Einen ungewöhnlichen Auftrag hat die Glaswerkstatt Feige in Karlstadt bekommen. Für einen Neubau einer Kapelle in Amorbach (Lkr. Miltenberg) gestaltet die Werkstatt die Kirchenfenster. Die Motive für die Fenster wurden von der Glasveredlerin Susanne Kunkel entworfen, denn die junge Karlstadterin liebt es, mit Glas zu arbeiten. „Glas hat eine Seele“, sagt sie.
Beim Besuch der Werkstatt am Steinlein in Karlstadt wird gleich klar, sie sind ein gutes Team. Chef und Glasermeister ist Wolfgang Feige. Er sagt von sich, er sei zu 80 Prozent Handwerker und zu 20 Prozent Künstler. Bei Susanne Kunkel, die derzeit Freie Kunst in Koblenz am Institut für Künstlerische Keramik und Glas studiert, ist es umgekehrt. Ihr Schwerpunkt liegt auf der künstlerischen Gestaltung und ihr Lieblingsmaterial ist Glas. Sie hat bereits eine Ausbildung als Glasveredlerin hinter sich, die sie als Landessiegerin abgeschlossen hat.
Dreidimensionaler Flügel
Das zentrale Motiv der nun entworfenen Kirchenfenster ist eine Taube. „Diese steht für den Heiligen Geist und die Freiheit“, erklärt Kunkel ihren Entwurf. Ein Flügel der Taube wird aus dem Fenster dreidimensional in den Raum hineinragen und dies ist für sie die Verbindung des Irdischen mit dem Göttlichen. Die Taube ist eingebettet in ein Muster von durchziehenden Linien, die wiederum Rauten, Dreiecke und Mehrecke ergeben, die sich farblich von einander abgrenzen.
Diese Flächen wirken willkürlich zueinander, sind es aber nicht, sie stehen in Bezug zur Taube. Denn Susanne Kunkel hat die Kunst des Origami, eine spezielle Falttechnik, angewandt. Aus einem Blatt Papier hat sie die Taube dreidimensional gefaltet und danach wieder zweidimensional aufgeklappt. Auf dem Blatt zeichneten sich Linien ab, die die Flächen um die Taube herum von einander abgrenzen. Mit diesem Entwurf hatte sie den Aufraggeber überzeugt.
Für die Kapelle werden aus der Glaswerkstatt Feige ein breites Fenster geliefert, in dem als Mittelpunkt die Taube zu sehen ist. Hinzu kommen noch drei schmale Fenster und eine Türumrahmung. Bei dem verwendeten Glas handelt es sich um mundgeblasenes Glas von einem Glaslieferanten aus Waldsassen bei Bayreuth. Das wird in der Glaswerkstatt geschnitten und die Flächen mit Blei verbunden.
„So wie früher“, sagt Wolfgang Feige. Am Prinzip habe sich nichts geändert, nur die Handwerksgeräte seien besser geworden. Feige demonstriert dies an seiner Schablonenschere, die automatisch den Bleisteg miteinrechnet und er zeigt seinen elektrischen Lötkolben, mit dem sich komfortabler arbeiten lässt. Früher hätten die Fenstermacher das Löteisen auf Feuer erhitzen müssen, dieser sei aber schnell wieder kalt geworden.
Guter Ruf
Wolfgang Feige und seine Glaswerkstatt haben einen guten Ruf, was die Herstellung und Renovierung von sakralen Kirchenfenstern angeht. Seine Auftraggeber kommen aus ganz Franken. Er hat schon die Fenster in vielen Schlössern ausgebessert. Er hatte schon einen Auftrag in Nürnberg. Dort hat er die Fenster der Sebaldus-Kirche mit UV-Schutzverglasung ausgestattet. Zudem entwickelt er auch Lampen speziell für sakrale Gebäude.