(wde) Die IG Metall setzt auf frühzeitige Sensibilisierung der Kinder für Technik, auf mehr Praxisbezug in der Schule und auf eine Verzahnung von Studium und Beruf. Das machten die beiden IGM-Vorstandsmitglieder Regina Görner und Dr. Klaus Heimann aus Frankfurt sowie Klaus Friedrich, Betriebsratsvorsitzender des Geschäftsbereichs Hydraulics bei Bosch Rexroth, bei einem Pressegespräch am Dienstag im Hotel „Krone“ deutlich.
Laut Görner fehlen in Deutschland aktuell Ingenieure. Dies hänge damit zusammen, dass die Zahl der Studenten in diesem Bereich seit vielen Jahren rückläufig sei. Und dies wiederum sei eine Folge davon, dass die Unternehmen der Politik nicht rechtzeitig die richtigen Signale gegeben hätten. So viel zur Vergangenheitsbewältigung.
Wichtig ist aus Sicht der Gewerkschafter, die Situation zu verbessern. Laut Friedrich sind die beiden Kernbranchen in Deutschland der Maschinen- und Fahrzeugbau. Vor diesem Hintergrund müsse man versuchen, bereits die Kinder für Technik zu interessieren, wie dies bei Rexroth geschehe. Diese Linie müsse in der Schule fortgesetzt werden, weil man andernfalls viele Potenziale brach liegen lasse, ergänzte Görner. Den Schülern müsse der praktische Nutzen von mathematischen Formeln und physikalischen Gesetzen vermittelt werden, forderte sie. Derzeit falle die Verknüpfung von Wissen und Anwendung „eher völlig weg“, so ihre Kritik.
Beim Studium setzen Görner, Heimann und Friedrich auf eine starke Verzahnung von Theorie und Praxis, wie dies beispielsweise bei den baden-württembergischen Berufsakademien der Fall sei. An diesen Bildungseinrichtungen dauere das Ingenierstudium sechs Semester (drei Jahre) , wobei jedes zweite ein bezahltes Praxissemester sei und der Student einen Vertrag mit dem betreffenden Unternehmen habe. Laut Friedrich hat Rexroth zurzeit rund 15 Studenten an der Berufsakademie Mosbach.
Eine weitere Möglichkeit für ein praxisnahes Studium sei an Fachhochschulen als „Studium mit vertiefter Praxis“ möglich. Dieses Studium dauere sieben Semester (dreieinhalb Jahre), wovon ein Semester der betrieblichen Praxis vorbehalten sei. Außerdem würden die Semesterferien zur Ausbildung im Unternehmen genutzt, so dass man auf knapp ein Jahr Praxis komme. Etwa vier solcher Studenten gebe es derzeit bei Rexroth in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Würzburg Schweinfurt.
Desweiteren gebe es die Möglichkeit eines „Studium dual“ an einer Fachhochschule (dafür hatte sich zuletzt CSU-Landratskandidat Klaus Bittermann stark gemacht, d. Red.). Allerdings habe sich Rexroth gegen diese Art der Ausbildung ausgesprochen, da sie „verdammt lang“ (Heimann) dauere. Zu sieben Semestern an der Fachhochschule kämen zwei Berufsjahre hinzu, so dass die Ausbildung insgesamt fünfeinhalb Jahre dauere.
Laut Görner gibt es in Deutschland derzeit die unterschiedlichsten Formen der Verknüpfung von Praxis und Studium. „Das ist ein breites Feld, das auch nicht richtig geregelt ist“, machte sie deutlich. Momentan könne jedes Unternehmen mit einer Hochschule eigene Verträge schließen. Görner sprach sich allerdings dafür aus, eine „klare Struktur“ zu schaffen. Unter anderem deshalb, weil dadurch die Abhängigkeit der Studierenden von einzelnen Unternehmen reduziert werde.
Bei der Berufsausbildung schließlich müsse auf eine „breit angelegte Qualifikation“ gesetzt werden. „Schmalspurausbildung“ reiche nicht aus, wenn man auf innovative Produkte setze.