Etwa zehn bereits angemeldete Kinder haben sich wieder abgemeldet. Sie wollen wieder mit Peter Bethäuser zusammenarbeiten, der auf der Wiese neben seinem Anwesen bei Langendorf an der Saale selbst Zirkuscamps anbietet.
Kreisjugendpfleger Bernhard Metz sieht das nicht als dramatisch an. Er könne verstehen, dass Kinder, denen es beim Zirkus „Luna“ gut gefallen hat, weiterhin dort eine Ferienwoche verbringen wollen. Trotz der Abmeldungen ist das Angebot des Landkreises in der ersten Woche der Pfingstferien mit 40 Kindern bereits ausgebucht. In der zweiten Woche sind 23 Plätze besetzt. Metz: „So kommen heuer auch einmal die etwas Langsameren zu Zug.“
Jeweils eine Woche lang üben die Kinder mit dem jeweiligen Zirkus-Pädagogen ein attraktives Programm ein, das an den Wochenenden in mehreren Vorstellungen der Öffentlichkeit dargeboten wird.
Metz nennt drei Gründe für den Wechsel von „Luna“ zu „Mumm“:
♦ Man wolle den Standort des Zirkusses innerhalb des Landkreises haben. Bethäuser aber biete nur noch Zikruscamps bei Langendorf an. Blickle dagegen wird das Zelt in Mühlbach aufschlagen.
♦ Bethäuser setze häufig eigene Betreuer ein, während dem Kreisjugendamt daran gelegen ist, Betreuer aus Main-Spessart zum Zug kommen zu lassen – oft sind es junge Leute, die für ihre Ausbildung als Erzieher ein Praktikum brauchen.
♦ Ab dem nächsten Jahr hätte Bethäuser dem Landkreis nur noch eine Woche angeboten. Die Nachfrage kann aber selbst mit zwei Wochen nicht gedeckt werden.
Metz ist zuversichtlich, dass das Projekt mit dem neuen Partner ebenso gut funktionieren wird wie bisher. Blickle habe früher mit Bethäuser zusammengearbeitet. Nach seiner Information versuche der Zirkus „Mumm“, das Programm noch mehr nach den Ideen der Kinder zu gestalten. So heißt es auf der Homepage von „Mumm“: „Nicht die fertige Zirkusshow ist hier gefragt, sondern Menschen ab neun Jahren üben unter der Leitung professioneller DozentInnen verschiedene Zirkustechniken und präsentieren ihre eigene Vorstellung in der Manege.“
Blickle erklärt, man wolle den roten Faden des Programms mit den Kindern zusammen entwickeln. Dabei würden den Kindern auch verantwortungsvolle Jobs überlassen, etwa im Bereich Technik, Betreuung, Requisite, beim Restaurationsverkauf und in der Trainingswoche selbst. Die Federführung übernimmt eine Regiegruppe.
Der Zirkus „Mumm“ wurde im Frühjahr 1998 ins Leben gerufen. Die drei Dozenten waren zuvor jeder für sich schon jahrelang in Kinderzirkusprojekten als Organisatoren oder Mitarbeiter tätig, meist in Zusammenarbeit mit Schulen, Vereinen, sozialen Institutionen, Kommunen.
Sie kommen aus den unterschiedlichsten Arbeitsbereichen – von der Technik, dem Handwerk, der Kunst und Artistik bis hin zur Pädagogik und Therapie. Die drei sind der Überzeugung, mit dem Zirkus ein Medium gefunden zu haben, das den ganzen Menschen in seiner Persönlichkeit anspricht, ihn in seiner Körperlichkeit, seinen Emotionen, seinen sozialen Interaktionen und seinem Verstand erreichen kann.
Den Rahmen des Zirkusprojekts bildet ein Zirkuszelt mit einem Durchmesser von 24 Metern, das 500 Personen fasst, mit einer Manege, Vorhang und einem Artisteneingang. Das Zelt wird von den Dozenten aufgebaut und betreut. Beim Abbau können die Kinder unter Betreuung einfache Aufgaben übernehmen.