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Main-Spessart: Jetzt ist es beschlossen: Marktheidenfeld ohne Krankenhaus

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Jetzt ist es beschlossen: Marktheidenfeld ohne Krankenhaus

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    In ihrer Sitzung am Freitag in Lohr konnten die Kreisrätinnen und Kreisräte auch ein kleines Modell der Vision bewundern, wie es einmal im "Baumhofquartier" in Marktheidenfeld aussehen könnte.
    In ihrer Sitzung am Freitag in Lohr konnten die Kreisrätinnen und Kreisräte auch ein kleines Modell der Vision bewundern, wie es einmal im "Baumhofquartier" in Marktheidenfeld aussehen könnte. Foto: Joachim Spies

    Zum 31. Dezember dieses Jahres wird das akutstationäre Krankenhaus in Marktheidenfeld seinen Status verlieren. Außerdem werden die Klinikbetten der Akutgeriatrie und der geriatrischen Reha auch offiziell nach Lohr verlagert. Diesen Beschluss fasste der Kreistag am Freitag in seiner Sitzung in der Lohrer Stadthalle mit 25:17 Stimmen nach ausgiebiger Diskussion. 

    Klinikreferent René-Alfons Bostelaar und Mark Zluhan von der Beraterfirma HHC hatten den Kreisrätinnen und Kreisräten zunächst noch einmal die Beweggründe für den Beschlussvorschlag und für das Konzept eines künftigen "Baumhofquartiers" auf dem Krankenhausgelände aufgezeigt. Wie schon im Werkausschuss verwiesen sie auf die großen Bausteine Pflege, Bildung, Forschung, Betreuen und Wohnen (siehe Infobox). "Wir sind Besitzer des Grundstücks und wollen es auch bleiben", betonte Bostelaar. Mit Investoren werde ausschließlich auf Grundlage von Erbpachtverträgen verhandelt.

    "Wir sind überzeugt, dass wir das umsetzen können."

    Mark Zlohan, Beraterfirma HHC

    Dass es interessierte Investoren gebe und die Planungen keine Luftschlösser seien, versicherten sowohl Zlohan wie auch Bostelaar. Er gebe Anfragen aus dem gesamten Bundesgebiet. "Wir sind überzeugt, dass wir das umsetzen können", sagte Zlohan. Er hoffte auf Unterstützung der Stadt Marktheidenfeld bei Bauleitplanung und Erschließung und kündigte eine Bürgerbeteiligung an.

    Deutlich machte er in der Diskussion im Hinblick auf die ambulante medizinische Versorgung, dass es Gespräche mit 30, 40 niedergelassenen Ärzten gegeben habe. "Die Bereitschaft, ins Klinikgebäude zu ziehen war sehr gering." Zlohans klare Aussage: "Ein Facharztzentrum gehört ins Stadtzentrum." 

    Sorge wegen möglicher Rückforderung von Fördergeldern

    Etliche Wortmeldungen gab es in der anschließenden Diskussion gegen die Schließung des Krankenhauses. Sorge bereitete vielen, ob nicht die Status-Aufhebung umgehend die Rückzahlung von Fördermitteln zur Folge habe, die der Freistaat einst für das Krankenhaus gegeben hatte. Hier stehen immerhin zehn bis 13 Millionen Euro im Raum. Thomas Stamm und Richard Roos (beide UGM) wollten deshalb das Krankenhaus noch länger erhalten. Das sei auch gerade in Pandemiezeiten sinnvoll, meinte Stamm.

    Thorsten Schwab (CSU) sagte dazu: "Man kann ein Krankenhaus nicht auf dem Papier stehen lassen, man muss es auch betreiben." Und Klinikreferent Bostelaar erläuterte, dass sich eine Förderrückzahlung auf die Nutzung der geförderten Räume beziehe und da komme es eben darauf an, diese weiter sozialverträglich zu nutzen, was die Rückforderung reduziere. Konkretes könne er aber erst nach dem Gespräch mit dem Finanzministerium sagen, das noch im Dezember stattfinden soll.

