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GAMBACH: Hoffnung ruht auf Nabelschnurblut

GAMBACH

Hoffnung ruht auf Nabelschnurblut

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    Familie Csapo mit Jürgen und Eileen und den Kindern Vanessa und Erik in Gambach blickt hoffnungsvoll in die Zukunft. Sie ist sicher, dass Eileen Csapo (sie hat für einen kurzen Moment den Mundschutz abgenommen) die Leukämie besiegt.
    Familie Csapo mit Jürgen und Eileen und den Kindern Vanessa und Erik in Gambach blickt hoffnungsvoll in die Zukunft. Sie ist sicher, dass Eileen Csapo (sie hat für einen kurzen Moment den Mundschutz abgenommen) die Leukämie besiegt. Foto: FOTO Familie Csapo

    „Die Leute denken, ich hätte die Schweinegrippe, wenn sie mich mit Mundschutz und Handschuhen beim Einkaufen sehen“, lacht die 35-Jährige am Telefon. Ja, sie kann einkaufen, ihren Haushalt versorgen und die Familie betreuen, erzählt sie der Main-Post. Sie fühlt sich fit, dank der Medikamente, die sie zu sich nimmt, damit ihr Körper das Fremdblut nicht abstößt.

    Sie erzählt, wie es ihr in den letzten Monaten ergangen ist, nachdem sie ein wenig aus dem Fokus der Öffentlichkeit herausgetreten war: Mitte Dezember 2008 startete die Antikörper-Therapie. Viermal 28 Tage mit je zwei Wochen Pause dazwischen wurde sie intravenös mit Antikörpern versorgt. „Dafür war ich rund um die Uhr am Arm angestöpselt und trug ständig eine Tasche bei mir“, erinnert sie sich an manche umständliche, aber gern ertragene Prozedur im Alltag. Das Immunsystem musste auf Null gefahren werden, damit es das transplantierte Blut nicht abstößt.

    Spender war ausgefallen

    Eileen Csapo berichtet: „Nach diesen vier Zyklen Antikörper war die Leukämie zum ersten Mal nicht mehr nachweisbar. Nun war der optimale Zeitpunkt zur Transplantation gekommen. Zu dieser Zeit allerdings war der Spender, der nun schon über ein halbes Jahr für mich reserviert war, operiert worden und somit für drei Monate vom Spenden ausgeschlossen.“Die Ärzte rieten ihr ab, zu warten. So entschied sie sich für das Nabelschnurblut, mit dem man in Deutschland noch relativ wenig Erfahrung hat.

    Im Krankenhaus folgten nochmals eine Chemotherapie, eine weitere Antikörper-Therapie und eine Bestrahlung. Das Immunsystem wurde heruntergefahren. Eine Woche später, am 5. Juni 2009, wurde ihr mit vier Spritzen das Nabelschnurblut in die Vene transplantiert.

    Nabelschnurblut, so erklärt sie, ist das Blut eines Neugeborenen, dessen Mutter einverstanden ist, dass die Nabelschnur mit dem Restblut abgebunden, gereinigt und gekühlt gelagert wird. „Die Übereinstimmungen der Blutwerte müssen nicht hundertprozentig sein, weil Babyblut nicht so starke Reaktionen auslöst wie das eines Erwachsenen“, erläutert Csapo.

    Schon drei Wochen nach den vier Spritzen durfte Eileen Csapo nach Hause zu ihrer Familie. In der folgenden und noch laufenden sogenannten 100-Tage-Phase stellt sich heraus, ob ihr Körper das fremde Blut annimmt und mit ihm einen eigenen gesunden Blutkreislauf aufbaut, oder aber Abstoßungsreaktionen einsetzen. Sie nimmt starke Medikamente, die eine Antireaktion verhindern und nun langsam abgesetzt werden.

    Lebenswichtig ist auch, dass sich die 35-Jährige keine Infektion einfängt: „Bevor ich nach Hause kam, musste mein Mann Jürgen das ganze Haus grundreinigen. Alle Pflanzen mussten raus. Ich esse nur Durchgegartes. Ich trage Handschuhe und einen Mundschutz, wenn ich das Haus verlasse.“ Nicht nur Viren draußen warten auf ihren geschwächten Körper, auch schlummernde Bakterien im Körper können ausbrechen, weil das darniederliegende Immunsystem als Feuerwehr im Körper ausfällt.

    Ihre Familie, Ehemann Jürgen (39) und die Kinder Vanessa (9) und Erik (7) sind froh, dass Eileen Csapo auf dem Weg der Gesundung ist. Sie haben eine schwere Zeit hinter sich. Zwei Jahre vor der Transplantation, im Juni 2007, hieß die Diagnose Lymphdrüsenkrebs. Nach Chemotherapie und Bestrahlung galt sie im Januar 2008 als gesund. Am 11. April dann die niederschmetternde Nachricht: Es ist lymphatische Leukämie. Eileen Csapo schwebte in akuter Lebensgefahr und musste in der Würzburger Uniklinik bleiben. In den folgenden Wochen pendelte sich die Leukozytenanzahl auf fast normal ein. Doch nur eine Stammzellentransplantation konnte die damals 34-Jährige wirklich retten.

    Flut von Benefizveranstaltungen

    Die Freunde ihrer Eltern gründeten einen Freundeskreis „Hilfe für Eileen“ (wir berichteten ausführlich). Es setzte eine Flut von Benefizveranstaltungen und Spendenübergaben in Gambach, in Karlstadt und darüber hinaus ein. Beim Typisierungstermin am 20. September 2008 ließen 1153 Menschen zwischen 18 und 55 Jahren ihr Blut charakterisieren und sich in die Blutspenderdatei der DKMS eintragen. 90 000 Euro waren zuletzt auf dem Spendenkonto, mehr als für die Typisierung der 1153 Spender in Gambach notwendig waren. Deshalb gaben der Freundeskreis und Eileen Csapo den Rest von über 32 000 Euro frei für die Hilfe für den jungen, an Leukämie erkrankten Tobias in Schweinfurt.

    Daten & Fakten

    Als Nabelschnurblut, auch Plazentarestblut genannt, bezeichnet man das nach der Abnabelung des Kindes noch in Nabelschnur und Plazenta befindliche kindliche Blut. Seit Ende der 1980er Jahre weiß man, dass Nabelschnurblut reich an Stammzellen ist, die in der Lage sind, das blutbildende System wiederherzustellen. Der Grund dafür ist die Wanderung der Blutbildung, die während der fetalen Entwicklung in Leber und Milz ansässig ist, in das Knochenmark. Diese Wanderung erfolgt im letzten Schwangerschaftsdrittel über den Blutkreislauf des Kindes. Dadurch finden sich zum Zeitpunkt der Geburt im Blut des Kindes und damit auch im Restblut von Nabelschnur und Plazenta außergewöhnlich viele Stammzellen (Wikipedia).

    Online-Tipp

    Weitere Artikel zum Fall Eileen Csapo im Internet unter http://mainspessarrt.mainpost.de

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