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RETZSTADT: Holz ist sein Hobby

RETZSTADT

Holz ist sein Hobby

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    Da fliegen die Späne: Mit einem Meißel bearbeitet Klaus Nun ein Stück Holz, das er an seiner nachgebauten Wippdrehbank zwischen zwei Metallspitzen befestigt hat.
    Da fliegen die Späne: Mit einem Meißel bearbeitet Klaus Nun ein Stück Holz, das er an seiner nachgebauten Wippdrehbank zwischen zwei Metallspitzen befestigt hat. Foto: Foto: JOCHEN JÖRG

    Wer sich im Haus von Klaus Nun umsieht, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Schränke, Kommoden, Regale – fast alle Holzmöbel hat der Retzstadter selbst gefertigt. Dabei hat er nie das Schreinerhandwerk gelernt, er ist Dreher. „Die Arbeit mit Holz hat mich aber schon immer fasziniert und ist mein größtes Hobby“, sagt Nun, der an diesem Donnerstag seinen 55. Geburtstag feiert.

    Im Keller kommt diese Leidenschaft noch deutlicher zum Vorschein. Hier hat Nun seine Werkstatt, in der er einen Gutteil seiner Freizeit verbringt – hier entstehen auch seine hölzernen Kunstwerke, die meisten davon haben einen praktischen Nutzen. Schüsseln gehören dazu, Kugeln, Vasen, Teller und anderes Handwerkszeug. „Mir fällt eigentlich immer etwas ein, was ich herstellen könnte“, sagt Nun.

    Das Material, das er verarbeitet, vermachen ihm meist Leute aus Retzstadt, die genau wissen, aus welchem Holze Nun geschnitzt ist. Wenn ein Baum oder ein Ast eine untypische oder gar schadhafte Stelle hat, ist das für den Bastler besonders reizvoll. „Gerade dadurch wird das Ergebnis erst einzigartig“, sagt er. Zum Beweis holt Nun eine Schale, die er aus einem alten Nussbaum gedrechselt hat. Der Stamm hatte ein großes Loch, das Nun teilweise eingearbeitet hat. Dort, wo der Rand der Schale durch das Loch ein paar Zentimeter unterbrochen ist, hat Nun zwei Lederriemen befestigt, die sich überkreuzen. Sie verhindern, dass etwas aus der Schale fallen kann.

    Menschen, die sich für Nuns Arbeiten interessieren, gibt es genug. Beim Hobbykünstlermarkt „Retschter Gewächse“, der am Sonntag, 16. November, zum vierten Mal seit 2009 stattfindet (siehe Infokasten), war er bislang immer dabei – und er hat ganz gute Geschäfte gemacht. Auch diesmal wird sich Nun beteiligen und seine neuesten Werke vorstellen und einige auch zum Verkauf anbieten. Nicht alle, wohl gemerkt. „Es fällt mir schwer, mich von manchen Teilen zu trennen“, sagt Nun. „Wenn ich mit Holz arbeite, baue ich zu jedem Stück eine gewisse Verbindung auf.“

    Eine von Nuns außergewöhnlichsten Tüfteleien wird es beim Markt im alten Kindergarten nicht zu sehen geben: eine Wippdrehbank. „Dafür ist leider nicht genug Platz“, sagt er. Selbst aus seinem Haus hat er das Gerät ausquartiert – es steht jetzt in seiner Scheune an der Thüngener Straße, oben bei den Weinbergen. Mit einer Wippdrehbank wie dieser wurde schon vor Hunderten von Jahren gearbeitet.

    Die Funktionsweise ist genial einfach: Die Antriebsschnur ist zwischen einer biegsamen Stange, der „Wippe“, und einem Trittpedal am Boden gespannt und um das Ende des zu bearbeitenden Holzes geschlungen. Tritt der Drechsler auf das Pedal, dreht sich das waagerecht eingespannte Werkstück, die „Wippe“ sorgt dabei für die Gegenbewegung. Nun muss nur noch der Meißel an das Holz gehalten werden – schon fliegen die Späne und das Holz bekommt nach und nach seine gewünschte Form.

    Als Nun in einem seiner vielen Bücher über das Drechselhandwerk gelesen hat, war ihm die Skizze einer Wippdrehbank aufgefallen. Auf seinen Nachbau ist er stolz – so sehr, dass er das gute Stück gerne auch anderen zeigt und vorführt. Das erste Mal beim Dorfjubiläum „1225 Jahre Thüngen“, dann bei der 825-Jahrfeier in Höllrich. „Die Kinder dachten, das wäre eine riesige Steinschleuder“, erinnert sich Nun lachend. Das lag daran, dass der Haselnussstock, der bei der Drehbank als „Wippe“ dient, von einem schweren Stein am Boden gehalten wird. Doch nicht nur Kinder kamen beim Anblick von Nuns Konstruktion ins Staunen. Auch gelernte Schreiner wollten wissen, wie er die Drehbank hergestellt hat und wie genau sie bedient wird. Im nächsten Jahr wird Nun gewiss wieder viele neugierige Blicke auf sich und seine Arbeiten ziehen, denn er ist schon wieder bei einem großen Jubiläum gebucht: bei den Feierlichkeiten zum 1000-jährigen Bestehen von Duttenbrunn.

    Wenn der Retzstadter in seiner Freizeit mal nicht in der Werkstatt ist, dann gibt es zwei Orte, an denen er am wahrscheinlichsten anzutreffen ist: im Wald oder in seinem Weinberg. Insgesamt drei Hektar Wald nennt Nun sein Eigen, etwa die Hälfte davon hat er selbst gepflanzt. Sein Vater, der Vollerwerbslandwirt war, hatte ihm einst einen Acker vererbt, den Klaus Nun dann erstaufgeforstet hat. Sein Weinberg in der Lage „Beeten“ ist nicht ganz so groß: Er umfasst 0,4 Hektar, auf denen sich 1650 Rebstöcke in 29 Zeilen befinden.

    Jetzt, da die kalte Jahreszeit gekommen ist, zieht es Nun wieder vermehrt in seine Werkstatt. An der Türe hängt ein Poster von Schalke 04. „Bei uns in der Familie sind alle Schalke-Fans“, sagt Nun. „Ich bin es seit den frühesten siebziger Jahren.“ Links hinten in der Ecke steht seine Drechselmaschine, im gesamten Raum stapeln sich kunstvoll gestaltete Dinge aus Holz und jede Menge Werkzeug. Noch am Nachmittag wird Nun das Gerät wieder anwerfen. Vor ein paar Tagen hat er von einem Bekannten den dicken Stamm eines alten Haselnussstrauchs geschenkt bekommen. „Daran werde ich mich als Nächstes machen.“

    Hobbykünstlermarkt

    „Retschter Gewächse“ nennt sich die Veranstaltung, die am Sonntag, 16. November, bereits zum vierten Mal stattfindet. Von 12.30 bis 19 Uhr finden Interessierte im Innenhof des alten Kindergartens, in der Bücherei und in der GWF-Weinstube kreative Arbeiten und Produkte von Künstlern und Geschäftsleuten, die ausschließlich aus dem Ort stammen. Der Zeitplan: 13.30 Uhr Begrüßung durch Bürgermeister Karl Gerhard, 14 Uhr Ponyreiten, 15 Uhr Märchenstunde mit Karola Graf, 17 Uhr Standkonzert mit den Retzstadter Musikanten.

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