Völlig unbelastet kann Retzstadts Bürgermeister Karl Gerhard in die Kommunalwahl gehen, denn – wie in Eußenheim auch – gibt es keinen Gegenkandidaten. Die Bürger sind überwiegend zufrieden mit den Entscheidungen im Rathaus, mit den umgesetzten Maßnahmen und mit der Aussicht, dass die Gemeinde trotz aller Investitionen im Jahr 2020 schuldenfrei sein könnte.
2008, in seinen ersten Monaten im Amt, war es für Gerhard noch etwas ungewohnt, immer mit „Herr Bürgermeister“ angesprochen zu werden. Doch mit der Zeit wurde er mit dieser Anrede vertraut – genau wie mit der Veränderung, dass aus den paar Stunden im Monat, die er als Gemeinderat für Retzstadt tätig war, plötzlich ein „Full-Time-Job“ als Rathauschef wurde.
Ein „richtiges“ Privatleben gibt es für Gerhard seither nicht mehr. „Ich hatte zwar schon eine Ahnung, was auf mich zukommt, aber das Bürgermeisteramt ist schon sehr anspruchsvoll. Vielleicht sieht es von außen nur einfacher aus, wenn es gut läuft“, sagt er. Ambitionen auf ein noch höheres Amt wie das des Landrates, einen Sitz im Kreis- oder Bezirkstag oder gar im Landtag hat Gerhard nicht. Neben Familie, Beruf und dem Ehrenamt als Bürgermeister bleibt ihm sowieso schon kaum Zeit für sein größtes Hobby, das Laufen. Der „Familienweinberg“ wurde sogar schon verpachtet, da für die Pflege keine Zeit mehr geblieben war.
In Retzstadt arbeiten die Gemeinderäte fraktionsübergreifend zusammen, wo es geht. „Ich bin ein Gegner von Parteipolitik auf kommunaler Ebene“, sagt der Bürgermeister. Dazu passt auch seine Aussage: „Alle im Gemeinderat ziehen an einem Strick und in die gleiche Richtung.“
Für Gerhard stand schon immer fest, dass er sich erst dann für das Amt des Bürgermeisters bewirbt, wenn seine Kinder schon älter sind. Außerdem war es ihm sehr wichtig, die Arbeit im Gemeinderat vorher kennen zu lernen. Gerhards politische Ambitionen wurden stets im Familienrat besprochen. „Ich habe mit meiner Frau Karin eine starke Persönlichkeit an der Seite und in ihr auch einen großen Rückhalt“, sagt er. Politisch geprägt wurde Gerhard durch seinen Vater, der in Retzstadt Dritter Bürgermeister war.
„Ich bin zufrieden, wie es sich im persönlichen Bereich, im Beruf und in der Politik bei mir entwickelt hat“, sagt Karl Gerhard. Seine beiden Töchter Ann-Kathrin und Karolin haben studiert und sich auch schon aktiv in die Dorfgemeinschaft eingebracht (als Weinprinzessin, beim Showtanz und in der Katholischen Landjugendbewegung). Seine Frau Karin leitet zusammen mit Anni Hebig schon seit 1990 die Katholische Öffentliche Bücherei Retzstadt.
Karl Gerhard und seine Frau stammen beide aus Retzstadt. Sie sind sich schon in jungen Jahren häufiger über den Weg gelaufen. Näher kennen gelernt haben sie sich erst im Schützenverein. Beide tragen sich beim Vereinspokalschießen bis heute immer wieder in die Siegerlisten ein.
1961 in Würzburg geboren, besuchte Karl Gerhard die Realschule in Karlstadt, absolvierte dann eine kaufmännische Ausbildung beim Schimmel-Verlag in Würzburg und war anschließend sieben Jahre bei der Main-Post auf dem Heuchelhof im Controlling tätig. 1995 „landete“ er im Klinikum Main-Spessart, wo er aktuell „Geschäftsleiter des Krankenhauses Marktheidenfeld“ und „Leiter Finanzwesen des Klinikums Main-Spessart“ ist.
„Eigentlich wollte ich als kleiner Junge immer etwas ganz anderes werden, nämlich Polizist“, erzählt Gerhard schmunzelnd. „Jetzt habe ich aber einen guten Job beim Landkreis, eine sagenhafte Familie, bin Bürgermeister einer faszinierenden und durch den Weinbau geprägten Gemeinde im Retztal – und das hoffentlich auch für die nächsten sechs Jahre. Was will ich mehr?“
Steckbrief Karl Gerhard
Was schätzen Sie an Retzstadt?
Die außerordentliche Schönheit der Landschaft und die hohe Bereitschaft der Menschen zum ehrenamtlichen Engagement für das Gemeinwohl.
Was ist Ihr liebstes Urlaubsziel?
Städtereisen, wie zum Beispiel Venedig.
Ihre Lieblingsspeise?
Schnitzel mit Pommes.
Ihre Lieblingsmusik?
Musicals.
Ihr liebstes Kleidungsstück?
Laufschuhe.
Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Die Gemeinde Retzstadt.
Was lesen Sie gerade?
„Zeichen im Schnee“ von Melanie McGrath.
Was sehen/hören Sie gern im Fernsehen/Radio?
Im Fernsehen die „Heute Show“.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an anderen Menschen?
Ehrlichkeit.
Was können Sie gar nicht leiden?
Wenn Behördenmitarbeiter den Paragraphen an die erste Stelle setzen und erst an die zweite Stelle den Menschen.
Ihr politisches Vorbild?
Der römische Konsul Cicero.
Ihre größte Schwäche?
Ungeduld.
Ihre größte Stärke?
Zuverlässigkeit.
Was ist für Sie Glück?
Der große Rückhalt in der Familie.
Ihr Lebensmotto?
Menschlich, zuverlässig, ehrlich und kompetent handeln.