„In diesem Moment geht irgendwo die Sonne auf, nimmt ein Schicksal seinen Lauf“: In Memoriam des vor zwei Jahren verstorbenen Swing- und Jazzsängers Roger Cicero gastierte die Chris B Group mit Frontsänger Christian Brüggemann am Freitagabend in der fast ausverkauften Alten Turnhalle. Das Konzert lebte von raffinierten Arrangements, der Kunst der Improvisation und großem Respekt vor dem Original.
Kopf und Herz der Chris B Group ist Komponist, Singersongwriter, Arrangeur und Crossover-Tenor Christian Brüggemann, dessen markante und expressive Stimme mit den vortrefflichen Musikern inklusive atemberaubender Soli und magischer Lichteffekte eine harmonische Einheit bildet. Die Erfolgsstraße führte den Hanauer Operntenor, Konzertsänger und Gesangslehrer mit Tonstudio in Marktheidenfeld durch Europa, Kanada und die USA.
Im Programm stehen Perlen diverser Genres von Roger Cicero, Michael Bublé, Robbie Williams über Revolverheld und PUR bis zu Stevie Wonder und Alicia Keys. Die Besetzung: Vocals (Christian Brüggemann), Keyboard (Stefan Randa), Gitarre (Dominik Krauss), Bass (Don Hein), Schlagzeug (Jürgen Kempf), Saxophon (Christoph Arz), Trompete (Frank Zeller); Posaune (Jörg Neuberger).
Bereits der Auftakt mit „Feeling Good“ des Kanadiers Michael Boublé und einem Robbie-Williams-Song erntete begeisterten Zwischenapplaus. „In diesem Moment“: Zum emotionalen Höhepunkt gerät Roger Ciceros Lieblingslied, das dem Konzert seinen Namen gibt, gefolgt von Eric Claptons ergreifender Ballade „Tears In Heaven“. Eine erfüllte Liebe und die ewige Suche danach waren die Quelle der Inspiration für Michael Boublé und Robbie Williams? „Love Supreme“. „Jedes Mal wenn du den Raum betrittst, wird Dunkelheit zu Licht“: Mit einer Verbeugung vor Roger Cicero bringt Brüggemann dessen Erfolgssong. Nicht, ohne sich den Hut – Ciceros Markenzeichen – überzustülpen. Jede Menge Swing-Talent beweist die Group auch mit Ciceros ESC-Beitrag 2007 „Frauen regier?n die Welt“, als das Lied, in dem Victoria Beckham und Monica Lewinksy thematisiert werden. „Sie pushen Beckham und stürzen Clinton, ohne dafür 'ne Partei zu gründen“. In „Zieh die Schuhe aus“, gibt der zeitlose Dialog zwischen Mann und Frau den Ton an: „Ich verstehe was du sagst. Aber nicht, was du meinst“, denn „Ich versteh mich als Renner, als Könner und Kenner, als Gangster und Bringer, ein ganz schlimmer Finger“.
Spätestens als mit Stevie Wonders „I wish“ der Groove einzieht, hält es einige Musikbegeisterte nicht mehr auf den Plätzen. Als Schlussnummer angekündigt verführt Robbie Williams' „Angel“ vor der in intensives Blau getauchten Bühne zum Träumen. Doch damit gibt sich das Publikum nach zwei Stunden keinesfalls zufrieden: Anhaltender Jubel und stehender Applaus fordert mehrere Zugaben, die in „Fly Me To The Moon“ (Frank Sinatra) und Rainhard Fendrichs „Engel“ gipfeln: „Lass' mich nicht fallen. Werf' mich nicht weg. Da läuft im letzten Augenblick mir ein Engel über'n Weg“.