Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Gemünden
Icon Pfeil nach unten

BISCHBRUNN/KARLSTADT: Hundetraining für den Menschen

BISCHBRUNN/KARLSTADT

Hundetraining für den Menschen

    • |
    • |
    Hundewetter: Hundetrainerin Jutta Winkler aus Bischbrunn (links) ist bei fast jedem Wetter mit ihren „Schülern“ draußen.
    Hundewetter: Hundetrainerin Jutta Winkler aus Bischbrunn (links) ist bei fast jedem Wetter mit ihren „Schülern“ draußen. Foto: Foto: Dorothea Fischer

    Die schneeweißen Golden Retriever „Nigel“ und „Abigail“ hören aufs Wort. Kein Wunder: Sie genossen die liebevolle Ausbildung bei Hundetrainerin Jutta Winkler. Als der Rüde „Nigel“ vor elf Jahren in Winklers Familie kam, war er alles andere als einfach, erinnert sich die 44-Jährige: „Er mochte einfach keine Menschen.“ Heute weiß Winkler, dass sie sehr unerfahren handelte. Sie suchte sich das Haustier nach äußeren Merkmalen aus, achtete nicht auf auffälliges Verhalten.

    Das Training bei verschiedenen Hundeschulen brachte wenig Erfolg – für Winkler aber kein Grund aufzugeben. Sie besuchte selbst Seminare und Symposien. Dort lernte sie vor allem eines, was für sie der Schlüssel beim Umgang mit den Vierbeinern ist: „Eine Hundeschule ist eine Schule für Menschen.“ Das heißt: Der Halter muss seinen Hund verstehen und sein Verhalten an ihm ausrichten, nicht umgekehrt.

    In der Folge sprachen Bekannte Winkler immer wieder an, wenn sie Probleme mit ihren Tieren hatten. Und schließlich entschied Winkler sich, ihr Hobby zum Beruf zu machen: Im Jahr 2006 gründete sie ihre mobile Hundeschule. Vor knapp vier Jahren kam Hündin „Abigail“ in die Familie. „Ich wusste, auf was ich bei der Auswahl achten musste“, sagt Winkler. Und sie lag anscheinend richtig, denn das Verhalten des zum Begleithund ausgebildeten Tieres sei vorbildlich.

    Spaß und Arbeit

    Winkler arbeitet mit ihren „Schülern“ nicht nur auf dem eingezäunten Übungsplatz in Bischbrunn. „Je nachdem, wie erfahren die Hunde bereits sind, werden sie verschiedenen Reizen ausgesetzt“, sagt Winkler. So lernen sie Kommandos zu befolgen, verschiedene Untergründe kennenzulernen, an der Leine zu gehen, sich in der Stadt, am Wasser oder im Wald zurechtzufinden. Spaß haben sie auch beim Hindernislauf, bei der Fährtensuche oder beim Apportieren.

    Es geht bei den Übungen auch um die Sozialisierung der Hunde; also wie verhalten sie sich gegenüber anderen Tieren oder Menschen. „Mir ist es wichtig, dass jeder Hund und seine Situation individuell betrachtet werden und die Erziehung darauf abgestimmt ist“, so die Hundetrainerin. Jungen Hunden fällt es schwer – ähnlich wie kleinen Kindern – sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren. Um ihnen eine Auszeit zu verschaffen, bekommen die Vierbeiner daher Spielpausen. Die Hundehalter haben derweil theoretischen Unterricht.

    Umfeld erkunden

    Und immer wieder ist es Grundlage des Trainings, die Menschen zu schulen. Zum Beispiel, indem sich der Halter fragt: Wie muss ich handeln, damit der Hund versteht, was er tun soll? Winkler nimmt sich Zeit, das gesamte Lebensumfeld des Hundes zu analysieren: Welche Erwartungen haben die Menschen an diesen Hund? Welches Verhalten zeigt er? Ist er gesund? Denn auch das könnte die Ursache für aggressives Verhalten sein. Es liegt ihr zudem daran, dass Hund und Halter positiv gestimmt sind, wenn eine Einheit beendet ist.

    Um einen einheitlichen Standard zu schaffen, was die Ausbildung von Hunden angeht, hatte der Gesetzgeber entschieden, dass ab 1. August alle gewerbsmäßigen Hundeschulen, -pensionen und diejenigen, die Jagd-, Blinden- oder Wachhunde ausbilden oder Verhaltenstherapien für Hunde anbieten, einen Befähigungsnachweis erbringen müssen.

    Für Jutta Winkler war das ein Schock: „Ich habe zuvor bereits viele Seminare besucht und Zertifikate über die Teilnahme erhalten.“ Und jetzt sollen die Vorkenntnisse nichts gelten? Grundsätzlich findet sie es gut, dass ein Regelwerk geschaffen wurde.

    „Jetzt kann man die Spreu vom Weizen trennen“, sagt sie und meint damit, dass die Ausbildung von Hund und Halter zukünftig zumindest einmaligen „Qualitätskontrollen“ unterliegt. Allerdings mit etwas Wehmut, denn von diesen Vorschriften sind Vereine ausgenommen. „Entweder geht es um Tierschutz oder ums Geld“, stellt Winkler ihre Meinung dar.

    Um ihre Hundeschule weiterhin betreiben zu können, absolvierte sie die vorgeschriebenen Prüfungen. Der Knackpunkt war für sie allerdings, dass sie keine Ahnung hatte, was auf sie zukommt. Lediglich die Themengebiete waren bekannt und es wurde eine lange Liste an Literatur zur Vorbereitung empfohlen. Selbst als „Frau vom Fach“ bereitete sich Winkler intensiv vor. Rund 140 Stunden hat sie gebüffelt – erst für einen Fachfragentest am Computer, dann für die Theorieprüfung.

    Praktische Prüfung

    Bei der praktischen Prüfung, bei der sie zum Beispiel einem Hunde-Halter-Gespann ihrer Wahl neue Kommandos beibringen und verhaltensauffällige Vierbeiner analysieren sollte, fühlte sie sich in ihrem Element. Geprüft wurde sie dabei von der Tierärztin Anja Gold aus Rattelsdorf bei Bamberg und Melanie Schölzel Marques vom Veterinäramt Main-Spessart.

    „Diese Prüfung war schwer, aber fair“, resümiert Winkler. Und zu schaffen – wie sie selbst bewies. Stolz ist sie darauf, dass das Prüfungsgespann sie für ihre besonders guten Leistungen lobte. „Das Schlimmste, was hätte passieren können, wäre gewesen, dass ich eine Prüfung nochmals machen müsste“, sagt sie. Auch Martin Korneli, Leiter des Staatlichen Veterinäramtes am Landratsamt Main-Spessart in Karlstadt, bestätigt: „Für jemanden, der sich entsprechend vorbereitet hat, ist das durchaus machbar.“

    Was Winkler nicht verstehen kann: Noch immer gibt es Verweigerer, die sich gegen die Erlaubnispflicht wehren. „Ihnen sind der Lernaufwand oder die Kosten zu hoch“, weiß sie von anderen Hundetrainern. „Ich halte jedoch nichts davon, sich gegen das Gesetz zu stellen.“ Auch Korneli bestätigt: „Wir haben alle informiert.“ Doch nicht jeder habe bisher an den Prüfungen teilgenommen. Wie mit jenen verfahren wird, die sich weigern, das kann auch er noch nicht sagen. Aber sicher ist: „Wenn kein Sachkundenachweis vorliegt, dürfen sie nicht weitermachen.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden