Ende Mai erschien der Artikel „Auflösung der Jugendgremien im evangelischen Dekanat Lohr: Ex-Ehrenamtler kritisieren fehlende Wertschätzung“ in der Main-Post Main-Spessart. In dem Artikel machten Ex-Ehrenamtler ihren Unmut über die Auflösung der Jugend-Gremien Luft. Dekan Till Roth und Jugendreferentin Mona Schenker nahmen zu der Kritik Stellung.
Nun haben sich zwei weitere Ehrenamtliche aus dem Dekanat Lohr schriftlich bei der Redaktion gemeldet. Die Schwestern Maria (46 Jahre) und Lena (36) Werner sind zwar nicht unmittelbar in den aufgelösten Gremien, aber dennoch viele Jahre in der evangelischen Jugendarbeit aktiv gewesen. Ursprünglich kommen beide aus Burgsinn, wohnen mittlerweile aber in Neuendorf und Lohr. „Bis Corona waren wir noch als Betreuerinnen auf Freizeiten mit dabei“, erzählt Lena Werner. Zudem hätten sie immer an den zwei Mal pro Jahr stattfindenden Konventen teilgenommen, Maria Werner sei zudem für den Kreisjugendring delegiert gewesen.
Kritik an Ablauf und Kommunikation der Entscheidung
In ihrer Stellungnahme kritisieren sie in erster Linie den Ablauf und die Kommunikation in der Entscheidung: „Am traurigsten finden wir den Umstand, dass die Ehrenamtlichen, die ihre Gremien 2021 gewählt haben, aus der Zeitung erfahren mussten, dass die Evangelische Jugend auf Dekanatsebene Lohr am Main erstmal Geschichte ist“, schreiben sie. So habe der letzte Konvent am 19. März 2022 stattgefunden. Die üblicherweise im Herbst stattfindende zweite Versammlung sei abgesagt worden.
Nicht gut finden sie auch die Art, wegen "Differenzen in der Amtsausübung" ganze
Gremien aufzulösen. „Wir sind immer noch der Meinung, dass das rechtlich
gar nicht geht - schließlich wurden diese Gremien vom Konvent
(Vollversammlung aller Ehrenamtlichen) gewählt“, schreiben sie. Wie könnten sie dann,
ohne dass der Konvent überhaupt davon erfahre, nicht mehr im Amt sein, fragen sich die Schwestern.
Neue Ehrenamtler zu finden ist schwer
Bedenklich findet sie auch den Schritt, Posten und Gremien endgültig aufzulösen. Aus eigener Erfahrung könne sie sagen, dass es sehr schwer sei, jemanden zu finden, der ehrenamtlich solch einen Posten übernehme, so Maria Werner. Bisher habe der Fortbestand der Jugendarbeit immer so funktioniert, dass die „Alten“ die „Neuen“ mitgebracht haben und diese dadurch langsam in das Engagement reingewachsen seien. Nun fragen sie sich: Wie soll etwas Neues entstehen, wenn niemand mehr jemanden mitbringt? Die Idee zukünftig regionale, nicht dekanatsübergreifende Konvente zu machen, um auf kleinerer Ebene Jugendliche zu finden und zu binden, finden die Schwestern gut. „Aber warum die Geschäftsordnung nicht gemeinsam mit jenen auf neue Füße stellen, die sie dann auch mit Leben füllen sollen? Eine Einladung zu einem Konvent mit diesem Schwerpunkt wäre doch so einfach möglich gewesen“, so Maria Werner.
Ein Konvent mit Diskussionen und Personaldebatten – den hätten sie sich gewünscht. „Nebenbei lernt man bei der evangelischen Jugend nämlich auch, wie Demokratie und Kompromisse funktionieren“, so Lena Werner. Das Ende hätte eine komplett neue Besetzung aller Gremien sein können. So wie es jetzt gelaufen sei, sei jedenfalls das Pferd von hinten aufgezäumt.