Schon im Altertum haben die Perlen der Muschel das Interesse führender Kreise gefunden. Die Perlfischerei wurde deshalb oft als Raubbau betrieben. Deswegen entwickelte sich der Bestand der Muscheln ständig rückläufig. Diese Entwicklung habe sich im Industriezeitalter wegen der Verschmutzung auch entlegener Bäche katastrophal verstärkt, schreibt das Landratsamt. So seien auch die Restbestände dieser Muschel in den Spessartbächen vor Jahrzehnten, bevor überall kommunale Kläranlagen errichtet wurden, ausgestorben. Im Landkreis Main-Spessart existiere nur noch ein überalterter Restbestand im Schondratal, das nicht mehr zum Spessart zählt.
Heute versucht man, die Flussperlmuschel im Hinblick auf ihr besonderes Fortpflanzungsverhalten wieder in geeigneten Gewässern anzusiedeln. Etwa im Juni bilden die weiblichen Tiere Eier aus. Das Weibchen nimmt die Spermien der männlichen Tiere durch das Atemwasser auf. In vier bis sechs Wochen entwickeln sich dann die befruchteten Eier zu Muschellarven, die so genannten Glochidien, die im August ausgestoßen und in die Kiemen von einjährigen Bachforellen wandern. Im April bis Mai des Folgejahres erfolgt die Umwandlung zur Jungmuschel, die im Juni abfällt und sich rasch in den Bachgrund eingräbt. Erst nach einem Zeitraum von fünf Jahren erscheinen die Jungmuscheln an der Substratoberfläche. Ab einem Alter von 15 Jahren setzt die Geschlechtsreife ein.
Einige wenige Forellenzuchtanstalten befassen sich heute mit der Nachahmung dieser natürlichen Vorgänge, so das Fischgut Seewiese bei Gräfendorf, die älteste Fischzucht Deutschlands, schreibt das Landratsamt. Dort seien im Vorjahr einjährige Bachforellen mit Glochidien infiziert worden, die von dem Muschelbestand in der Schondra stammen. Die Aktion leitete Dr. Wolfgang Silkenat von der Fischereifachberatung beim Bezirk Unterfranken.
Am Pfingstsamstag sei ein Zentner dieser nun zweijährigen "infizierten" Bachforellen durch die "Hegefischereigenossenschaft der Lohr" in die Freiheit entlassen worden. Mitarbeiter der Genossenschaft besetzten den Aubach, den Lohrbach, der von Heigenbrücken kommend bei Krommenthal in den Aubach mündet, sowie den Kaltengrundbach, ein Nebenbach des Lohrbaches.

Financier der Aktion ist ebenfalls die Fischereifachberatung. Ob diese erfolgreich verläuft, ist nicht sicher. Nicht zuletzt durch die heutige Waldbewirtschaftung mit schwerem Gerät wird bei starkem Regen und Hochwasser in verstärktem Maße Sand in die Bäche eingetragen. Dieser könne die Jungmuscheln im Gewässergrund, erwachsene Muschelbestände und nicht zuletzt auch Fischlaich und Fischbrut ersticken, schließt die Mitteilung des Landratsamtes.