Die Nachricht klingt bestürzender, als sie sich in der Wirklichkeit offenbart: Das Werk Trennfeld der König & Bauer Druckmaschinen AG (KBA) macht im Herbst kommenden Jahres dicht, verkündete Vorstandsvorsitzender Claus Bolza-Schünemann am Dienstagmorgen der Belegschaft im Triefensteiner Ortsteil.
Aber selbst der Betriebsratsvorsitzende des Zweigwerks, Josef Hurka aus Lengfurt, sieht die Sache eher entspannt. „Auch wenn die Entscheidung für die Belegschaft schmerzlich ist und sicherlich vielen weh tut: Es geht immerhin kein Arbeitsplatz verloren, weil das Zweigwerk komplett in den Standort Würzburg integriert wird.“
Man werde sogar eine Halle vergrößern, um die Fachkräfte unterzubringen. Für rund zwei Drittel der in Trennfeld Beschäftigten sei die Verlagerung ins Stammwerk sogar ein Vorteil. Sie seien vor Jahren im Rahmen von Umstrukturierungen nach Trennfeld versetzt worden und hätten nun in Würzburg einen kürzeren Weg von und zur Arbeit.
Rund ein Drittel der Trennfelder Belegschaft wohnt in der Marktgemeinde Triefenstein und in unmittelbarer Umgebung. Für Hurka scheint es allemal besser, 25 Kilometer nach Würzburg zu fahren als den Arbeitsplatz zu verlieren. Außerdem bestehe bis 2015 eine Beschäftigungsgarantie; ein Sozialplan und ein Interessensausgleich zur Abfederung von Härtefällen werde angestrebt.
Als Grund für die Konzentration auf den Standort Würzburg nannte der Betriebsratsvorsitzende die fehlende Auslastung in Trennfeld und auch in Würzburg. Der Presse-Druckmaschinenmarkt sei in der Vergangenheit eingebrochen und liege bei nur noch 25 Prozent, verglichen mit der Blütezeit.
Gleichbleibende Beschäftigtenzahl und dennoch erhebliches Einsparpotenzial? Hurka schließt das nicht aus: „Die Unterhaltskosten für das Trennfelder Werk liegen derzeit bei 1,2 Millionen Euro im Jahr. Außerdem ergeben sich Kostenersparnisse durch Wegfall der langen Wege von Würzburg nach Trennfeld.“ Die verschiedenen Maschinenkomponenten würden künftig konzentriert an einem Platz gebaut und montiert, der Werksverkehr reduziere sich dadurch auf ein Minimum. Man erwarte auch einen starken Synergie-Effekt in der Logistik.
Dass die Auslastung in Trennfeld tatsächlich zuletzt schwach war, sehe man daran, dass die Weihnachtsferien eine Woche früher beginnen als sonst. „Der 14. Dezember ist unser letzter Arbeitstag vor dem Fest. Am 7. Januar geht es dann zunächst mit reduzierter Mannschaft weiter.“
Bürgermeister Norbert Endres hat auch erst am Dienstag unmittelbar nach der Betriebsversammlung von der KBA-Entscheidung erfahren. „Ich war zunächst stark geschockt. Für die Mitarbeiter ist es unerfreulich, die Nachricht so kurz vor Weihnachten zu erfahren.“ Froh ist er, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Dennoch treibt die Abwanderung ihm Sorgenfalten auf die Stirn: Mit KBA verliert der Markt Triefenstein ein Unternehmen, das laut Endres einen stattlichen Teil der Gewerbesteuereinnahmen aufbringt. Insgesamt nahm die Gemeinde im vergangenen Jahr 1,2 Millionen Euro an Gewerbesteuer ein.
Das Gelände, 14 Hektar beziehungsweise 140 000 Quadratmeter, ist Eigentum von KBA. Es umfasst das Werksareal, aber auch viele Äcker im Umfeld. Die hat die Firma seinerzeit optional für eine eventuelle Ausdehnung erworben. Die Felder sind bislang an Landwirte weiterverpachtet.
Wie Betriebsratsvorsitzender Hurka informierte, ist angedacht, das Gelände zu verkaufen. Eine konkrete Nachfolgenutzung sei von KBA nicht erarbeitet worden. Auch für die Gemeinde Triefenstein bestand wegen der überraschenden Entscheidung noch keine Gelegenheit dazu.
Koenig & Bauer in Trennfeld
Das Zweigwerk des Druckmaschinenherstellers wurde 1964 erbaut. Anfangs, so Betriebsratsvorsitzender Josef Hurka, arbeiteten hier 400 Männer und Frauen. Derzeit sind es noch 220 Fachkräfte in den Bereichen Druckeinheiten und Überbauten für Akzidenz- und Zeitungs-Rotationsanlagen.
KBA – vormals Koenig & Bauer – ist weltweit zweitgrößter Druckmaschinenhersteller und mit 40 Prozent Weltmarktanteil bei Zeitungsdruckmaschinen führend. In Trennfeld befindet sich das Kompetenzzentrum für die Aggregatmontage von Akzidenz- und Zeitungsmaschinen. Die Inbetriebnahme der in Kleinserien- oder Einzelkonstruktion hergestellten Druckmaschinen erfolgt von diesem Standort mit seinen insgesamt 250 Mitarbeitern. Zusätzlich ist die Komplettmontage von Rollenzuführsystemen hier angesiedelt.
In drei großen Montagehallen werden hier für Druckereien in aller Welt Systeme für den Transport und die Klebevorbereitung von Papierrollen gefertigt sowie die Arbeitsschritte bei der Montage von komplexen Druckeinheiten bis hin zu einer kompletten Rotation durchgeführt. Text: Josch