Der Mythos um die legendäre „Blutgräfin“, die, um nicht zu altern, angeblich in Jungfrauenblut badete, faszinierte bereits die Gebrüder Grimm und inspirierte auch Bram Stoker zu seinen romantischen Vampir-Geschichten.
Die Filmhandlung führt den Zuschauer ins Ungarn zur Wende des 16. zum 17. Jahrhundert. Erzsébet Báthory, Spross einer uralten Adelsfamilie, wird von Jugend an zu Härte und Rücksichtslosigkeit erzogen – auch gegen sich selbst. Jung verheiratet oblag es ihr, über Vermögen und Ländereien zu herrschen, während ihr Ehemann gegen die anstürmenden Türken kämpfte.
Nach dessen Tod wird die reiche und mächtige Witwe zu einer begehrten Partie. Als sie sich aber in den Sohn eines abgewiesenen Freiers verliebt, lässt sie sich auf Zaubereien ein und erliegt der bizarren Wahnvorstellung, das Blut jungfräulicher Mädchen könnte sie verjüngen und für den weitaus jüngeren Geliebten für immer attraktiv machen.
Mit der Entscheidung, sich diesmal an einem ganz anderen Genre zu versuchen, neben der Regie auch die Hauptrolle zu übernehmen und obendrein noch für das Drehbuch und die Musik verantwortlich zu zeichnen, hatte sich Delpy viel vorgenommen, vielleicht etwas zu viel. So mischt sie munter historische Fakten mit den legendenhaften Zügen des Barthory-Mythos und lässt den Zuschauer selbst entscheiden, ob ihn an dem vielschichtig aufbereiteten Stoff mehr die Anspielungen auf den heutigen Jugend- und Schönheitskult überzeugen oder das Porträt einer Frau, die in einer von Männern dominierten und von Grausamkeiten bestimmten Welt Opfer politischer Intrigen und Machtspiele wird.
Genrefreunde werden sicher an der einfallsreichen Variation des Vampirthemas Gefallen finden, andere an der gelungenen Ausstattung und den überzeugenden Darstellerleistungen, besonders der von Julie Delpy, die mit dem Gesicht eines Unschuldsengels, das sich zu einer Maske des Wahns und der Grausamkeit verhärtet, überzeugend Aufstieg und Fall einer außergewöhnlichen Frau verkörpert, der Delpy weniger als Täterin denn als Opfer eine menschliche Seite abzugewinnen versucht.
Burg-Lichtspiele Karlstadt-Mühlbach, nur Sonntag 11.15 Uhr; freigegeben ab 12 Jahre, 100 Minuten.