Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Lohr
Icon Pfeil nach unten

LOHR: Ich rede ganz viel über Sex

LOHR

Ich rede ganz viel über Sex

    • |
    • |
    Stand-Up-Comedian: Lisa Feller zog ihr Publikum auf der Lohrer Franziskushöhe in ihren Bann.
    Stand-Up-Comedian: Lisa Feller zog ihr Publikum auf der Lohrer Franziskushöhe in ihren Bann. Foto: Foto: Büdel

    Ihr Thema ist vor allem eins: Die vielstrapazierte Beziehungskiste zwischen Mann und Frau. Lisa Feller, bekannt aus der „Schillerstraße“ auf Sat.1, stand am Samstagabend mit ihrem Soloprogramm „Kill Bernd“ auf der Kleinkunstbühne der Franziskushöhe.

    „Es ist das lustigste, beste und tollste Programm, das ich je gemacht habe“, kündigt der „neue Shootingstar der Comedy“ den 60 Zuschauern an. Um hinzuzufügen: „Es ist mein erstes“. Die Rede ist von „Kill Bernd – aber vorher bringt er noch den Müll runter“, eine Hommage an Quentin Tarantinos „Kill Bill“. Lisa Feller weiß, wie sie ihre eigene Sicht der Dinge pointiert darlegen kann und sagt: „So manch offene Türe ist bei näherem Hinsehen eine Glastüre“.

    Trotz des gezückten Samurai-Schwertes im Bühnenbild bleibt der Inhalt aber überraschungsfrei. Neue Wege werden nicht beschritten. Die 34-Jährige bedient sämtliche Klischees mit typischen Comedy-Themen und oft wiederkehrenden Charakteren. Von Zwistigkeiten im Ehealltag über Umzugsstress bis zum Arztbesuch. Was sich wie ein roter Faden durchs Programm zieht, ist Sex, Sex und nochmals Sex.

    Die Blondine mit wippendem Pferdeschwanz im rot-weiß Karierten warnt: „Ich rede ganz viel über Sex“. Genau das ist es, was ein Zuschauerpaar zur Pause das Feld räumen lässt. Kein Problem damit hat Nicholas in der ersten Reihe, dem Feller rät: „Kind, mach die Ohren zu. Der Papa erklärt's daheim“. Der Unterstufen-Gymnasiast nimmt's gelassen und lacht lauthals über die Kalauer der Quasselstrippe, die ihm vor dem zweiten Programmteil zuruft: „Wir haben noch ein paar schlimme Minuten, da müssen wir durch“.

    Lässt sich auch über die Aussagekraft des Programms streiten, eines ist sicher: Lisa Feller fährt gut auf dieser Humorschiene. Ihre Körpersprache ist ausdrucksstark. Sie versteht es, in Grimassen zu erstarren und in Mimik zu schwelgen. „Beziehungen sind wie der A1. Nicht schön, aber für den Verkehr unheimlich wichtig“, lautet eine Botschaft ihres Rachefeldzuges. Bernd – aus den Pizzaresten seiner WG gemeißelt – symbolisiert den Angetrauten, der beim Thema „Sex mit der Ex“ ins Schwärmen gerät. Wie reagiert die Ehefrau darauf? „Wie eine alkoholisierte Ehebrecherin im Iran – nämlich kopflos“ – inklusive der Entschuldigung, „ihn von der Champions League in die Kreisklasse geballert“ zu haben.

    Das Patentrezept für nahezu jedes zwischenmenschliche Problem lautet: „Wenn die Beweise erdrückend sind, leugnen nur die Dummen“. Zu den Dummen zählt die Stand-Up-Comedian gewiss nicht. Ihr Kommentar zu Hormonen: „Sie vernebeln nur das Gehirn. Man fühlt sich wie nach einer Moselrundfahrt mit Amy Winehouse“. Auch Glücksmomente nennt Feller ihr Eigen und sei es nur „gerade noch nach Hause zu kommen, wenn man dringend pinkeln muss“. Kinder sind für sie der „Beziehungselchtest“ schlechthin: „Die Eltern möchte ich sehen, die am Frühstückstisch noch Forsthaus Falkenau spielen“. Während Lisa der romantische Abend mit 75 Kerzen und noch mehr Rosenblättern vorschwebt, schiebt der Leibesfruchtmiterzeuger einen „Porno-Ruckelfilm“ rein. Aber: „Wer wird bei so 'nem Teil scharf?“.

    Szenenwechsel: Schlechte Karten hat die Patientin, die vor dem Gynäkologentermin das Intim- mit Glitzerspray verwechselt. Die Komikerin setzt auf den Dialog mit dem Publikum, im Visier immer wieder Ewald aus der dritten Reihe. Die anfängliche Zurückhaltung lockert sie mit dem Rat zur gegenseitigen Rückenmassage auf. „Ich rede ganz viel über Sex“, hatte die westfälische Frohnatur am Anfang ihres zweistündigen Soloprogrammes angekündigt. Man sollte sie zumindest in diesem Punkt beim Wort nehmen. Aber reicht das für ein gutes Comedy-Programm?

    Lisa Feller

    Geboren wurde Lisa Feller am 15. Mai 1976 in Düsseldorf. In Münster studierte sie Grundschullehramt. Die ehemalige Radio-Q-Moderatorin ist Stand-Up-Comedian im Fernsehen und auf Kreuzfahrtschiffen, Schauspielerin, Mitglied des Placebotheaters in Münster, Mutter eines kleinen Sohnes und Süßigkeiten-Junkie. Wenn sie Lust auf Sport verspürt, legt sie sich nach ihrer eigenen Aussage erst einmal hin, bis der Anfall vorüber ist.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden