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RIENECK: Holzrücken mit Kaltblütern: Geballte Kraft auf vier Hufen

RIENECK

Holzrücken mit Kaltblütern: Geballte Kraft auf vier Hufen

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    Der Sieger: Anton Laux zeigte im Einspänner (Bild) und im Zweispänner mit den Ardennen-Kaltblütern beste Rückearbeit und sicherte sich mit präzisen Vorführungen den Pokal der Holzrückemeisterschaften.
    Der Sieger: Anton Laux zeigte im Einspänner (Bild) und im Zweispänner mit den Ardennen-Kaltblütern beste Rückearbeit und sicherte sich mit präzisen Vorführungen den Pokal der Holzrückemeisterschaften.

    Auf dem Festplatz in den Sinnwiesen ist immer etwas los: Über 40 Musikkapellen musizierten dort vor Kurzem, vor einer Woche trafen sich Biker dort und nun trabten Kaltblüter über die Wiese. Zum dritten Mal trug die IG Zugpferde Bayern die offenen bayerischen Meisterschaften im Holzrücken in Rieneck aus.

    Bürgermeister Wolfgang Küber und Klaus Bernhardt vom Amt für Landwirtschaft und Forsten hießen unter den Startern aus ganz Deutschland und Österreich europäische, deutsche und bayerische Meister willkommen. Zwar spielt der Wettbewerb um Punkte und Plätze eher eine untergeordnete Rolle, doch gaben Ross und Reiter der 21 Einspänner und zehn Zweispänner alles. Moderator Matthias Rensing, amtierender Europameister, erklärte den vielen Zuschauern die Aufgabenbei den einzelnen Hindernissen, die sich eng an die Arbeit beim Holzrücken im Wald anlehnen. So muss das Pferd rückwärts durch eine enge Gasse laufen, soll den angebundenen Stamm durch Korridore, um Ecken, über Brücken oder im Kreis bewegen, ohne Begrenzungspfosten umzustoßen. Feingefühl erfordert das Schieben eines Holzklotzes, der punktgenauen abgelegt werden muss.

    Beiderseitiges Vertrauen

    Viel Beifall zollte das mehr und mehr fachkundig werdende Publikum dem Zusammenspiel von Mensch und Pferd, mit jedem weiteren Starter wurde deutlicher, worauf es in dem Parcours ankommt. Dazu trugen vor allem die sachlichen Kommentare des Sprechers sowie die Erklärungen der wartenden Teilnehmer bei, die gerne Rede und Antwort standen. So lernte man, dass jeder Führer seine eigenen Kommandos hat, dass die exakte Lage des Geschirrs über der hinteren Kniekehle wichtig ist, ein bisschen tiefer würde die Achillessehne verletzen. Das Wichtigste aber ist, der absolut ruhige Umgang mit dem Pferd; nur so entsteht beidseitiges Vertrauen. Das gilt besonders für die Arbeit im Forst.

    Die drei weiblichen Teilnehmer fielen wegen ihrer eher zierlichen Pferde auf, die beim Holzrücken aber ebenso gefragt sind. „Je steiler das Gelände, umso kleinere Pferde sind am besten geeignet“, erklärte der Moderator und wies auf die Holzrückearbeit in Südtirol hin. Auch der Nachwuchs zeigte sein Können und war mit drei Gespannen außer Wertung im Wettbewerb.

    Gegründet wurde der Verein IG Zugpferde vor etwa 30 Jahren von einem Liebhaber des Holzrückens aus Frankfurt, ein Tierarzt hat die Arbeit fortgeführt, heute ist die Bewegung europaweit vertreten. Den bayerischen Verband leitet Peter Niebauer aus Mömbris mit Stellvertreter Helmut Prestel. Er hatte am Vortag angereisten Holzrücker am Abend zur Feier seines 60. Geburtstages eingeladen. Natürlich schläft ein Holzrücker bei seinem Pferd – im Zelt, Wohnwagen oder wie Frank Brinkmann, ein Manager aus dem Westerwald, im Pferdeanhänger. „Es schläft sich hier prima, das Pferd außerhalb spürt unsere Nähe und ist ruhig, bei halb offenem Verschlag ist es fast wie in der Natur“, schwärmt er und bereitet den achtjährigen westfälischen Kaltblüter auf die Nacht vor. Gewinnen wird er nicht, meint er, aber er hat auch bei einem guten Abschneiden im Mittelfeld Spaß. Das Hobby, das in seiner Arbeitsstelle bei den Bayer-Werken oft belächelt wird, will er nicht mehr missen. „Bester wird sicher wieder der Laux Anton aus Biberach mit den beiden 18-jährigen Ardenner Kaltblütern, ein ganz erfahrenes Team“, ist sich Brinkmann sicher.

    Und so kam es: Ruhig, zügig und sicher absolvierte Laux den Parcours und siegte sowohl bei den Einspännern als auch bei den Zweispännern. Auf die weiteren Plätze kamen: Einspänner: Mike Jakob (Thüringen), der bayerische Meister Tom Richter, Jens Nattermann (Thüringen) und Reinhard Hundsdorfer (Bayern). Bei den Zweispännern kam Rainer Satzinger (Bayern) auf Platz zwei, gefolgt von Karl-Friedrich Becker (Nordrhein-Westfalen), Uwe Hilleke (Hessen) und Tom Richter (Bayern).

    Die Sieger erhielten Pokale und Präsente in Form von gefüllten Brotzeitbeuteln, gestiftet von den beteiligten Orten Gemünden, Lohr, Burgsinn und Rieneck. Bürgermeister Küber als Ausrichter und Vorsitzender Niebauer danken allen Helfern – den Sprechern, der Security, der Tierärztin und dem Team aus Hohenroth für die große Unterstützung. Ein Streichelzoo, Ponyreiten und Kutschfahrten des Reitvereins, Infostände der „Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen“, eine Kaffeestube des Tierschutzbunds und Verpflegungsstände der Gastronomen rundeten das Programm ab. Und geistlicher Beistand fehlte ebenso wenig: Pfarrer Peter Rüb hatte die Pferde vor dem Wettbewerb gesegnet.

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