell, breiteten ein weißes Tuch vor ihnen aus, knieten nieder und küssten ihnen die Füße. Schüchtern wirkte Sabeetha, erzählt Marina Knöll, aber das ist dort wohl normal für eine 15-Jährige, die nicht mit Gleichaltrigen bei uns zu vergleichen ist. Sabeethas Mutter ist alleinerziehend, die Geschwister sind verheiratet und leben nicht mehr zu Hause. Trotzdem hat es die Familie geschafft, mit Arbeit in den Reisfeldern, Kokos- und Bananenplantagen, sich nach und nach ein Backsteinhaus zu bauen. Das Haus ist sauber, aber weder innen noch außen verputzt, in den Fensteröffnungen hängen Tücher und die Kochstelle befindet sich im Freien, dennoch stellt es einen kleinen Luxus dar, andere leben noch in Holzhütten. Strom, Telefon und Fernsehen gibt es im Dorf nicht und Wasser erst seit kurzem – dank Plan. So wurde von dem monatlichen Überweisung der Paten ein Brunnen gebohrt, eine Pumpstation sowie ein Hochbehälter gebaut und eine Wasserleitung vor jedes der 72 Häuser gelegt. Früher musste Sabeetha das Wasser von weither nach Hause tragen.
Die Gastgeber hatten liebevoll verschiedene Speisen für das Ehepaar aufgetischt. Bei einem Rundgang durch Pangura konnten sich Klaus und Marina Knöll darüber informieren, was mit ihrem Geld und dem vieler anderer Paten geleistet wird. So wurde die Schule mit Toiletten und Santiäranlagen ausgebaut, es wurde eine medizinische Station gegründet und regelmäßige Untersuchungen für die Kinder sowie Beratung von Schwangeren eingeführt. Weiter wurde ein Kinderclub aufgebaut, in dem zusätzlich zur Schule Sport, Handarbeit und kulturelle Veranstaltungen angeboten werden.
Ein besonderes Geschenk hatte sich Sabeethas Familie als Erinnerung an den Besuch ausgedacht: Ein Mangobaum sollte gepflanzt werden. Begeistert hatte die Großmutter, offensichtlich die Autorität in der Familie, das Pflanzloch ausgehoben, in das der Mangobaum gesetzt wurde. Unglaublich hat sich Sabeetha über ein in englischer Sprache verfasstes Buch über Deutschland gefreut, das sie nicht mehr aus der Hand legte. Nach drei Stunden hieß es Abschied nehmen. Doch, so das Fazit von Marina und Klaus Knöll, diese Stunden waren die weite Reise wert und bleiben unvergesslich. Zum einen um Sabeetha kennenzulernen, die sehr traurig ist, ohne Vater aufzuwachsen, zu sehen, wie sie lebt, und zu erleben, wie Plan International hilft. Zum anderen auch um zu erfahren, wie das Leben in Sri Lanka aussieht und welche einfachen Dinge den Menschen fehlen wie etwa Zahncreme, Seife, Kugelschreiber, Schulhefte, Mehl und Zucker.
Marina Knöll hofft, dass Sabeetha bald besser Englisch kann und sie sich dann direkt schreiben können. Und vielleicht, so hofft sie, kann sie in einigen Jahren noch einmal nach Sri Lanka fahren, wenn der Mangobaum die ersten Früchte trägt.
Kinderhilfswerk Plan
Den Grundstein für das Kinderhilfswerk Plan International legte 1937 im spanischen Bürgerkrieg ein britischer Journalist mit seiner Berichterstattung. Nach dem Zweiten Weltkrieg half Plan International auch deutschen Kindern und 1989 wurde das Büro in Hamburg gegründet.
In 48 Ländern arbeitet das Hilfswerk mittlerweile und betreut 1,2 Millionen Kinderpatenschaften, einer seiner prominentesten Paten und Unterstützer in Deutschland ist Ulrich Wickert. Eine Patenschaft kostet 25 Euro im Monat, dabei garantiert Plan, dass 80 Prozent des Geldes in die Projektarbeit weitergeleitet wird.
Nachhaltige Projekte im Bereich Gesundheit, Bildung und Lebensumfeld sowie Einkommen schaffende Maßnahmen unterstützt das Hilfswerk hauptsächlich. Neben der vierteljährlichen „Plan-Post“ erhalten die Paten jährlich einen Fortschrittsbericht über das Patenkind sowie die Projekte in dessen Region und einen geprüften Rechenschaftsbericht. Plan International Deutschland ist mit dem DZI Spenden-Siegel ausgezeichnet worden. Weitere Informationen unter www.plan-deutschland.de oder Tel. 040-611400.