Deutlich geleerte Straßen, geschlossene Geschäfte, reduzierter Betrieb allerorten, viele Beschäftigte im Home Office – die Corona-Krise wirkt sich überall aus. Sie erfordert einiges an Organisation. Genau zu diesem Punkt war jetzt aus dem Lohrer Rathaus Gegrummel zu hören.
Die Organisation des Rathausbetriebes sei nicht in ausreichendem Maße und in der nötigen Klarheit auf die Herausforderungen der Krise abgestimmt, so der Flurfunk. Die Rathausspitze weist den Vorwurf zurück. Man habe frühzeitig und umfassend mit Dienstanweisungen und organisatorischen Maßnahmen auf die besonderen Umstände reagiert.
Unter manchen Rathausmitarbeitern indes kochte offenbar speziell am Freitag der Unmut hoch. Stein des Anstoßes war demnach, dass Bürgermeister Mario Paul an diesem Tag von zu Hause aus arbeitete, auch keine seiner Stellvertreterinnen im Rathaus präsent und noch dazu der geschäftsleitende Beamte nicht im Rathaus im Dienst war. "Die Häuptlinge sind alle daheim und die Indianer lässt man machen", so eine Stimme aus dem Rathaus.
Kaum Laptops
Eine andere kritisierte, dass die Möglichkeit zur angesichts der Corona-Gefahr empfohlenen Computerarbeit von zu Hause aus für die allermeisten Rathausmitarbeiter nicht existiere. Grund sei die dafür untaugliche technische Ausstattung, speziell das Fehlen von Laptops. Der städtische Pressesprecher Dieter Daus wies gegenüber der Redaktion die Aussage deutlich zurück, wonach die Rathausspitze in Corona-Zeiten nicht im Haus sei und die Mitarbeiter quasi sich selbst überlassen würden: "Selbstverständlich ist die Verwaltungsspitze stets erreichbar und handlungsfähig." Es gebe in der Verwaltung auch klare Stellvertreter-Regelungen.
Daus bestätigte auf Anfrage der Redaktion, dass tatsächlich nur "einige wenige" Mitarbeiter des Rathauses die Möglichkeit hätten, ins Heim-Büro zu wechseln. Die begrenzte Zahl an Telearbeit liege zum einen daran, dass im Rathaus vorrangig stationäre Computer im Einsatz seien, daneben aber auch an der Art der Aufgaben.
Datenschutz als Hürde
Beispielsweise sei für die Arbeit der Zugang zu Akten notwendig, die im Rathaus zum Großteil in Papierform vorlägen, so Daus. Daneben seien öffentliche Stellen vom Gesetzgeber zu hohen Standards bei der Verarbeitung und dem Austausch von Daten verpflichtet. Dies setze in öffentlichen Verwaltungen "vergleichsweise hohe organisatorische und informationstechnologische Hürden" für die Telearbeit. Allerdings sammle die Stadt selbstverständlich Erfahrungen auf diesem Gebiet. Home-Office werde angeboten, "wo es möglich ist", so Daus.
Die Kritik, wonach in der Organisation des Rathaus-Betriebs nicht ausreichend schnell und klar auf die Corona-Krise reagiert worden sei, weist Daus klar zurück. Es gebe einen Krisenstab, der aus Bürgermeister, Vertretern des Hauptamtes, der Fachkraft für Arbeitssicherheit und dem Personalrat bestehe. Bereits am 16. März seien die Ämter und Sachgebiete angewiesen worden, die Mitarbeiterdichte in den Büros zu reduzieren, so Daus. Man habe Vormittags- und Nachmittagsdienste eingeführt und angeordnet, Resturlaub oder Überstunden abzubauen. Im Ergebnis seien aktuell gut 40 der 63 Rathausmitarbeiter im Dienst. Der Rest habe etwa zu gleichen Teilen Urlaub, baue Überstunden ab, sei krank, in der Kinderbetreuung oder arbeite im Heim-Büro, so Daus.
Grundsätzlich seien öffentliche Verwaltungen jedoch dazu aufgerufen, die Dienstfähigkeit aufrechtzuerhalten, erklärt Daus. Zuletzt sei es beispielsweise darum gegangen, binnen weniger Tage die 12 000 Briefwahl-Unterlagen für die Stichwahl um den Landratsposten versandfertig zu machen. Auch müsse die Stadt bei Wasser und Abwasser die Ver- und Entsorgung aufrechtzuerhalten. Der Reduktion der Zahl der anwesenden Mitarbeiter seien daher "Grenzen gesetzt", so Daus.
Für die Mitarbeiter habe es in Sachen Corona eine "klar strukturierte Dienstanweisung" gegeben, erstmals in Kraft gesetzt am 10. März, aktualisiert am 19. März. Sie enthalte beispielsweise Regelungen für den Fall von Erkrankungen, Kontaktfällen, Quarantäne oder Beschäftigten als Eltern, welche sich um ihre Kinder kümmern müssen. Weitere Hinweise erhalte die Belegschaft immer wieder über E-Mail. So habe man die Belegschaft frühzeitig zu verstärkten Hygienemaßnahmen aufgerufen, beispielsweise zum Verzicht auf das Händeschütteln. Auch habe man Desinfektionsspender bereitgestellt.