Karlstadt (ka) "Den rechten Arm unter die Schulter oder um den Kopf, unter der linken Achsel den rechten Arm des Partners einklemmen und Gewicht auf den Brustkorb." So funktioniert der Kesa gatame oder zu Deutsch Schärpengriff. 25 Jahre ist es her, dass Horst Schneider als Judo-Novize diesen Festhaltegriff als erste Bodentechnik gezeigt bekam. Beim Karlstadter Ferienspaß "Judo kennen lernen und erleben" brachte er sie zusammen mit Fabian Schirmer neun Kindern bei.
"Der sanfte Weg" heißt das japanische Wort Judo übersetzt. Beim Kennenlernen sahen die drei Mädchen und sechs Jungs in der TG-Halle, dass deshalb bei diesem Kampfsport noch lange keine Samthandschuhe getragen werden. Wenn mit ausgeklügelter Wurftechnik, mit raffiniertem Körpereinsatz oder geschicktem Beinwegziehen 80 Kilogramm von der vertikalen in die horizontale Lage gebracht werden, tut es beim Aufprall auf die Matte schon mal einen Schlag. Ein Judo-Kampf ist dann aber oft noch nicht vorbei. Am Boden gilt es, den Gegner festzuhalten oder ihn mit Würge- oder Hebeltechniken zum Aufgeben zu bewegen. All das zeigten die beiden Judoka den Kindern zum Kennenlernen der Sportart, bevor sie sich untereinander bei ein paar Ballspielen kennen lernten.
Als erfahrener Judoka trägt er den Schwarzen Gürtel, leitet die Judo-Abteilung der Turngemeinde und ist seit Jahren als Kampfrichter tätig: Horst Schneider wusste genau, das Neulinge am Boden besser aufgehoben sind. "Wer werfen will, muss auch fallen können, schließlich will der Partner auch mal werfen", lautet eine alte Regel. Fallen, ohne sich dabei weh zu tun, steht deshalb normalerweise ebenfalls beim Judo ganz oben. Doch dass lässt sich nicht in zwei Stunden lernen. Länger dauerte der Ferienspaß "Judo kennen lernen und erleben" nicht.
Beim Üben des Kesa gatame erlebten die Kinder hautnah die Bedeutung des Wortes "Festhaltegriff". Richtig angesetzt ist es für den unteren nicht einfach, da wieder heraus zu kommen. Doch auch nicht unmöglich, wie die nach dem beidseitigen Üben des Griffes vermittelten Befreiungstechniken zeigten.
Nach einer Stunde lockeren Übens wurde es für die neun interessierten Kinder etwas anstrengender. Die beiden Trainer veranstalteten einen kleinen Wettkampf. Die Aufgabe: Einer nimmt den anderen in den Festhaltegriff, der versucht sich zu befreien. Wer nach 25 Sekunden oben ist oder sich nach den Judoregeln befreit hat, indem er sich auf den Bauch dreht oder sich samt Gegner aus der Kampffläche geschoben hat, bekommt einen Punkt.
Was theoretisch einfach klingt, ist in der Praxis mit roten Köpfen, zischenden Lauten und manchmal kleinen Blessuren verbunden, weil Haut über die Matte schleift oder ein Muskel vor Überanstrengung krampft.
Als am Schluss jeder seine Urkunde bekommt - wegen der gleichen Chancen wurde in drei Gruppen gekämpft -, ist davon nichts mehr zu merken. Ein Bewegungsspiel hat den Jungen und Mädchen nochmal den Schweiß auf die Stirn getrieben. "Sport ist ganz schön anstrengend, und manchmal tut man sich auf unbeabsichtigt weh, aber es muss fair zugehen", dozierte Horst Schneider abschließend und kündigte einen neuen Judo-Anfängerkurs: ab 13. September mittwochs in der TG-Halle an Sändleinsweg.