Die Sitzung des Marktgemeinderats am Dienstag begann mit einem Vor-Ort-Termin an der Baustelle des Druckminderungsgebäudes im Bereich des Sportplatzes im Philipp-Günzelmann-Weg. Dort informierten Bürgermeister Klaus Thoma und Stefan Wolf von den Stadtwerken Wertheim über den Stand des Neubaus von Hochbehälter und Druckminderungsgebäude.
Wie Thoma ausführte, gibt es bislang zwei getrennte Hochbehälter für die Versorgungsgebiete Tief- und Hochzone. Beide stammen aus den 1960er-Jahren. Betriebsprüfungen der Stadtwerke und eine folgende Prüfung mit materialtechnischer Untersuchung durch den TÜV Rheinland im Jahr 2017 zeigten, dass sowohl die Wasserkammern als auch die Armaturen aufgrund des Alters im sanierungsbedürftigen Zustand sind. Zudem sei der Hochbehälter für die Hochzone mit nur 300 Kubikmeter Fassungsvermögen für Spitzenzeiten zu klein dimensioniert. Notwendig wären 500 Kubikmeter, wie beim anderen Hochbehälter.
Eine Untersuchung verschiedener Varianten durch das Büro Baur Consult habe den Neubau eines Hochbehälters mit zwei Kammern und einem Gesamtvolumen von 1000 Kubikmetern als langfristig wirtschaftliche Lösung ermittelt. Zudem ist der Neubau eines Druckminderungsgebäudes notwendig, damit für beide Versorgungsgebiete gleicher Wasserdruck gewährleistet wird. Als Standort für den Hochbehälter wurde der Bereich rund 500 Meter oberhalb des Sportplatzes im Philipp-Günzelmann-Weg auserkoren.
Die Berechnung aus dem Jahr 2019 ging von Gesamtkosten von rund zwei Millionen Euro netto aus. Die Bauzeit schätzte man auf circa zwei Jahre. Der Entwurfsplanung hatte der Gemeinderat im Oktober 2019 zugestimmt. Daraufhin wurden die Bauanträge eingereicht und im Mai 2021 genehmigt. Weiterhin wurde der verpflichtende landschaftspflegerische Begleitplan und der Standsicherheitsnachweis erstellt. Zudem wurde das Baufeld bereits in Zusammenarbeit mit dem Revierleiter gerodet.

Die Ausschreibung der für den Bau nötigen drei Hauptgewerke ergab eine Überschreitung der geplanten Kosten von rund 30 Prozent. Der Gemeinderat hatte daraufhin nur Los 1 (Bautechnik mit Außenanlage) zu einer Pauschale von 320 000 Euro an die Firma Brand aus Rieneck vergeben. Der Betrag lag genau im Rahmen der Kostenberechnung.
Die Arbeiten am Druckminderungsgebäude auf Höhe des Sportplatzes begannen am 5. Juli. Es soll Ende des Monats fertiggestellt sein. Von September bis November soll am Hochbehälter gearbeitet werden. Der vorbeiführende Waldweg bleibt offen und muss nur bei Materialanlieferung kurz gesperrt werden.
Die Aufträge für den Hallenbau und die Edelstahlbehälter wurden in der nichtöffentlichen Sitzung am Dienstag vergeben. Hallen und Behälterbau sollen bis November 2022 abgeschlossen sein, anschließend werden die Gewerke für den Innenausbau des Hochbehälters erfolgen.
Thoma erklärte, die Vergabe sei zum richtigen Zeitpunkt erfolgt. Bei aktuellen Angeboten läge die Kostensteigerung im Vergleich zur Kalkulation wohl schon bei 100 Prozent. Wolf verwies auf die Korrosion an den Röhren und die Schäden an den Behältern der bisherigen Hochbehälter. Auch das Gesundheitsamt und das Wasserwirtschaftsamt sehen die Notwendigkeit eines Neubaus. Die Bauart mit zwei runden Edelstahlbehältern sei ein Wunsch der Stadtwerke gewesen. Edelstahl lasse sich sehr gut reinigen. "Trinkwasser ist ein Lebensmittel", betonte er. Auch das Gesundheitsamt habe sich für diese Bauart ausgesprochen. Die Mehrkosten für Edelstahl, wie sie die Kalkulation 2019 aufzeigte, seien im Vergleich zur klassischen Bauart gering.
Bereits verlegt seien die zwei Leitungen vom Hochbehälterstandort, die Entwässerungsleitung des Hochbehälters und die Steuerleitungen. Zusätzlich habe man wegen der Zukunftsfähigkeit Speedpipes zur Einbringung von Lichtwellenleitern für die Steuerung verlegt.
Es wird für den neuen Hochbehälter eine Leitung zur Förderung des Wassers vom Wasserwerk und eine Leitung vom Hochbehälter zum Wohngebiet geben. Früher sei beides über eine Leitung erledigt worden. Bei Leitungsschäden im Wohngebiet habe es dann aber zu Problemen mit der Befüllung des Hochbehälters kommen können. Die Entwässerungsleitung wurde bis zum Kanalanschluss am Ortsrand geführt. Eine Entwässerung in den Wald sei nicht erlaubt worden.
Wolf betonte auf Nachfrage aus dem Gremium, dass bei Reinigungsarbeiten so wenig Wasser wie möglich ungenutzt abgelassen werde. Lobend äußerte er sich über die Wasserqualität der Kreuzwertheimer Brunnen. Es sei keine chemische Aufbereitung nötig. Lediglich der Kohlensäuregehalt müsste gesenkt werden. Dies geschieht über physikalische Methoden.
Die Kosten für den Leitungsbau habe man 2019 auf 312 000 Euro geschätzt. Bisher seien, bei fast abgeschlossenen Arbeiten, 243 000 Euro angefallen. Der Auftrag für die Verlegung sei zum richtigen Zeitpunkt erfolgt, denn auch hier habe es massive Steigerungen der Preise gegeben. Auf Nachfrage aus dem Rat erklärte er, technisch sei es möglich, den Wasserdruck bei der Druckminderung zu nutzen, um Strom zu erzeugen. Dies sei aktuell aber noch nicht wirtschaftlich.