Regionale Selbstbestimmung in Sachen Energieversorgung - diese Absicht steckt hinter der Gründung eines Regionalwerks durch den Landkreis Main-Spessart. Dieses Vorhaben war Thema in der Bürgermeisterdienstbesprechung Ende Januar und am Montagabend in der öffentlichen Sitzung des Frammersbacher Marktgemeinderats. Das Gremium bekundete einstimmig Interesse an einem solchen Regionalwerk. Eine Verpflichtung, sich bei einer möglichen Gründung daran zu beteiligen, ist damit nicht verbunden.
Was es mit diesem sogenannten Regionalwerk auf sich hat, erläuterte Sebastian Kühl, der das Sachgebiet Landkreisentwicklung am Landratsamt leitet. Ziel ist es demnach, die Energiewende aus der Region heraus zu gestalten und Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen mit bezahlbarer Energie zu versorgen. Diese sollen außerdem die Möglichkeit haben, sich daran zu beteiligen.
Wertschöpfung hierbehalten
Das könnte zur Folge haben, dass die Zustimmung zu Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien steigt, führte Kühl aus. Ein wesentlicher Grund für die Gründung eines solchen regionalen Unternehmens sei die Wertschöpfung. Nicht Investoren und Konzerne von weit her sollen Profit machen, sondern etwaige Gewinne bei Beteiligten im Landkreis landen.
Nach Vorgesprächen mit Netzbetreibern, Energieversorgern und Verantwortlichen in der Kommunalpolitik kommt das Thema, wie der Sachgebietsleiter beschrieb, nun in die Ratsgremien vor Ort. Bislang gebe es noch keine Beschlüsse zu rechtlichen und finanziellen Einzelheiten. Laut Kühl seien Gestaltungsmöglichkeiten groß, vom gemeinsamen Kommunalunternehmen (gKU) bis zur GmbH.
Beim gKU liege die Entscheidungsbefugnis ausschließlich in kommunaler Hand, die Vorteile aus der Wertschöpfung gingen an die Städte und Gemeinden. Bei einer GmbH sind nach Darstellung Kühls das finanzielle Risiko und die finanzielle Belastung für die Kommunen geringer. Die beteiligten Energieversorger würden durch ihr Fachwissen und Personal für eine schnellere Handlungsfähigkeit sorgen. Bedingung für eine GmbH seien aus Sicht des Landkreises eine Beteiligung einer überwiegenden Mehrheit der Kommunen und der im Landkreis agierenden Energieversorger.
Für den Landkreis und die Städte und Gemeinden müsse eine Stimmenmehrheit in den Entscheidungsgremien gewahrt sein. Das finanzielle Risiko soll ausgewogen verteilt sein zwischen Kommunen und Energieversorgern. Die Städte und Gemeinden müssten bereit sein, Flächen einzubringen. Von den Energieversorgern erwarte der Kreis das Einbringen von Wissen.
"Zeit haben wir nicht"
In Frammersbach bestehen durch die Bürgerenergiegenossenschaft und die Energieallianz zwischen dieser und der Gemeinde bereits auf lokaler Ebene Erfahrungen mit der Erzeugung erneuerbarer Energie. Dementsprechend aufgeschlossen zeigte sich das Ratsgremium für das Thema auch auf Kreisebene.
Allerdings wies Kühl darauf hin, dass es für ein derartiges Projekt keine Blaupause und keine Erfolgsgarantie gebe. Vor allem im Hinblick auf die regionale Wertschöpfung sprachen sich sowohl Bürgermeister Christian Holzemer als auch die Ratsmitglieder grundsätzlich für das Vorhaben aus. Um schneller vorwärts zu kommen, würden sie einer GmbH den Vorzug geben. "Zeit haben wir nicht", sagte Holzemer. Es sei damit zu rechnen, dass andere Projektierer demnächst Schlange stehen.