Es war nicht Abenteuerlust, weswegen Stephanie Kunzmann-Ludwig aus Waldzell in die Schweiz ausgewandert ist. Der Grund hieß Liebe. Seit fünf Jahren lebt die heute 36-Jährige in Winterthur im Kanton Zürich.
2005 hatte sie über Freunde in Würzburg den Schweizer Adrian Kunzmann kennengelernt. Nach dreieinhalb Jahren Fernbeziehung und dem Ende ihres Lehramtstudiums für Realschule in Würzburg 2009 stand sie am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn und sagt: „Für mich war es einfacher als für meinen Partner, hierfür das Land zu wechseln.“ Sie habe sich also nicht gezielt den Traum 'Schweiz' erschaffen. „Wir schufen unseren gemeinsamen Lebensraum.“
Stephanie Kunzmann-Ludwig absolvierte an der Pädagogischen Hochschule Zürich ein Zweitstudium und unterrichtet in der Oberstufe. „Die deutsche Ausbildung wird hier nicht zu 100 Prozent anerkannt“, sagt sie. Das Schweizer Schulsystem unterscheide sich deutlich vom deutschen, auch gebe es an keiner Schule den Beamten-Status für Lehrer.
Nicht mehr in der Fremde
Die Frage, ob sie sich als Fremde fühle, verneint sie: „Schon lange nicht mehr.“ Beruflich wie privat lebe sie in einem verlässlichen und festen Umfeld. „Das gibt Halt und schafft Vertrauen.“ In Winterthur selbst (im Volksmund Winti genannt) werde zudem der Zusammenhalt zwischen den rund 26 Prozent Ausländern und den Einheimischen sehr groß geschrieben.
Zur Sprache der Eidgenossen und den vielen „chs“ darin lacht sie: „Es geht in erster Linie um das Verstehen.“ Da hier jeder Deutsch verstehe, könne sie ihrer Muttersprache treu bleiben. Doch oute man sich beim Sprechen natürlich sofort als „Dütscher“.
In ihren eigenen Sprachgebrauch hätten sich über die Jahre einzelne Schweizer Worte eingeschlichen. „Ich besuche auch einen Züri-Dütsch-Kurs“, erzählt sie. Der Schwerpunkt liege weniger auf dem Nachsprechen. „Die Struktur der Sprache wird vermittelt, wenngleich etliche Schweizer behaupten, diese Struktur gebe es gar nicht.“ Die anderen Nationalsprachen des Landes - Französisch und Italienisch - beherrscht Stephanie Kunzmann-Ludwig nicht in vollem Umfang. „Und Rätoromanisch kann ich gar nicht“, sagt sie.
Wo ihre Heimat sei? „In Waldzell, wo ich aufgewachsen bin“, antwortet sie. Heimweh klingt nicht daraus. Nur am Anfang habe sie sich manchmal gefragt, ob ihr etwas von Zuhause fehle. Auswandern bedinge einer umsichtigen Planung und sorgfältigen Vorbereitung auf das Gastland. „Man betritt einen neuen Kulturkreis.“ Auch müsse man zu Kompromissen und Abstrichen bereit sein und manches Altvertraute zurücklassen können. „Doch statt dessen kommen neue, wertvolle Erfahrungen und Begegnungen hinzu und sie weiten den Horizont.“
Freundschaften sind geblieben
In der Alpenrepublik und vor allem dem Gebiet um Winterthur am Rande des Züricher Oberlandes sei sie heimisch geworden in einer herrlichen Landschaft zwischen Bergen und Seen. „Es fühlt sich gut an, in zwei Ländern und zwei Orten heimkommen zu dürfen.“
Über eines freut sie sich ganz besonders: „Jahrzehntelangen Freundschaften aus meinem früheren Umfeld hat mein Landeswechsel nichts anhaben können. Sie sind bis heute geblieben.“