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In Uniform oder im weißen Kittel?

Karlstadt

In Uniform oder im weißen Kittel?

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    Dominik friert. In einem nassen Bundeswehr-Kampfanzug liegt er auf der Erde. Das kalte Gewehr G-36 hält er am Körper. Seit Stunden hat der Regen auf seine Kleider und den Boden geprasselt. Alles völlig durchnässt. Das Erdloch, in dem er liegt, ist ebenfalls klebrig und feucht. Obwohl er einschlafen möchte, richtet er die Augen ständig auf den stockfinsteren Wald. Zwei Stunden lang, bis die Wachablösung kommt.

    Dominik muss das tun, denn er ist Soldat. Besser gesagt: Er war es. Neun Monate lang verrichtete Dominik Joa aus Thüngen den Wehrdienst im Lager Hammelburg. Vor wenigen Wochen wurde er entlassen. Jetzt blickt er auf seine Bundeswehrzeit zurück.

    730 Uhr, auf einer Pflegestation in einem Krankenhaus: In weißer Dienstkleidung schiebt Johannes den Servierwagen durch einen Gang. Auf den Tellern liegen Eier, Teetassen, Margarine, Brot. Johannes gibt jedem Patienten in den Zimmern einen Teller und Besteck. Die meisten sind freundlich, schenken ihm ein Lächeln. Nachdem er alle Essen verteilt hat, holt er Handschuhe und Waschlappen: Die Patienten müssen gewaschen werden.

    Johannes Gößwald ist 22 Jahre alt und wohnt in Karlstadt. Nach seinem Abitur leistete er seinen Zivildienst im Karlstadter Kreiskrankenhaus. Vor einigen Wochen war er fertig. Der Zivildienst war eine enorme Umstellung für ihn nach der Schule: Wochenenddienst, Frühschicht von 545 bis 14 Uhr, Spätschicht von 1330 bis 2030 Uhr.

    Neben Blutdruck messen, Essen ausliefern, und Patienten waschen, gab es auch gewöhnungsbedürftige Arbeiten. Wenn Menschen falsch im Bett gelagert sind, bekommen sie Wunden. Es gibt unangenehme Gerüche. Auch Windeln wechseln gehört dazu, und selten musste Johannes sogar Leichen ins Kühlhaus fahren. "Aber die Schwestern geben dir Zeit, dich daran zu gewöhnen."

    Bei der Bundeswehr ist das anders: "Befehl ist halt Befehl", meint Dominik. "Erzieherische Maßnahmen" können jederzeit angeordnet werden, Liegestütze beispielsweise. Sport ist Pflicht. Besonders in den ersten Wochen, in der Grundausbildung, werden die Soldaten gefordert. "Biwak" nennt sich der drei bis vier Tage lange Ausflug in die Wälder. "Biwak" - das bedeutet langes Marschieren mit Gepäck, bedeutet Übernachten im Freien, auch bei minus zehn Grad im Winter, bedeutet Schlaf-Entzug.

    "Das schlaucht ganz schön", resümiert Dominik. Die Aufgaben nach der Grundausbildung seien besser gewesen. Er wurde an Funkgeräten ausgebildet, kam in das erste Jägerlehrbataillon 352, baute Sendemasten auf und verlegte Kabel. Ein "lockerer Job", sagt er. Teils auch etwas langweilig. Frühes Aufstehen gehört dazu, dafür hat er jetzt keine Probleme mehr, wenn er nach einer langen Nacht bald aus dem Bett muss, erzählt er und lacht.

    Das Gemeinschaftsgefühl war ihm wichtig. "Du bist die ganze Zeit mit Leuten auf dem Zimmer zusammen. Du musst einfach mit ihnen auskommen." Hat einer keine Zeit, sein Bett zu machen, helfen ihm die anderen. Vieles werde zusammen erledigt, und auch Strafen treffen alle zusammen. Gemeinsam arbeiten sie, essen, schlafen, duschen und feiern sie. Aus ganz Deutschland kommen die Wehrdienstleistenden. Für Dominik war es eine interessante Erfahrung, neue Redensarten und Gewohnheiten kennen zu lernen. Jetzt vermisst er seine neuen Freunde.

    Auch Johannes spricht von "Gemeinschaft". Er mochte seine Arbeitskollegen und die Schwestern, mit denen er viel Zeit verbrachte, er fühlte sich integriert. Nach und nach kam er immer besser mit seiner Arbeit zurecht. Einerseits war es keine leichte Aufgabe. Andererseits kam auch kaum Langweilige auf. "Und du tust was Sinnvolles."

    Müsste er wieder Zivildienst leisten, hätte er sich vielleicht etwas eher um eine weniger anstrengende Arbeit gekümmert. Aber auch im Krankenhaus sei es nicht schlecht gewesen. Dominik hingegen ist sich sicher, beim nächsten Mal würde er wieder zur Bundeswehr gehen.

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