Alte Turnhalle Gärtnerstraße am Sonntagabend: Vier best aufgelegte Jungs um die sechzig plus, alle in Weiß, alle musikalische Vollblüter, eine Gitarre, ein Bass, Keyboard und Percussion. Was daraus wurde? Ein Benefizkonzert zugunsten des Tierschutzvereins Main-Spessart und des Wally-Bangert-Tierheims in Lohr unter dem Motto „A Night in White Satin“. Oder halt ein famoser emotionaler „Flug“ des Quartetts Jets Revival Band, für den es während fast dreieinhalb Stunden Vortrag Beifallsstürme von gut 130 Gästen - vorwiegend gesetzteren Alters - hagelte.
Helmut Schmidt aus Kürnach, Motor der Band, und wie Erich Götzner aus Eisingen Gitarrist und Bassist, der Gerolzhofener Dieter Marschall (Percussion) und „Youngster“ Alfons König aus Bad Neustadt am Keyboard haben Leidenschaft in Stimme und Spiel.
In teilweise eigenen Arrangements, unplugged, in Soli oder als A-cappella-Chor, holten sie die Großen der Pop- und Rock-Szene vergangener Jahre her: den im November 2016 verstorbenen Kanadier Leonard Cohen, die britische Rock- und Blues-Legende Joe Cocker, Simon & Garfunkel, Albert Hammond, Styx, Smokie, die Rockband CSNY (Crosby, Stills, Nash & Young), die Tremeloes, Beach Boys, Eagles oder Bee Gees.
Nach dem zweiten Song „Teach Your Children“ (CSNY) scherzte Götzner: „So langsam grooven wir uns ein.“ In der Alten Turnhalle bewegten sich bereits Beine und Oberkörper im Takt. Es ging Schlag auf Schlag.
Dem 1964er-Oldie „Ray Doll“ von Frankie Valli And The Four Seasons folgte Cockers emotionales „Unchain My Heart“, in gleicher Manier dargeboten von Dieter Marschall. Dann „Kiss From a Rose“ von Seal, der melancholische Song „The Sun Ain't Gonna Shine Anymore“, 1966 von den Walker Brothers herausgebracht, und „Without You“ von Harry Nilsson (1971).
Danach schmetterte Götzner eine „große Nummer“: „Rise Like a Phoenix“. Mit diesem Stück hatte Conchita Wurst den Eurovision Song Contest 2015 gewonnen, Götzner eroberte immerhin die Herzen der Turnhallen-Gäste.
Mit Schmiss und Albert Hammonds „I'm A Train“ ging es in die erste Pause. Was nach „Paint My Love“ – das Lied um 1000 Sonnenuntergänge – von Michael Learns to The Rock folgte, ließ buchstäblich den Atem anhalten: Im James Brown-Song „It's a Man's World“ gab Helmut Schmidt den Pavarotti. Der Beifall für diese grandiose Leistung wollte kein Ende nehmen.
Und dann noch einmal: Vier mächtige Jets Revival-Stimmen im Chor für ein „Hallelujah“ (Leonard Cohen, 1975). Das Publikum stimmte ein. „Das sind die tollen Momente auch für uns“, so der Kommentar der Band hernach. Prall voller Gefühl die Stücke „Silence is Golden“ von den Tremeloes, der 1970er Hit „The Boxer“ von Simon & Garfunkel, die „Unchained Melody“ der Righteous Brothers und ein Bee Gees-Medley.
Gefühlvolle Zugaben
Die Liebeserklärung der Band an ihre Zuhörer hieß schließlich „Yes, I Love You“ aus „Nights in White Satin“, dem Pop-Klassiker von Moody Blues. Stehende Ovationen quittierte jeder der vier Musiker mit einer sehr persönlichen Zugabe. Alfons König am Flügel mit einer Hommage an Phil Collins, Helmut Schmidt mit „Tomorrow Never Comes“, gewidmet seiner Frau Claudia, Erich Götzner sagte danke mit John Legends „All of Me“ und Dieter Marschall verabschiedete sich mit Cockers 1974er-Hit „You Are so Beautiful“.
The Jets Revival Band ist aus der Kultgruppe „The Jets“ hervorgegangen. Diese hatte sich 2011 in ihrer Originalbesetzung aufgelöst. 2014 kam eine Handvoll von ihnen wieder zusammen. „Weil wir es einfach nicht lassen konnten“, sagte der einstige Jets-Mitbegründer Helmut Schmidt. Den Kontakt zu der Band hatte laut Ursula Rosenkranz, Vorsitzende des Tierschutzvereins Main-Spessart, ihre Stellvertreterin Marianne David hergestellt.