Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Karlstadt
Icon Pfeil nach unten

Ideale Mixtur: Forschung und Lehre

Karlstadt

Ideale Mixtur: Forschung und Lehre

    • |
    • |
    Ideale Mixtur: Forschung und Lehre
    Ideale Mixtur: Forschung und Lehre Foto: FOTO PRIVAT

    Bei Rückblick auf seine Berufsentscheidung sagt Gold heute noch: "Es ist schwer sich nach der Schule sofort zu entscheiden, wenn einem viele Fächer gelegen haben." Am damals im Aufbau befindlichen Johann-Schöner-Gymnasium (JSG) in Karlstadt waren viele junge, engagierte Lehrer, die ihm Spaß an naturwissenschaftlichen Fächern vermittelt hatten, beispielsweise Harry Antoni, Peter Gressert-Stroh und Wolfgang Rupp. Er hofft, "dass das JSG hoffentlich heute noch genauso viel Ausstrahlung hat wie in den 70er Jahren".

    Kurzzeitig dachte er sogar daran, Gymnasiallehrer zu werden. Er habe aber neben der Lehre immer auch Neues angehen wollen. "Als Hochschullehrer geht Gott sei Dank beides, man kann junge motivierte Studenten genauso in Lehre und Forschung betreuen, wie ich es mir gewünscht habe."

    Das Medizinstudium schien Golds Erwartungen am besten entgegenzukommen. Nach den ersten steinigen Jahren dieses Studiums wurde es in den klinischen Semestern zunehmend interessanter, "wenn man merkt, was einem am besten liegt". So galt sein Interesse der Inneren Medizin. Als dann die Neurologie dazu kam, wusste er, dass er diese Richtung einschlagen wollte.

    Nach dem Wehrdienst als Arzt, den Mitte der 80er Jahre praktisch noch alle Kollegen nach dem Studium ableisten mussten, begann Ralf Gold an der Neurologischen Universitätsklinik in Würzburg. Über seinen ersten Chef, Professor Hans-Georg Mertens, sagt er: "Er war schon Ende 60 und strahlte viel Weisheit und Güte aus, aber auch die Erfahrung von über 40 Berufsjahren, die für mich als jungen Mitarbeiter faszinierend war."

    Mertens hatte eine Grundlagenforschungs-Einrichtung, die klinische Forschungsgruppe für Multiple Sklerose (MS) der Max-Planck Gesellschaft, nach Würzburg geholt. Fasziniert von der Neuroimmunologie wechselte Gold mit dem Leiter der Gruppe an das Max-Planck-Institut nach Martinried. 1992 kam er wieder zurück nach Würzburg, um seine neurologische Facharztausbildung zu beenden.

    Mittlerweile hatte dort der Chef gewechselt. Professor Klaus Toyka kam aus Düsseldorf und brachte moderne, neuroimmunologische Grundlagenforschung mit, so dass Gold in Würzburg zweigleisig in Neurologie und Forschung arbeiten konnte.

    Die MS sei für ihn immer eine der wichtigsten neurologischen Erkrankungen gewesen, berichtet der Karlburger. Es gibt etwa 120 000 MS-Patienten in Deutschland. Schlimm ist, dass die Krankheit meist schon im Alter zwischen 20 und 30 Jahren beginnt, wenn man also am Anfang seines beruflichen Lebens und seiner Familienplanung steht.

    "Es ist furchtbar, wenn man junge Menschen in den Rollstuhl wandern sieht oder den geistigen Abbau erlebt." Gold hält daher auch den gezielten Einsatz von Zuchtmäusen und -ratten in Tierexperimenten für gerechtfertigt. Für die Kosmetikindustrie hingegen lehne er Tierversuche ab.

    Mittlerweile sind über 100 Veröffentlichungen seiner Forschungsergebnisse erschienen, mehr als 50 wissenschaftliche Übersichtsartikel, zwei Monographien und eine Vielzahl von Buchbeiträgen. Unter den Preisen, die Gold für seine Arbeiten erhalten hat, ist ihm der Heinrich-Pette-Preis der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, den er 1996 für meine Habilitationsarbeit erhielt, besonders wichtig. Nicht alleine sein Einsatz, mit dem er seine Ziele verfolgt, sei verantwortlich für seinen Erfolg, relativiert Gold bescheiden. Es gehöre auch etwas Glück dazu.

    Zu den Erkenntnissen des Mediziners gehört beispielsweise, dass die Entzündungsreaktion im Gehirn vom MS-Kranken vor allem durch programmierten Zelltod (Apoptose) beendet wird. So genannte Fresszellen vertilgen dann die bei der Entzündung anfallenden Trümmer von abgestorbenen weißen Blutkörperchen und verhindern damit, dass sich die Entzündung weiter verstärkt.

    Im September 2001 wurde Gold Universitätsprofessor. Leider könne man im deutschen Wissenschaftssystems nur weiterkommen, wenn man den Ort wechselt, begründet er seinen Umzug nach Göttingen auf den Lehrstuhl am neu-gegründeten MS-Forschungsinstitut im vergangenen Jahr. "So viel man auch an seiner Ursprungsklinik erreicht, es gibt immer noch einen Chef darüber, der das Sagen hat und auch Projekte für sich beanspruchen kann."

    Niedersachsen sei landschaftlich eine schöne Region. Natürlich fehle das Maintal und gerade die malerischen alten Monumente wie in Würzburg. Doch habe Göttingen auch viele Reize, die im Krieg nicht zerstört wurden, schildert Ralf Gold. "Und wenn ich einmal große Sehnsucht nach Franken bekomme, dann besuche ich meine Eltern in Karlburg, die mich bei meiner ganzen Ausbildung unterstützt haben." Leider bleibe vor allem für alte Schulfreunde und Bekannte viel zu wenig Zeit.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden