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Karlstadt: Karlstadter Klempnermuseum attraktiver denn je

Karlstadt

Karlstadter Klempnermuseum attraktiver denn je

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    Am „Löthimmel“ scheinen die verschiedenen Lötlampen wie Himmelskörper Bahnen um eine große Kupferkugel zu ziehen. Es handelt sich möglicherweise um die größte Lötlampensammlung der Welt.
    Am „Löthimmel“ scheinen die verschiedenen Lötlampen wie Himmelskörper Bahnen um eine große Kupferkugel zu ziehen. Es handelt sich möglicherweise um die größte Lötlampensammlung der Welt. Foto: Adreas Grasser

    Ab dem 1. September steht das Europäische Klempner- und Kupferschmiedemuseum wieder für einzelne Tagesbesucher offen. Denn das 2014 erstellte Konzept ist nun umgesetzt. Einige Jahre war das Museum nur nach Voranmeldung für Gruppen zu besichtigen.

    Vor sechs Jahren war damit begonnen worden, die Ausstellung attraktiver zu gestalten, die Exponate nach Themenbereichen neu zu ordnen und die Arbeitsabläufe selbsterklärend darzustellen. Rund 100 000 Euro, finanziert durch Spenden und Mitgliedsbeiträge, wurden laut Schatzmeister Klaus Hofmann für die Umsetzung des Konzepts aufgewendet.

    Im Untergeschoss des Klempner- und Kuperschmiedemuseums finden auch Workshops statt.
    Im Untergeschoss des Klempner- und Kuperschmiedemuseums finden auch Workshops statt. Foto: Klaus Hofmann

    Wer den Rundgang durchs Museum im Untergeschoss beginnt, stößt dort zwar nicht auf die ausgefallensten Exponate, erfährt aber gleich, welche Arbeitstechniken ein Spengler anwendet: Nach der technischen Zeichnung wird das Blech zurechtgeschnitten. Dann gibt es eine Vielzahl von Methoden zur weiteren Bearbeitung. Beim Schweifen beispielsweise klopft der Spengler einen Metallstreifen schrittweise auf einer Seite breiter, sodass der Streifen eine runde Form erhält. Beim Bördeln werden schmale Ränder aufgestellt, um einen Boden mit dem übrigen Blechkörper zu verbinden. Ein wesentliches Element ist das Weichlöten.

    Kunstvolle Ornamentik

    Wer diese Arbeitstechniken verstanden oder gar einmal selbst ausprobiert hat, weiß die Exponate im Erdgeschoss und Obergeschoss umso mehr zu schätzen. Beispielsweise steht da eine lebensgroße Figur des Drachentöters Georg aus dünnem Blech und innen hohl, die 1907 angefertigt wurde und nach heutigem Handwerkerlohn eigentlich unbezahlbar wäre. Im oberen Stockwerk in der Galerie widmet sich eine Abteilung den Ornamenten: Kunstvoll verzierte Gauben oder Kronen aus Blech finden sich da. Eine Vitrine ist bestückt mit Blechkannen in allen erdenklichen Formen.

    Blech ermöglicht eine unendliche Formenvielfalt.
    Blech ermöglicht eine unendliche Formenvielfalt. Foto: Klaus Hofmann

    Ein Höhepunkt ist der „Löthimmel“ in der Kegelspitze des außergewöhnlichen, 1998 eröffneten  Gebäudes. Es handelt sich um die wohl größte Lötlampensammlung der Welt. Heinz Lummel hatte diese 1982 von einem Spenglermeister aus Norddeutschland bekommen. Damit war die Idee für das Sammeln von Werkzeugen und Maschinen sowie für den Bau eines Museums geboren. Die verschiedensten Lötlampen scheinen wie Himmelskörper Bahnen um eine riesige Kupferkugel zu ziehen.

    Der Unterschied zwischen Klempner und Kupferschmied

    Wer das Museum besucht, versteht auch den Unterschied zwischen einem Klempner und einem Kupferschmied. Zu beiden Berufen gibt es im Erdgeschoss jeweils eine historische Werkstatt. Der Kupferschmied hat Gefäße für die Küche, Sudkessel, Schmuck oder auch Figuren hergestellt, so etwa die Quadriga auf dem Brandenburger Tor.

    Aus dem Beruf des Kupferschmieds ist der Klempner hervorgegangen. Er macht Blechbekleidungen und Dachentwässerungen. Je nach Region heißt er auch Spengler, Flaschner oder Blechner. Die Spenglerwerkstatt wurde in den 1990er Jahren inklusive Atelierfenster ab- und detailgetreu im Museum wieder aufgebaut. Zu ihr gehören einige Besonderheiten wie etwa die einzige bekannte vertikal stehende Abkantbank. Welche Arten der Dacheindeckung es gibt, zeigt anschaulich ein eigens angefertigtes Dachmodell im oberen Stockwerk.

    Der Beruf im Wandel der Zeit

    An einem Zeitstreifen sind die Entwicklungen der Arbeitstechniken, Materialien sowie der Berufe des Kupferschmieds und des Klempners im Lauf der Geschichte dargestellt. Beim Löten reicht dies beispielsweise vom einfachen Feuerkolben über Karbidentwickler bis hin zu modernen Lötanlage. Ergänzt wird dieser Zeitstreifen durch Informationen zur Gewinnung und Herstellung verschiedener Materialien wie Kupfer oder Aluminium. 

    Vielfach werden die Infotafeln durch Filme ergänzt. Klaus Hofmann bedauert, dass das Museum durch die Coronapandemie ausgebremst wurde. So musste der Girls’ Day musste abgesagt werden, die Schulkooperationen liegen auf Eis, Termine für Workshops, Seminare und Veranstaltungen wurden storniert, gebuchte Gruppenführungen verschoben.

    Zu den Bürozeiten Dienstag bis Freitag jeweils von 10 bis 12.30 Uhr sowie von 13.30 bis 16 Uhr sind die ausgestellten Exponate zu besichtigen. Gruppenführungen können unter Tel.: (09353) 99 63 30 oder klempnermuseum@web.de bei Karin Glassen gebucht werden. Sie ist auch gerne bei der Zusammenstellung eines Rahmenprogramms behilflich. Weitere Infos über das Museum und zum Klempnerberuf unter: www.klempnerundkupferschmiedemuseum.eu und www.beruf-spengler.de.

    Seit 1998 ziert das Klempner- und Kupferschmiedemuseum den südlichen Stadteingang von Karlstadt.
    Seit 1998 ziert das Klempner- und Kupferschmiedemuseum den südlichen Stadteingang von Karlstadt. Foto: Jürgen Kamm
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