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KARLSTADT: Karlstadt bekam sein Leuchtgas erst 1908

KARLSTADT

Karlstadt bekam sein Leuchtgas erst 1908

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    Gaswerk und Landidylle: Um 1950 bot die Energieversorgung in Karlstadt noch einen völlig anderen Anblick. Die Gaskessel – auch Gasometer genannt – mussten später ebenso weichen wie die Betriebsgebäude mit dem Schlot. Nur das „Beamtenhaus“ rechts steht noch.
    Gaswerk und Landidylle: Um 1950 bot die Energieversorgung in Karlstadt noch einen völlig anderen Anblick. Die Gaskessel – auch Gasometer genannt – mussten später ebenso weichen wie die Betriebsgebäude mit dem Schlot. Nur das „Beamtenhaus“ rechts steht noch. Foto: Alle Fotos: Archiv Energieversorgung

    Die Energieversorgung feiert heuer ihr 75-jähriges Bestehen. Denn 1939 hatten sich die Gemeinden Lohr, Karlstadt, Laudenbach, Karlburg, Mühlbach und Veitshöchheim sowie der Gasversorger Thüga zur Energieversorgung Lohr/Karlstadt und Umgebung GmbH & Co. KG zusammengeschlossen.

    Es handelt sich mehr um ein urkundliches Datum. Denn in der Praxis gab es längst vorher eine Energieversorgung in Karlstadt. Sie geht auf das Gaswerk zurück, das 1908 seinen Betrieb in der Helfensteinstraße aufnahm, noch heute der Standort der Energie.

    Leuchtgas

    In Lohr gab es schon wesentlich früher eine Gasfabrik, nämlich seit 1867. Gas wurde damals ausschließlich zum Betrieb von Lampen verwendet, daher auch der Begriff „Leuchtgas“. Karlstadt dagegen hatte schon früh elektrischen Strom vom Zementwerk erhalten.

    Während andernorts nach den Gaslampen allmählich das elektrische Licht Einzug hielt, war es in Karlstadt umgekehrt: Die Stadtvertretung in Karlstadt verlängerte den Vertrag für den Strombezug mit der „Portland-Cementfabrik“ 1906 nicht mehr.

    Stattdessen beschlossen die Stadtväter, künftig Gaslampen für die Straßenbeleuchtung einzuführen. Ein Unternehmer soll sich bereit erklärt haben, die Anlagen unter Bedingungen herzustellen, „welche für die Stadt äußerst günstige sein sollen“, wie es damals in der Zeitung erklärt wurde.

    1908 ging das Gaswerk in Betrieb. Auf dem Lageplan der Gasanstalt von damals erkennt man das Betriebsgebäude, einen Gaskessel, ein Nebengebäude und das „Beamtenwohnhaus“, das 2002 zum Gründerzentrum umgebaut wurde.

    Unter Luftabschluss

    Bei der Produktion von Stadtgas wurde Kohle wurde unter Luftabschluss auf 1200 Grad Celsius erhitzt, jedoch nicht verbrannt. Durch die hohe Temperatur entwichen alle flüchtigen Anteile der Kohle, das „Rohgas“. Zurück blieb Koks, den man zur Verbrennung weiter benutzen konnte.

    Das „Rohgas“ bestand aus verschiedenen Stoffen: neben dem eigentlichen verbrennungsfähigen Gas aus Wasserdampf und „Teernebel“. Der Wasserdampf konnte durch Kondensierung entfernt werden. Nebenprodukte der Gasproduktion wurden an verschiedene Abnehmer verkauft, zum Beispiel Ammoniakwasser an Landwirte als Dünger.

    Stadtgas ist leichter als Luft und steigt nach oben. Geringe Mengen ziehen schnell durch geöffnete Fenster ab. Erst größere Mengen bilden eine Explosionsgefahr. Eine große Gefahr jedoch war die Giftigkeit des Stadtgases wegen des darin enthaltenen Kohlenmonoxids.

    Leistungsfähig

    1921 hätte das Gaswerk in Lohr nach 54 Jahren durch ein neues ersetzt werden müssen. Man entschied sich für eine andere Lösung: Die „Gasanstalt“ von Karlstadt war erst 13 Jahre alt und leistungsfähig. Daher wurde eine Fernleitung nach Lohr gebaut, um Lohr mit Karlstadter Gas zu versorgen.

    Nach und nach setzte sich auch in Karlstadt elektrische Beleuchtung wieder durch. Daher kam es den Gasversorgern gelegen, dass Stadtgas immer beliebter zum Kochen oder auch zum Heizen wurde. In Karlstadt wurde ein zweiter, größerer Gasbehälter – in Richtung der heutigen Realschule – errichtet. Das Baujahr ist unbekannt.

    Auf dem Gelände der Energie befand sich zunächst in einem kleinen Häuschen die Reparaturwerkstatt für Elektrogeräte. Später wurde dafür eine größere, eingeschossige Werkstatt errichtet. Zu den Gebäuden gehörten auch das Lager und ein Verkauf für Installationszubehör.

    Abriss der beiden Gasometer

    Mit dem Abriss der beiden Gasometer im Winter 1972/73 wurde auf dem Gelände der Energie Platz frei. Außerdem waren auch andere Gebäude unnötig geworden. Diese Freiflächen dienten zum Bau des neuen Verwaltungsgebäudes, das 1983 eingeweiht wurde. Ein paar Jahre später – 1990 – folgten dann der Bau des neuen Lagers und der Abbruch des alten.

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