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RIENECK: Jeans-Müller in Rieneck bereitet den Ruhestand vor

RIENECK

Jeans-Müller in Rieneck bereitet den Ruhestand vor

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    Nach 57 Berufsjahren bereitet Johann Müller (Jeans-Müller) den Räumungsverkauf seines Bekleidungsgeschäfts Jeanspoint in Rieneck vor.
    Nach 57 Berufsjahren bereitet Johann Müller (Jeans-Müller) den Räumungsverkauf seines Bekleidungsgeschäfts Jeanspoint in Rieneck vor. Foto: Foto: M. Fillies

    Nach 57 Berufsjahren will sich Johann Müller von seinem Bekleidungsgeschäft in der Rienecker Hauptstraße und in der Folge dann auch von seinem Heimatstädtchen verabschieden. Aber nicht sang- und klanglos, denn der 73-Jährige bereitet einen Räumungsverkauf in seinem „Jeanspoint“ vor: „Ich könnte meine Ware an Geschäftsfreunde abgeben, aber ich habe meinen Kunden versprochen, dass sie sich noch mal eindecken können.“

    Ladeneröffnung 1980

    „Ich muss nicht zumachen“, beugt Johann Müller irgendwelchen Gerüchten vor. Mit seinem Angebot an hochwertiger Outdoor- und Militärbekleidung sowie an Zubehör vom Schlafsack über Fliegerstiefel bis zu den verschiedenen Hüten, aber auch an Jeans im klassischen Schnitt hat er seit 1980 erfolgreich eine Marktlücke besetzt. Damals gründete er als 37-Jähriger den Laden im ersten Stock in der Rienecker Hauptstraße 39; die Kundschaft kommt aus dem gesamten Umkreis, sogar aus dem Hanauer Raum.

    Lebensabend in Norddeutschland

    „Ich will noch mal an die Küste, was unternehmen, den Lebensabend genießen, wie man so sagt“, erklärt Müller seinen Entschluss zum Ruhestand. Seine Frau Anni, die als Friseurmeisterin einen Salon im Erdgeschoss betrieb, ist vor vier Jahren gestorben; die Tochter, ebenfalls Friseurmeisterin, lebt mit ihrer Familie in Norddeutschland zwischen Bremen und Hamburg, wo der Schwiegersohn in leitender Stellung beschäftigt ist. Insofern war klar, dass sie die Geschäfte der Eltern nicht übernehmen wird.

    Umzug zur Familie der Tochter

    Da sich Johann Müller gut mit den jungen Leuten versteht, er zum Beispiel auch mit ihnen in den Urlaub fährt, will er Rieneck aufgeben und zu ihnen ziehen, nicht ins Haus – zu eng sollten Alt und Jung nicht zusammenleben, wie er meint – aber vielleicht in einen Anbau. Norddeutschland gefällt dem Rienecker, die Küste und das Meer liebt er, was sich unter anderem damit erklärt, dass Müller einige Jahre zur See gefahren ist; er war zwölf Jahre Soldat bei der Bundeswehr, davon vier Jahre bei der Marine (Fregatte „Scharnhorst“).

    Alle Größen vorhanden

    Aus der Militärzeit nahm er sein Wissen um hochwertige Outdoor- und Militärausrüstung mit: Bekleidung, Schlafsäcke, Stiefel, (Pelz-)Jacken. Vom Unterhemd bis zum Parka stammen die Sachen im Laden von den Originalherstellern der Bundeswehr, der US-Armee, der französischen und britischen Streitkräfte. Das wissen die Kunden – vor allem alle, die im Freien arbeiten – zu schätzen, vom Maler bis zum Jäger, vom Angler bis zum Land- und Forstwirt, aber auch Sanitäter und Metzger. Die Sachen gibt es in über 40 Maßen, von Kinder- bis zu Übergrößen.

    Bewährtes und Beständiges

    Auf ein Modegeschäft, wie es sich Rienecker durchaus gewünscht hätten, ließ sich „Jeans-Müller“ nicht ein. In dem ständigen Wandel an Schnitten, Stoffen, Farben und Mustern hätte der kleine Laden nicht bestehen können, ist der 73-Jährige überzeugt. Er setzt auf Bewährtes, auf Beständiges. Das sieht man dem weithin einzigartigen Geschäft an: In den vergangenen 36 Jahren hat sich dort kaum etwas verändert.

    „Ich hätte mal tapezieren müssen“, sagt Johann Müller und wiegt den Kopf und schiebt dann hinterher: „Aber für wen?“ Es sei nicht anzunehmen, dass jemand wieder ein Geschäft einrichten werde, und wenn, dann sicher anders.

    Ende des Jahres ist Schluss

    Zum Ende des Jahres will der Geschäftsmann aufhören und das Haus verkaufen. Eigentlich sind es zwei Häuser, die seine Frau und er anstelle seines elterlichen Anwesens nacheinander in der Hauptstraße gebaut haben, „in einer Zeit, wo man noch hat kräftig hinlangen müssen“. Wird das endgültige Zusperren schwerfallen? „Man hat sich schon einige Zeit damit auseinandergesetzt“, sagt er, „sicher: Ich könnte noch ein Jahr länger machen. Aber wofür?“

    Geöffnet ist der Laden montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr sowie samstags von 9 bis 12 Uhr. Die Arbeit habe seiner Frau und ihm immer Spaß gemacht, sagt Johann Müller, der den Montag als den gewohnten Ruhetag des früheren Friseursalons beibehalten hat. Ende Dezember ist Schluss.

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