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Wiesenfeld: In Wiesenfeld geborene Sex-Therapeutin Ruth Westheimer ist gestorben

Wiesenfeld

In Wiesenfeld geborene Sex-Therapeutin Ruth Westheimer ist gestorben

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    Dr. Ruth Westheimer wurde 1928 als Karola Ruth Siegel in Wiesenfeld geboren⁠. Sie wurde 96 Jahre alt.
    Dr. Ruth Westheimer wurde 1928 als Karola Ruth Siegel in Wiesenfeld geboren⁠. Sie wurde 96 Jahre alt. Foto: Arne Dedert/dpa

    Sex-Therapeutin Ruth Westheimer ist tot. Die als "Dr. Ruth" bekannte Psychologin starb am Freitag im Alter von 96 Jahren und in Anwesenheit ihrer Kinder Miriam und Joel in New York. Westheimer gilt besonders in den USA als wichtige Wegbereiterin für einen offenen Umgang mit Sex- und Partnerschaftsfragen. Sie erhielt das Bundesverdienstkreuz. Über ihr Leben gibt es einen Dokumentarfilm ("Fragen Sie Dr. Ruth") und ein Theaterstück.

    Sie wurde 1928 als Karola Ruth Siegel in Wiesenfeld bei Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) in eine jüdische Familie geboren. Vor ihrem Geburtshaus in der Eckartshofer Straße, wo sie auch ihre ersten Lebensmonate verbrachte, steht seit ein paar Jahren eine Informationstafel über sie. Ihre Mutter Irma Siegel, geborene Hanauer, war Tochter von Wiesenfelder Kleinbauern. Ruth wuchs in Frankfurt auf, verbrachte die Sommerferien aber immer in Wiesenfeld bei den Großeltern. Die Zeit in Wiesenfeld gehört zu ihren schönsten Kindheitserinnerungen. "Ich wurde da immer sehr verwöhnt, weil ich das einzige Enkelkind war", erinnerte sie sich.

    Ruth Westheimer überlebte den Holocaust in der Schweiz

    Das Eckhaus in der Eckartshofer Straße 7: Hier wurde 1928 Dr. Ruth Westheimer geboren.
    Das Eckhaus in der Eckartshofer Straße 7: Hier wurde 1928 Dr. Ruth Westheimer geboren. Foto: Roland Pleier

    Ihren Vater sah sie im November 1938, als er von der Gestapo abgeholt wurde, zum letzten Mal . Sechs Wochen später wurde die Zehnjährige mit einem Kindertransport in die Schweiz gebracht. Dort überlebte sie den Holocaust, während Eltern und Großeltern ermordet wurden. Nach dem Krieg ging sie nach Palästina in einen Kibbuz, wo sie sich einer paramilitärischen Gruppe anschloss. Im Palästinakrieg wurde sie durch Bombensplitter verwundet. Den Namen Karola legte sie als zu deutsch klingend ab. Ab 1951 studierte sie in Paris Psychologie und 1956 emigrierte sie in die USA. In New York promovierte Westheimer in Soziologie. Zeitlebens bewahrte sie sich ein ausgezeichnetes Deutsch mit hessischer Färbung.

    1976 eröffnete sie eine Praxis für Sexualtherapie. Auftakt ihrer Karriere war 1980 die Radiosendung "Sexually Speaking", in der sie Fragen von Hörern beantwortete. Schnell war der Erfolg so groß, dass weitere Sendungen in Radio und Fernsehen folgten. Insgesamt hat Westheimer mehr als 30 Sex-Ratgeber verfasst. Ihr charakteristisches Kichern und ein offener Umgang mit Sex-Tipps verschafften der nur 1,40 Meter großen Frau mit dem starken deutschen Akzent viele Fans.

    Aus der verfallenen Wiesenfelder Synagoge nahm sie eine Fliese mit

    Jahrelang besuchte sie die Frankfurter Buchmesse. So kam es, dass sie 1986 wieder die Orte ihrer Kindheit besuchte. Wiesenfelds Ortschronist Hermann Schaub berichtet, dass sie sich ihm mit den Worten "Ich bin die Enkelin vom Benderts Mousche" vorgestellt habe. Sie klopfte an die Tür des Hauses ihrer Großeltern und besuchte die ehemalige Wiesenfelder Synagoge. Diese war verfallen und wurde damals als Lagerschuppen genutzt. Eine der lockeren Fliesen habe sie mitgenommen. Mittlerweile ist das Gebäude wieder hergerichtet, wird aber nicht mehr als Synagoge benutzt.

    Ruth Westheimer war drei Mal verheiratet, hat zwei Kinder und vier Enkelkinder.

    (mit Informationen von dpa)

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