    Ambulanter medizinischer Stützpunkt ist "verschwunden"

    Holger Seidel (FW) stellte beim Vergleich des früheren mit dem anstehenden Beschluss fest: "Der ambulante medizinische Stützpunkt ist komplett aus der Beschlussvorlage verschwunden." Er las daraus die Botschaft: "Der Landkreis wird es nicht machen und will es nicht machen und dann wird es die Stadt machen müssen." Thorsten Schwab meinte, dass es so laufen sollte wie in Karlstadt, wo es ein Facharzt in die Hand genommen und gebündelt habe.

    Klinikreferent Bostelaar ging auf Kritik ein, man könne Karlstadt und Marktheidenfeld nicht vergleichen, weil es dort Belegärzte gab und hier nicht. Zum Gesundheitszentrum dort sagte er: "In Karlstadt sind es gerade einmal zwei Belegärzte, alle anderen in den 16 Praxen sind Ärzte aus Karlstadt und der Region."  

    Dass es jetzt einen Beschluss brauche, um voran zu kommen, das betonten Sven Gottschalk (SPD) und Brigitte Riedmann (FW) ebenso wie Gerhard Kraft (Grüne), dem das Konzept gefiel und der darin "riesiges Entwicklungspotenzial" sah.

    "Die Bevölkerung von Marktheidenfeld ist getäuscht worden."

    Christian Menig, UGM-Sprecher

    Die schärfste Kritik vor der Abstimmung, die schließlich mit 37:5 Stimmen für das vorliegende Nachnutzungskonzept ausfiel, kam von Christian Menig (UGM) und Kurt Schreck (AfD). "Die Bevölkerung von Marktheidenfeld ist getäuscht worden", stellte Menig fest. Bostelaar warf er "Kaltschnäuzigkeit" vor. Die Schließung des Krankenhauses sei verantwortungslos. Das sei "Absurdistan" schloss sich Schreck an. Für ihn war "in hohem Maße unrealistisch, was vorgetragen wurde".  CSU-Fraktionschef Walter Höfling dagegen sah in der Vorlage "ein Ziel, auf das der Kreistag jetzt zumarschieren sollte".

    Die Beschlüsse zur Nachnutzung des Krankenhauses MarktheidenfeldMit Blick auf die Haushaltskonsolidierung und unter dem Gesichtspunkt etwaiger förderrechtlicher Konsequenzen neu gefasst wurde der Kreistagsbeschluss zur Nachnutzung des Krankenhauses Marktheidenfeld vom 27. Juli 2018. Nachfolgend in Stichpunkten die neuen Beschlüsse: Das Kreisseniorenzentrum wird durch einen Neubau ersetzt. Die Finanzierung soll über ein Investorenmodell erfolgen. Neu zum stationären Angebot hinzu sollen eine Tagespflege und ein Demenzzentrum kommen.Die Pflegeschule wird zur Bildungsakademie. Die Möglichkeit für ein Forschungs- und Technologiezentrum wird ausgelotet.Auf Erbpachtbasis sollen Investoren Sozialwohnungen, Servicewohnungen und behindertengerechte Wohneinheiten errichten. Auch Dienstleistern verschiedener Richtungen werden Mietflächen in bestehenden oder neu zu schaffenden Immobilien angeboten. Für Azubis und Beschäftigte wird Wohnraum geschaffen, außerdem ein Parkhaus mit ausreichend Kapazitäten für das gesamte Quartier.Für die zentrale Energie- und Wärmeversorgung wird ein nachhaltiges und klimaneutrales Gesamtkonzept angestrebt. Entstehen soll eine leistungsfähige Großküche, die alle Einrichtungen des Eigenbetriebs und externe Kunden beliefern kann (Betrieb unter Inklusionsgedanken).Es wird ein regionales Gesundheits- und Pflegekompetenzzentrum am Standort Marktheidenfeld gegründet und in Betrieb genommen.Quelle: Landratsamt MSP

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