Die Flüchtlinge haben das „Atlantis“ verlassen. Das erklärten der ehrenamtliche Helferkreis in Gemünden, das Netzwerk Asyl, sowie das Landratsamt Main-Spessart. Am Donnerstag sind die letzten der in dem ehemaligen Hotel untergeberachten Flüchtlinge in andere Unterkünfte im Landkreis Main-Spessart und im Landkreis Kitzingen untergebracht worden. Angekündigt war zunächst ein Auszug Ende August, dieser wurde nun vorverlegt.
Etwas wehmütig blickt Hermann Burkard vom Netzwerk Asyl auf die Entwicklung. Das Engagement der Helfer sei unglaublich gewesen. Doch insgesamt ist er auch erleichtert: „Ich bin nicht so traurig, dass das Atlantis weg ist“, sagt der Flüchtlingshelfer. Für ihn war das Hotel nämlich kein idealer Ort zur Integration der Flüchtlinge. Keine geeigneten Außenflächen für die Kinder, keine unmittelbare Nachbarschaft und die Gemündener seien vom Sicherheitsdienst abgeschreckt worden.
„Wir haben es sehr bedauert, dass es keinen Zugang für die Bevölkerung gab“, erklärt Burkard. Die Möglichkeit der Begegnung und Nachbarschaft, wie in der Flüchtlingsunterkunft in der Gartenstraße, ist für ihn ein wichtiger Faktor.
Schnelligkeit problematisch
Der Auszug der Flüchtlinge erfolgte zwischen dem 1. und 10. August und wurde vom Landkreis organisiert. Wegen „urlaubsbedingter Abwesenheit von Mitarbeitern des Landratsamtes ab kommender Woche“, sei der Auszug zu diesem Termin durchgeführt worden, erklärte eine Sprecherin des Landratsamtes Main-Spessart am Freitag auf Anfrage.
Burkard äußerte sich kritisch über die schnelle Verlegung und konnte dabei auch Probleme beobachten. So gab es einen Fall, in dem Familienmitglieder voneinander getrennt werden sollten. „Das wurde dann auch korrigiert“, erklärt Burkard. Auch hätten Kinder aus dem Atlantis an einem Ferienlager teilgenommen und hätten bei ihrer Rückkehr ihre Eltern nicht mehr vorgefunden. Dies wurde jedoch ebenfalls geklärt.
Die Eile habe unter anderem auch dazu geführt, dass ein Flüchtling die Prüfung seines Integrationskurses nicht abschließen konnte. Auch die Frage, ob die Asylsuchenden ihre Kurse an der Volkshochschule Gemünden-Lohr abschließen können, ist nicht geklärt.
Weiter Handlungsbedarf
„Ein Teil der Flüchtlinge wurde im Landkreis Kitzingen untergebracht. Die übrigen Flüchtlinge wurden in der Jugendherberge Lohr sowie in mehreren weiteren dezentralen Einrichtungen im Landkreis Main-Spessart untergebracht, die das Landratsamt schon länger angemietet hat und nutzt“, erklärte eine Sprecherin des Landratsamts.
Nach Angaben von Burkard sollen einige der Flüchtlinge in einem Neubau in Karlstadt untergebracht werden. Dieser sei aber noch nicht fertig, die Unterbringung daher erst in zwei oder drei Wochen möglich. Die Unterbringung auf dem Land sieht er, aufgrund von fehlender Infrastruktur und Mobilität, kritisch. Der weitere Umzug in den Neubau nach Karlstadt wäre daher „ein echter Fortschritt“, sagt der Helfer.
Einige bereits anerkannte Flüchtlinge aus dem Atlantis werden in Gemünden bleiben. „Die meisten sind ordentlich untergebracht in Wohnungen des St.-Bruno-Werks“, erklärt Burkard. Doch auch in dem Fall sieht das Netzwerk Asyl Herausforderungen. Weitere Hilfen zur Integration sind daher geplant.
Verhandlungen um GU gescheitert
Im Herbst 2015 wurde der Hotelbetrieb im Atlantis geschlossen, das Gebäude wurde von der Regierung von Unterfranken als Flüchtlingsunterkunft angemietet. Später erfolgte auch die Nutzung als Erstaufnahmestelle für die überfüllte Einrichtung in Schweinfurt. Rund 100 Menschen fanden im Atlantis Zuflucht. Die Regierung von Unterfranken strebte an, das ehemalige Hotel in eine dauerhafte Gemeinschaftsunterkunft (GU) umzuwandeln.
Bürgermeister und Stadtrat sprachen sich mit großer Mehrheit gegen diesen Schritt aus. Ziel der Stadt ist, das Atlantis wieder als Hotel nutzen zu können. Die Verhandlungen zwischen Regierung und Eigentümern des Hotels scheiterten letztlich, sodass es nun geräumt werden musste.