Rothenfels (mds) Heute, am 31. Dezember, gibt es zum allerletzten Mal selbst gebackenes Brot, Kipf, Hörnchen und Plundergebäck im Café Weiß in Rothenfels. Meister Georg Weiß hängt seine Bäckerschürze an den Nagel und zieht sich in den verdienten Ruhestand zurück. Auch der kleine, zur Bäckerei gehörende Lebensmittelladen in der Hauptstraße wird schließen. Allerdings erst Ende Januar.
"Irgendwann muss einmal Schluss sein", sagt der Bäckermeister, der seit dem 1. Dezember 1963 die Bäckerei mit Café und Weinstube führt. Zwar machen die Bäckerei und der Laden dicht. Das Café Weiß mit Pension bleibt aber auch weiter bestehen. Ursula Weiß wird es führen, dann schon in der sechsten Generation. 1966, nur drei Jahre nach seiner Geschäftsübernahme, hatte Georg Weiß das aus dem 18. Jahrhundert stammende Wohn- und Geschäftshaus in Rothenfels völlig umgekrempelt und einen kompletten Neubau erstellt.
"Das Haus war nicht unterkellert, nicht Wärme isoliert und Küche, Backstube und die sanitären Anlagen entsprachen überhaupt nicht mehr den Vorschriften", zählt der 63-Jährige nur einige der Punkte auf, die eine Modernisierung damals unumgänglich machten. Nur ein Jahr später nahm er 1967 zur Bäckerei das Lebensmittelgeschäft dazu. Dass er sich jetzt auf sein Altenteil zurückzieht habe unter anderem gesundheitliche Gründe, berichtet er.
Außerdem weiß der Bäckermeister den Familienbetrieb gut aufgehoben in den Händen seiner Tochter Ursula. Natürlich habe er einen Nachfolger gesucht für die Bäckerei, jedoch keinen gefunden. Auch eine Belieferung durch eine größere Bäckerei habe sich aufgrund des zu geringen Umsatzes nicht rentiert. "Der Laden hat sich ohnehin nur gelohnt, weil die Bäckerei dabei gewesen ist", berichtet Weiß. Die Vorgaben der meisten Lieferanten habe man auch nicht mehr erfüllen können.
"Wir mussten die Waren kartonweise abnehmen, konnten sie aber gar nicht so schnell verkaufen", sagt Weiß mit Blick auf das Verfallsdatum. Aus diesem Grund habe er bereits seit längerem den Verkauf von frischem Obst und Salaten einstellen müssen. "Die Nachfrage war einfach nicht da, um die Mengen zu verkaufen, die wir abnehmen mussten." Leidtragende der Schließung werden die älteren Rothenfelser Einwohner sein, schätzt Weiß.
"Die Jugend setzt sich ins Auto und fährt in die Stadt zum Einkaufen", weiß er. Die alten Leute jedoch, die keine Möglichkeit haben, mal schnell für ein Päckchen Zucker nach Marktheidenfeld zu fahren, hätten jetzt Pech. Seine Maschinen in der Backstube will Weiß vorerst behalten. "Vielleicht findet sich ja doch noch ein Nachfolger", hofft der 63-Jährige. "Wenn nicht, dann kommen die Maschinen halt ins Museum", scherzt Tochter Ursula.
Die Öffnungszeiten im Café Weiß werden sich nicht ändern, sagt sie. Am 30. Januar sind Rothenfels und das Café Weiß übrigens im Bayerischen Fernsehen zu bewundern. Unter dem Titel "Kleine Stadt, was nun - Rothenfels am Main" beschäftigt sich um 19 Uhr ein Bericht der Abendschau mit der kleinsten Stadt Bayerns und ihren Einwohnern.