Es soll keine Windräder im Bayerischen Teil des Naturparks Spessart geben. Die Landschaft sei zu schön, zu vielfältig, zu einzigartig und eigne sich daher nicht für Windkraftnutzung. Daher stimmte der Regionale Planungsverband Würzburg auf seiner Sitzung am Donnerstag in Karlstadt einstimmig gegen das sogenannte Zonierungskonzept, das die Ausweisung von Windparks in den Landschaftsschutzgebieten des Naturparks erlaubt. Selbst die ausgewiesenen Windkraftbefürworter im Gremium schlossen sich dem an. Zuständig ist der Bezirk Unterfranken. Es gilt aber als sicher, dass der Bezirk diesem Beschluss folgen wird.
Vor der Reaktorkatastrophe von Fukushima galten Naturparks als Standorte für Windkraftanlagen als strikte Tabuzonen. „Doch der Druck auf die Höhenlagen wurde wegen der besseren Ertragsmöglichkeiten immer größer“, erklärte Verbandsvorsitzender Thomas Schiebel zu Beginn der Sitzung. Dadurch wurde die Frage gestellt, ob es nicht doch sinnvoll ist, Windräder in den Naturparks zuzulassen. Auch der Gesetzgeber hat mit der „Energiewende“ das strenge Verbot aufgeweicht und die Ausweisung von Zonen erlaubt, wenn dies gewollt ist.
Doch wo ist das gewollt? Im Auftrag des Bezirks hat die Regierung von Unterfranken daher in den bayerischen Landschaftsschutzgebieten der Naturparke Odenwald und Spessart eine Prüfung durchgeführt. Es wurde untersucht, ob und in welchem Umfang es Flächen gibt, die sich für die Windkraftnutzung eignen.
Wertvolle Landschaftsbilder
Das Ergebnis stellte Bertram Eidel von der Regierung von Unterfranken dem Ausschuss vor. Die Gesamtfläche des Landschaftsschutzgebietes im Bayerischen Spessart beträgt zirka 136 000 Hektar, sagte er. Ausgenommen von der Windkraftnutzung seien unter anderem Naturschutzgebiete, Naturwaldreservate und Naturdenkmale, FFH-Gebiete, Lebensräume für Wasser- und Zugvögel und besonders wertvolle Landschaftsbilder. Ziehe man dies alles ab, blieben im Spessart nur noch 0,08 Prozent der Fläche, die sich für die Windkraft eignet. „Daher kann aus Sicht der Regierung keine Zonierung für das Landschaftsschutzgebiet Spessart empfohlen werden“, folgert Eidel.
Anders im Odenwald
Anders ist dies allerdings im Bayerischen Odenwald, der mit 30 500 Hektar deutlich kleiner als der Bayerische Spessart ist: Wendet man die gleichen Kriterien an, blieben insgesamt knapp 5000 Hektar übrig, die für die Windkraft als geeignet erscheinen. Daher kann aus Sicht der Regierung von Unterfranken ein Zonierungsverfahren für den Odenwald in Betracht gezogen werden.
Wie kam es zu dieser Wertung? Was ist der Unterschied zwischen den beiden Naturparks? Im Odenwald gäbe es schon Windkraftanlagen, erklärte Eidel. Das Landschaftsbild sei zerstückelter und zersiedelter. Anders der Spessart. Abgesehen von der Durchschneidung durch die Autobahn A3 gäbe es im Spessart ein zusammenhängendes Waldgebiet, das weitgehend von technischen Anlagen frei sei. Eidel bezeichnete dies als „Alleinstellungsmerkmal“.
Diskussionen gab es im Ausschuss über die Objektivität der Kriterien. Wie bewertet man eine Landschaft? Wann gilt sie als schön, wann als einzigartig, wann als weniger schutzbedürftig? Dazu referierte Peter Blum vom Büro für Landschaftsplanung und Projektentwicklung in Freising vor dem Ausschuss, der die beiden Naturparke untersucht und bewertet hat.
Einzigartig
Man muss die Eigenart und den Charakter, den Erholungswert und die Schönheit der Landschaft beurteilen, sagte Blum und verglich den Spessart im Kernbereich in seiner Einzigartigkeit mit der Hohen Rhön, den Hochalpen und Teilen der Fränkischen Schweiz. „Unverschnitten, unverlärmt, einzigartig“, sagt er und versicherte, dass er bei seiner Bewertung eine Technik angewandt habe, die dem Charakter des Spessarts gerecht werde.
Die wenigen Flächen, die nach dem Bericht der Regierung von Unterfranken im Naturpark Spessart für die Windkraftnutzung geeignet wären, liegen alle im Zuständigkeitsbereich des Planungsausschusses Untermain. Dieser will prüfen, ob die Windkraft dort vertretbar wäre. Es handelt sich dabei um Flächen bei Geiselbach (Kreis Aschaffenburg) und Röllbach (Kreis Miltenberg).