(wde) Früher verfeuerte Christoph Freiherr von Hutten im Steinbacher Schloss rund 50 000 Liter Heizöl im Jahr. Nach der Umstellung der Heizanlage auf Hackschnitzel sind es rund 500 Kubikmeter geschreddertes Holz aus dem eigenen Wald.
Die neue Schlossheizung passte bestens zum Fachvortrag „Holz als Energieträger der Zukunft“, den der Agrar- und Forstenergieberater Dr. Arno Strehler (Straubing) am Dienstag im Steinbacher Schloss vor einem rund 60-köpfigen Publikum (Forstleute, Architekten, Bankleute und Politiker) hielt. Strehler ist der Ehemann von Christoph von Huttens Mutter.
Laut Strehler hat die Verbrennung fossiler Brennstoffe negative Folgen für das Klima wie extreme Witterungen, Temperaturerhöhung, Ansteigen des Meeresspiegels und Ausdehnung der Trockengebiete. Verantwortlich gemacht wird dafür im Allgemeinen das bei der Verbrennung entstehende Kohlendioxid (CO•).
Deshalb muss man nach Strehlers Ansicht einem weiteren Anstieg des CO•-Ausstoßes entgegenwirken. Zum einen durch Einsparungen bei Kohle, Erdöl und Erdgas. Zum anderen durch Nutzung regenerativer Energien wie Sonne oder Biomasse. Das Verbrennen von Holz ist nach vorherrschender wissenschaftlicher Meinung CO•-neutral.
Laut Strehler entspricht der Heizwert von 2,5 Kilo trockenem Holz dem von einem Liter Heizöl. Mit Holz beziehungsweise Holzhackschnitzeln oder Holzpellets kann man seinen Worten zufolge Einzelöfen, eine Zentralheizung oder auch Heizkraftwerke befeuern.
Gerade der waldreiche Lohrer Raum sei für Holzheizkraftwerke ideal, ließ er durchblicken. Bislang habe „man da irgendwas verschlafen“, sagte Strehler mit Blick auf knapper und damit voraussichtlich immer teurer werdendes Öl und Gas.
Jacobs: „Eine Vision für Lohr“
Eingeladen zu dem Abend und zur Auseinandersetzung mit Holz als Energieträger hatte die Raiffeisenbank Lohr. Die Genossenschaftsbank befasse sich mit diesem Thema, weil der Wald im Lohrer Raum ein Stück Heimat und Lebensraum sei, sagte Vorstand Bernd Jacobs. Außerdem werde der Wald „zunehmend als Investitionsmöglichkeit entdeckt“. Jacobs zeigte eine Grafik aus Focus Money, wonach je nach Standort des Waldes Renditen zwischen 8 und 25 Prozent versprochen wurden.
Die Raiffeisenbank Lohr verstehe sich als Finanzierungspartner für Investoren in Sachen der regionalen Land- und Forstwirtschaft. Jacobs brachte in diesem Zusammenhang die Gründung einer Energiegenossenschaft ins Spiel, was aus seiner Sicht „eine Vision für Lohr“ wäre. Bayernweit gebe es bereits rund 60 solcher Energiegenossenschaften, deren Wertschöpfung für die Region sechsmal so hoch sei, wie beim Heizen mit Öl.
Laut Jacobs gibt es im Landkreis Main-Spessart einen Holzvorrat von 22 Millionen Festmetern. Würde man dieses Holz auf einen Zug packen reichte der seinen Worten nach von Deutschland bis in die Mongolei. Den jährlichen Holzzuwachs im Landkreis bezifferte er auf 730 000 Festmeter.
Kraftwerk fürs Krankenhaus?
Klar, dass die Thematik Heizen mit Holz bei Stadtrat Michael Kleinfeller gut ankam, denn der CSU-Mann macht sich seit langem für die Errichtung von Hackschnitzelheizungen in Lohr stark. Am Dienstag meinte er, dass sich ein Hackschnitzelkraftwerk „fast schon alleine“ für das Krankenhaus in Lohr rechnen würde. Allerdings habe man das Problem, dass die Stadt Lohr Teilhaber an der Energieversorgung Lohr/Karlstadt und Umgebung sei.
Klaus Bernhart, Leiter des Referats Privat- und Körperschaftswald am Forstministerium in München, fasste die Sache so zusammen: „Der Dreh- und Angelpunkt ist der, dass man jemanden braucht, der investiert.“
CSU-Kreisvorsitzender Klaus Bittermann wollte von Strehler wissen, was dieser dem Lohrer Bürgermeister raten würde. Die Bürger müssten die Möglichkeit bekommen, sich über den Energieträger Holz zu informieren. Dazu seien Vortragsveranstaltungen sinnvoll.