Das Theater „Fasskeller“ in Marktheidenfeld hatte sich Klaus Karl-Kraus für diesen Abend mit Absicht ausgesucht. Er liebt diesen Ort mit viel Atmosphäre unter dem Hotel „Anker“, wo er stets auf ein Publikum treffe, das bei der Sache sei, sagt er. Große Säle füllte der Erlanger Kabarettist früher. „Aber das ist es nicht“, bekannte er am Ende der Vorstellung vor gut 40 Gästen. „So wie hier, ganz direkt und unmittelbar, das macht es aus.“
Man glaubt ihm das, denn erst am Schluss erzählte er seinem Publikum, dass sie bei der Uraufführung seines neuen Programms dabei waren. Der Randersackerer Künstleragent Herbert Löw, der Karl-Kraus im Fasskeller begrüßte, hätte ihn unlängst auf eine Idee gebracht. Wie wäre es, wenn er eigene Erlebnisse zur Weihnacht, wie er sie bisher schon auf der Bühne zum Besten gab, mit der bekannten Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens verbinden und so eine „Fränkische Weihnachtsg'schicht“ entstehen lassen würde?
Viele Gedanken hat sich der Erlanger seitdem gemacht und ein Konzept gestrickt. Ob das auch trägt, das wollte er in Marktheidenfeld ausprobieren. Sein Ziel sei es, eines Tages dieses Programm als Hörspiel auf einer CD in Händen halten zu können.
Klaus Karl-Kraus setzte sich einen schwarzen Zylinder auf und las in Abschnitten die Geschichte, die Charles Dickens 1843 erstmals in London veröffentlichte. Sein Geizhals Ebenezer Scrooge trägt aber deutlich mittelfränkische Züge. So hält er Weihnachten eben nicht für Humbug, sondern für a Gschmarri. Trotzdem lauschte das Publikum andächtig der Erzählung, wie der grantige Geschäftsmann, dem drei Geister der Weihnacht begegnen, sich am Ende geläutert vom Schrecken eines Blicks auf den eigenen Tod zum Wohltäter und Freund wandelt.
Diese besinnliche Botschaft lässt Klaus Karl-Kraus so nicht allein stehen. Immer wieder setzt er den Zylinder ab und streift sich ein ach so liebliches Weihnachtsmannmützchen auf sein Haupt. Und dann könnte man meinen, dass es wirklich a Gschmarri sei, was wir heute aus dem Weihnachtsfest machen.
Was bewegt die Glühweingänger in den Straßen im Kaufrausch zwischen Südtiroler Dielenschrank oder Laubsauger? Was haben die lichtüberfluteten Weihnachtshäuser mit ihren singenden Rentieren mit der Geburt Christi zu tun? Solche Fragen warf der Kabarettist mit einer solchen Komik auf, dass diejenigen, die gerade noch mit Charles Dickens dem Geist der Weihnacht auf der Spur waren, im nächsten Moment über sich selbst und ihre Zeitgenossen im Rausch der Geschenke und Oberflächlichkeiten lachten.
Aber der humoristische Blick ging auch zurück in die eigene Kindheit. Karl-Kraus erzählte zwischen den Träumen von Ebenezer Scrooge vom katholischen Weihnachten zwischen Beichtstuhl, Vaters alles narkotisierendem Weihnachtspunsch vor der Mette und den endlosen Spieleabenden mit Monopoly oder Mensch ärgere dich nicht.
Auch das alles entbehrt keineswegs mitreißenden Humors und trotzdem zeigt es das, was früher Weihnachten auch einmal bedeutete: Begegnung, Nähe, menschliche Wärme. Und das ist dem Kommunikationsforscher aus Mittelfranken auch im Zeitalter der neuen sozialen Medien wichtig geblieben, wie dieser Abend im Fasskeller zeigte.
Vielleicht wird der Kabarettist an der einen oder anderen Stelle seiner „Fränkischen Weihnachtsg'schicht“ noch ein wenig feilen und kürzen müssen. Die Grundidee trägt für einen unterhaltsamen Abend mit Tiefgang und Botschaft.