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LOHR: Im Schwungseil unter der Zirkuskuppel

LOHR

Im Schwungseil unter der Zirkuskuppel

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    Akrobatik hoch oben in der Zirkuskuppel.
    Akrobatik hoch oben in der Zirkuskuppel.

    Ein schmuckes Viermast-Zelt mit aufwendig bemalten Fassadenwagen schmückt seit Freitag einen Abschnitt der Lohrer Mainlände. Nostalgie und eine Arena der Attraktionen verspricht Circus Paul in seinem Programm. Nur etwa 100 Besuchern füllen das Zirkuszelt bei der Vorstellung am Sonntagnachmittag. Dennoch leuchten die wenigen Kinderaugen, als sie das Innere des Chapiteaus betreten und den unverkennbaren Duft der Manege aus gebrannten Mandeln und dem Geruch von Tieren einatmen. Nostalgische Erinnerungen an die Kindheitstage werden bei den begleitenden Eltern und Großeltern geweckt.

    Viele Sitzreihen blieben leer

    Den Akrobaten und Dompteuren der Familie des Direktor Henry Frank, allesamt klassisch in roten Frack und Kostümen gekleidet, ist Enttäuschung über die leeren Sitzreihen bei ihren Darbietungen nicht anzumerken. Mit guter Laune führt der Direktor, abwechselnd mit seinem 74-jährigen Vater, dem Grand Seigneur des Unternehmens, Georg Frank, durch das abwechslungsreiche Programm. Die Musik vom Band wird von seinem Enkel Emilio Frank am Schlagzeug akzentuiert und mit zirkustypischen Trommelwirbeln unterlegt.

    Carlito Frank albert zwischen den Nummern als gut gelaunter Clown durch das Programm. Klar, dass er für die Kinder zu einem Höhepunkt der Vorführung wird. Den anderen Höhepunkt nehmen, deutlich an den Reaktionen der kleinen Besucher zu erkennen, die Tiernummern ein. Ob zeitgemäß oder nicht, gute oder schlechte Tierhaltung – die Kinder strahlen, als die kasachische Kamelkarawane durch die Manege gleitet, die edlen Friesenhengste mit ihren roten Geschirren und Federpuscheln auf den Köpfen klassische Dressuren vorführen und die Pony-Rasselbande Figuren läuft. Das kann auch Clown Carlito nicht überbieten.

    Trotz hunderter Auftritte im Jahr scheinen die Familienmitglieder am Rande der Manege noch immer mitzufiebern, wenn hoch oben in der Zirkuskuppel Benito Frank am Schwungseil durch die Manege fliegt. Das zu beobachten und mitzuerleben mit welcher Hingabe sich die Dompteure ihren Tieren widmen, lohnt den Besuch – auch für die Skeptiker, die im Umfeld des Zirkusareals die Bordsteine mit Sprüchen gegen Tierhaltung bemalten.

    Verweis auf die Tierhaltungsnote 1

    Die Tiere gehören zur Familie dazu, das ist zu erkennen. Henry Frank müsste das auch gar nicht extra erwähnen, als er unter dem Applaus der Zuschauer auf den Besuch des Lohrer Veterinäramtes eingeht, das dem Zirkus eine Tierhaltungsnote 1 bescheinigt habe. Ob die Tiere Spaß daran haben, Kunststückchen in der Manege zu zeigen, und ob sie mit Auslauf und Pflege zufrieden sind, sei dahingestellt. In der Pause ist bei einer Tierschau auch die Unterbringung der Tiere, zu denen noch Hunde und Ziegen gehören, die heute nicht zu ihrem Auftritt kommen, zu besichtigen. Mehr Platz und bessere Umstände haben Pferde, die in einem Stall gehalten werden, sicherlich auch nicht.

    Leider muss die groß angekündigte Nummer von „Spiderman“ Jeffry Frank ausfallen, da dieser, wie Direktor Henry Frank auf Nachfrage erklärt, kurz zuvor mit gesundheitlichen Problemen in ein Krankenhaus eingewiesen wurde. Auch das Todesrad wird aus dem Programm gestrichen. Dadurch wirken die – größtenteils bekannten – Akrobatik-Nummern etwas fad, das ganze Programm zu sehr gestreckt.

    Für die anwesenden Kinder fällt das nach der zweieinhalb Stunden dauernden Vorstellung sicherlich nicht ins Gewicht. Und diese werden sich in einigen Jahren sicherlich auch ihre eigene Meinung zum Thema Tierhaltung bilden.

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