Noch kein Notstand, aber gewisse Engpässe sind in diesem Jahr bei der Grippeschutzimpfung zu verzeichnen. Eine kurzfristig gestiegene Nachfrage – sicher auch wegen Corona – steht den "normalen" Vorbestellungen im Frühjahr gegenüber. So haben die Lohrer Apotheken zwar schon viel ausgeliefert, können bei kurzfristigen Nachbestellungen aber kaum Impfstoffe bekommen.
"Bei uns lagern nur die Impfdosen, die die Ärzte schon per Rezept vorbestellt hatten. Zur freien Verfügung habe ich zur Zeit gar nichts", sagt Peter Imgrund, Inhaber der Hubertus-Apotheke. Außerdem seien Einzelimpfdosen für Privatpatienten, die den Grippeimpfstoff in Eigenverantwortung über ein Rezept holen müssten, bei ihm noch gar nicht vorrätig gewesen. "Was ich hatte, sind Zehner- und Zwanzigerpackungen für die Kassenpatienten. Die Ärzte bestellen im Frühjahr schon die Dosen für den kommenden Winter, danach wird dann produziert. Das braucht seine Zeit." Seit September müsse er schon ausliefern.
Das hält Imgrund eigentlich für zu früh. "Die Impfung hält nicht ewig und die größere Grippewelle kommt meist erst ab Januar bis in den März hinein. Die Immunität beginnt nach rund zwei Wochen, also kann man durchaus auch erst im November oder auch später noch impfen." Imgrund hofft auf eine "Reserve, die vom Gesundheitsministerium schon frei gegeben sei. »Die sollte dann eigentlich bald zur Verfügung stehen.« Problematischer sei es bei den Einzelimpfungen für die privat Versicherten. Er habe rechtzeitig beim Großhandel bestellt, aber bisher sei noch nichts bei ihm angekommen. Privatpatienten könnten so derzeit nicht geimpft werden, so Imgrund.
Unterschiedliche Liefertermine
»Im Moment habe ich gar nichts mehr, es herrscht ein kompletter Engpass«, berichtet auch Benedikt Porzelt von der Buchen-Apotheke in Sendelbach. »Je später man bestellt, desto später kommt man auf die Warteliste und desto später bekommt man geliefert.« Der Liefertermin sei auch bei den verschiedenen Firmen unterschiedlich. »Manche liefern sehr früh aus, manche eben später. Aber ich halte das Ganze ein wenig für Panikmache, es ist noch genug Zeit für eine effektive Impfung«, sagt auch Porzelt. Im vergangenen Jahr sei die Nachfrage nach der Grippeschutzimpfung sehr gering gewesen, in diesem Jahr sei sie explodiert.
Dies bestätigt auch Anne Lahoda, Inhaberin der Marien-Apotheke. »Es gibt ja auch den Aufruf, dass man sich gerade in diesem Jahr gegen Grippe impfen lassen soll. Eine Grippe ist keine leichte Erkrankung, keine Erkältung, sondern etwas ›Heftiges‹ mit hohem Fieber. Und wenn man zur Grippe noch Corona bekommt, ist es natürlich sehr gefährlich. Deshalb halte ich die Grippeimpfung auch besonders für Risikopersonal, Menschen die viele Kontakte haben, für sehr wichtig.« Umso weniger kann Lahoda verstehen, dass die Impfstoffe so langsam in die Apotheken kommen. »Die Ärzte haben schon mehr bestellt, auch die Apotheken haben mehr geordert. Deshalb verstehe ich nicht, dass daran nicht gedacht wurde!«
Patienten haben schon Termine
"Ich telefoniere fast jeden Tag mit der Apotheke", berichtet die Allgemeinärztin Gabriele Volkening. "Die Patienten haben schon Termine zur Impfung bei uns und müssen jetzt wieder abbestellt werden. Natürlich kann man auch später noch impfen, aber besser verträglich ist der Impfstoff, wenn die Menschen noch fit und nicht erkältet sind. Das ist insgesamt keine gute Situation gerade."
Hoffnung machen die Apotheker trotzdem: "Wir warten jeden Tag auf neue Lieferungen. Leider gibt der Großhandel aber keinen festen Auslieferungstermin bekannt, so müssen wir einfach geduldig sein und nicht in Panik verfallen", berichten Lahoda, Imgrund und Porzelt übereinstimmend.