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KARLSTADT: Ideen zur Rettung der Altstadt

KARLSTADT

Ideen zur Rettung der Altstadt

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    Das leer stehende Turmkaufhaus spielt eine zentrale Rolle bei der Wiederbelebung des Einzelhandels in der oberen Hauptstraße von Karlstadt. Das betonte Reinhard Hutzelmann vom Büro Geo-Plan (Bayreuth) in der Stadtratssitzung. Die beiden weiteren größeren Leerstände – Schuhhaus Gaul und Kupsch – müssten ebenfalls bald wieder mit Einzelhändlern bestückt werden.

    Dass er zu diesem Ergebnis gekommen ist, verwundert nicht. Er empfiehlt aber noch mehr: Im Hegewaldgelände westlich des Stadtfriedhofs sollte ebenfalls Einzelhandel angesiedelt werden – zusammen mit Parkplätzen.

    Frequenzbringer

    Lebensmittel und Drogerieartikel, das seien die Frequenzbringer. Und genau solche Geschäfte sollten nach Einschätzung Hutzelmanns in die Leerstände einziehen. Das Turmkaufhaus allerdings sollte umgestaltet werden. Allgemein sprach er von einer „transparenten Lösung“, um auch das ehemalige Spitalgebäude wieder zur Geltung kommen zu lassen.

    Für einen klassischen Supermarkt ist kein Platz in der Altstadt. Daher empfiehlt Hutzelmann bei den Lebensmitteln etwas Besonderes, zum Beispiel Feinkost oder regionale Produkte. Er erwähnte auch einen Weinhändler. Auch eine Markthalle könne er sich in Karlstadt gut vorstellen.

    Seine Tipps sind Bestandteil des Einzelhandelsgutachtens, das die Stadt Karlstadt beim Büro Geo-Plan in Auftrag gegeben hat. Es gehört zum Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) und wird von der Regierung von Unterfranken gefördert.

    Geht das mit der Staatsstraße?

    In der Diskussion über seine Vorschläge warnte Stadtrat Gerhard Kraft: Wenn die Mainbrücke nach Mühlbach erst einmal neu gebaut ist, wird sie für 30 Tonnen schwere Lastwagen zugelassen sein. Diese Staatsstraße werde eine Barriere zwischen dem Hegewaldgelände und der oberen Hauptstraße sein.

    Bürgermeister Paul Kruck kündigte an, dass die Brückenstraße umzugestalten sei, weil beispielsweise auch der von der Brücke kommende Radweg unterzubringen sei. Er soll auf der Nordseite der Brücke verlaufen. Die jetzigen Parkplätze werden dann wegfallen.

    Das rief Stadtrat Manfred Goldkuhle auf den Plan. „Wir haben uns vor zwei Jahren selbst ein Bein gestellt“, meinte er in Anspielung auf den Campingplatz. Man sollte erneut darüber nachdenken, ihn doch zu verlegen und stattdessen Parkplätze einzurichten. Denn von dort aus würde man in die Altstadt kommen, ohne eine einzige Straße queren zu müssen. Thorsten Heßdörfer wiederum philosophierte sogar darüber, ob man an der Stelle des Theresienheims Parkplätze schaffen könnte.

    Im Moment bevorzugen die Karlstadter zu 45 Prozent den Mainkaiparkplatz, zu 27 Prozent den Kirchplatz, zu 18 Prozent die Gemündener Straße, zu 13 Prozent die Tiefgarage und zu je 12 Prozent die Ringstraße und den Helfensteinparkplatz zum Parken.

    Gesundheit und Gastronomie

    Hutzelmann hatte in seinem Vortrag dargestellt, weshalb Menschen in Karlstadt die Innenstadt besuchen. An erster Stelle steht die Gesundheit. Gemeint sind damit Arztbesuche, aber auch Besuche in Physiotherapiepraxen oder den Apotheken. Platz zwei belegt das Thema Geld, also vor allem der Gang zur Sparkasse oder Bank. Erst dann komme der Einzelhandel, gefolgt vom Besuch der Cafés und Eisdielen. Platz fünf belegen die Gaststätten. Würde man diese mit den Cafés und Eisdielen zusammenfassen, so kämen sie deutlich auf Platz eins. Die Zahlen sind Ergebnis einer Umfrage, bei der 336 Fragebögen ausgewertet wurden.

    Karlstadt hat eine Kaufkraft von rund 84 Millionen Euro. Davon werden hier aber nur 80 Millionen tatsächlich umgesetzt. In Karlstadt macht sich der Wettbewerb mit Würzburg massiv bemerkbar. Vor allem bei „persönlicher Ausstattung“ (Kleidung) und Sportartikeln ist die Versorgung in Karlstadt eher schwach.

    Lohr hat nur einen Umsatz von 75 Millionen – bei einer Kaufkraft von 93 Millionen. Krass ist die Situation in Arnstein, das nur 18 von 45 Millionen Euro in der Stadt halten kann. Ein Kundenmagnet ist Marktheidenfeld. Es hat nur eine Kaufkraft von 65 Millionen Euro, aber einen Umsatz von 114. Auch Gemünden und Zellingen saugen mehr Kaufkraft, als sie selbst haben.

    Wenig Verkaufsfläche in der Innenstadt

    Nur 26 Prozent (rund 7000 Quadratmeter in 72 Betrieben) der Verkaufsfläche befinden sich noch in der Karlstadter Innenstadt. 74 Prozent (fast 20 000 Quadratmeter in 48 Betrieben) liegen außerhalb der Innenstadt. Die neun Leerstände in der Innenstadt haben zusammen 1000 Quadratmeter, die drei Leerstände außerhalb 315 Quadratmeter.

    Unbedingt halten sollte Karlstadt die Lebensmittler mit Nahversorgungsfunktion – Norma, Tegut, Aldi und Marschall, empfiehlt Hutzelmann. Norma allerdings sei nicht mehr zeitgemäß und sollte sich in Altstadtnähe entwickeln können. Lidl bescheinigte Hutzelmann eine „eingeschränkte Nahversorgungsfunktion“, dem E-Center eine nur „geringe Nahversorgungsfunktion“.

    Für die Altstadt verträglich wäre laut Hutzelmann noch je ein weiterer Laden für Blumen, Unterhaltungselektronik, Bücher, Schreibwaren, Haushaltswaren sowie Uhren und Schmuck.

    Kritik übte er an der Form des Markts am Donnerstag. „Schauen Sie sich die Stände auf dem Marktplatz an, die wenden sich alle voneinander ab.“ Hier sollte unbedingt umgestellt werden. Auch sei ein zweiter Markttag pro Woche überlegenswert.

    Die Schaufenster bestücken

    Unbedingt sollte versucht werden, die Leerstände in der Hauptstraße nicht so überdeutlich in Erscheinung treten zu lassen. In den Schaufenstern sollte es eine Zwischendekoration und Beleuchtung geben. Eventuell könnte auch eine „Zwischenfilialisierung“ stattfinden, indem ein Einzelhändler einen Teil seines Sortiments vorübergehend in einem der Leerstände verkauft.

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