Vor 100 Jahren kam es in Deutschland zur Hyperinflation. Im Karlstadter Jahrbuch (Ausgabe 2003) berichtet Autor Georg Büttner, dass am 17. September 1923 ein Laib Brot mit sechs Pfund vier Millionen Mark kostete. Das wirkt geradezu preisgünstig, betrachtet man den Brotpreis vom 21. November 1923. Da kostete ein Pfund Brot 262 Milliarden Mark. Offenbar war die Währungsreform vom 15. November noch nicht ganz in Karscht angekommen. Denn ab 20. November galt eigentlich: eine Billion Mark ist gleich eine Rentenmark.
Autor Claus Dürr berichtete im Jahrbuch (Ausgabe 2014), wie während der Hyperinflation immer neue Geldscheine mit höherem Nominalwert gedruckt werden mussten. So erhielt die Karlstadter Druckerei Jean Dietz im Oktober 1923 von der Stadt den Auftrag, Notgeldscheine mit 10, 20, 50 und 100 Millionen Mark zu drucken. Als Vorlage diente der 50-Pfennig-Schein von 1920, den der in Würzburg lebende Bildhauer und Grafiker Heinz Schiestl gestaltet hatte. Darauf abgebildet waren Maingasse, Oberes Tor und Rathaus.

Millionen-Scheine ein Stückchen verlängert
Warum gab es 1920 schon solche lokalen Geldscheine? Notgeld war schon seit dem Beginn des ersten Weltkriegs 1914 gedruckt worden, nachdem der Staat zunächst Reichsgoldmarkmünzen und Silbermünzen eingezogen hatte, um den Krieg zu finanzieren. Er kassierte in der Folge auch die Kupfer- und Nickelmünzen, um den Metallbedarf des Militärs zu decken.
Zurück zu den Millionen-Scheinen: Sie wurden gegenüber den 50-Pfennig-Scheinen ein Stückchen verlängert, um dort den Wert des Scheins noch einmal klar lesbar aufzudrucken. Denn der Wert - beispielsweise "Hundert Millionen Mark" - wurde einfach diagonal über den 50-Pfennig-Schein gedruckt und somit etwas undeutlich zu lesem.
Hyperinflation war in voller Fahrt
De Hyperinflation war in voller Fahrt. Am 14. November ließ das Bezirksamt Karlstadt-Arnstein Scheine über 50, 100, 200 und 500 Milliarden drucken. Diese waren nun schmuckloser. Den Aufwand einer aufwendigen Gestaltung sparte man sich in dieser kurzlebigen Zeit. In den Vordergrund rückte auch die Wertangabe in Worten. Das war einfacher, als die Nullen nachzuzählen. Die Scheine wurden mit Stempel und Tagesdatum versehen.

Der Verlauf der Hyperinflation ist gut sichtbar in einem Beitragsheft der Turngemeinde Karlstadt. Im September 1921 erhob der Arbeiter-Turn-und-Sportbund noch einen Mark Monatsbeitrag. Im Oktober verdoppelte sich der Beitrag, um ein Jahr später schon auf fünf Mark zu steigen. 1923 dann bildet das Beitragsbüchlein die Hyperinflation anschaulich ab: 50 Mark Beitrag am Januar, 200 ab April, 20.000 ab Juli, fünf Millionen ab Oktober und 30 Milliarden Mark im November. Von solchen Mitgliedsbeiträgen können die Schatzmeister der Vereine heute nur träumen.