Eine Strecke von 2600 Kilometern, 52 000 Höhenmeter und 50 Tage Zeit – dieser Herausforderung stellen sich aktuell Ute Jansen und Markus Frommlet. Mithilfe von 15 verschiedenen Fortbewegungsmitteln umrunden die Lehrerin und der Sportpädagoge aus Grafenau ganz Bayern und sammeln dabei Spenden für einen guten Zweck.
In der vergangenen Woche waren die beiden gebürtigen Baden-Württemberger zu Gast in Frammersbach und stellten ihre Spendenaktion im Hotel-Restaurant Schwarzkopf vor. Frammersbach ist der 39. Zwischenstopp auf ihrer Route, seit dem 25. Juli sind die beiden bereits unterwegs. Am 12. September erreichen sie voraussichtlich wieder ihren Startpunkt Lindau und damit ihr Ziel.
Der gute Zweck ihrer Aktion stellt die größte Motivation dar und begleitet sie durch die vielen Herausforderungen und Widrigkeiten, mit denen sie unterwegs zu tun haben, berichtet Ute Jansen. Die Spenden, die generiert werden, kommen Kindern mit Handicap zugute, die Sport treiben wollen und deren Familien das Geld für entsprechende Hilfsmittel wie Sportprothesen und Sportrollstühle fehlt.
"Es ist gut, eine solche Aktion gerade jetzt zu starten", betont Bürgermeister Christian Holzemer. Während der Coronakrise dürfen Themen wie Inklusion nicht aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwinden, sagt der Frammersbacher Rathauschef.
Ute Jansen und Markus Frommlet wurden mit dem Thema zum ersten Mal 2016 konfrontiert, als sie Baden-Württemberg umrundeten und sich dafür über verschiedene Fortbewegungsmittel informierten. Dabei kamen sie mit einer Gruppe Rollstuhlsportler in Kontakt, die sie ein Stück begleiteten und von denen sie Einblicke in die Schwierigkeiten im Alltag mit Handicap erhielten.
Nachträglich sammelten sie Spenden und beschlossen im Oktober vergangenen Jahres, die Aktion zu wiederholen und diesmal das Nachbarbundesland zu umrunden. Darauf folgten mehrere Monate intensiver Vorbereitung, bevor es losgehen konnte. Für ihre Mission nehmen die beiden einiges auf sich.
"Es ist jeden Tag aufs Neue ein Wettkampf", sagt Jansen. Die körperlichen Strapazen seien enorm groß. Es sei damit vergleichbar, fünfmal hintereinander die Alpen zu überqueren mit je einem Ruhetag dazwischen, so die 50-Jährige. Auch das schwere Gepäck ist eine Herausforderung. Um nicht unnötigen Ballast mitzuschleppen, wurden alle Habseligkeiten zu Beginn gewogen und streng aussortiert. An Haar- und Zahnbürsten sind sogar die Griffe abgesägt, um Gewicht einzusparen, berichtet Jansen.
Außerdem seien auch psychische Belastbarkeit und enormes Durchhaltevermögen nötig, wenn man ständig an seine Grenzen gerät. "Man muss sich langsam Schritt für Schritt voran arbeiten und darf nur nicht stehen bleiben", sagt die 50-Jährige.
Günter Kraus strampelt mit
Mit ihrer Aktion motivieren die beiden Hobbysportler andere dazu, sich zu beteiligen und pro zurückgelegtem Kilometer Geld zu spenden. So beispielsweise auch Günter Kraus aus Frammersbach. Der 63-jährige Rentner hatte sich für dieses Jahr eigentlich eine Fahrradtour nach Santiago de Compostela in Spanien vorgenommen, doch die Corona-Pandemie kam dazwischen.
Stattdessen beteiligt er sich nun an der Spendenaktion und hat in den ersten 39 Tagen bereits über 3500 Kilometer mit Rennrad und Mountainbike zurückgelegt. Ihm gefällt besonders der Hintergrund der Aktion, so Kraus. Es sei wichtig, auch an diejenigen zu denken, die Sport machen wollen, aber nicht können. Gesponsert werde er mit rund einem Euro pro Kilometer von der Ausdauersportabeilung des Turn- und Sportvereins Frammersbach, der Firma Calor und der Markt-Apotheke in Kleinwallstadt.
Neben weiteren Sponsoren unterstützt auch der Markt Frammersbach die Aktion. Teilnehmer, die keine eigenen Sponsoren gefunden haben, melden sich bei der Gemeinde. Derzeit werden fünf Personen unterstützt, berichtet Christian Holzemer. Der Betrag pro Kilometer werde dann so festgelegt, dass eine ansehnliche Summe entsteht. Wie viel letztendlich zusammenkommt, entscheidet sich also am Ende. Der Bürgermeister schätzt, dass pro Kilometer 50 Cent bis ein Euro gespendet werden.