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Kleinkrieg im Friedensreich

Marktheidenfeld

Kleinkrieg im Friedensreich

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    Ein "friedfertiges kleines Reich für Tiere und Natur" propagieren die Anhänger von UL-"Prophetin" Gabriele Wittek rund um Gut Greußenheim. Sie haben Hunderte Hektar Land gekauft, zahlreiche Biotope angelegt, füttern ihre "Tiergeschwister" von der Meise bis zum Wildschwein - und jagen hinter Jägern her.

    Norbert Gram ist einer der "Lusttöter", wie die "Christusfreunde" jeden beschimpfen, der sein Jagdrecht wahrnimmt. Noch etwas anderes scheint die Bewohner des Hofgutes und ihre "Prophetin" besonders zu stören. Gram und andere Jagdpächter aus Hettstadt können von ihren Hochständen oder vom Saum des Tännig-Waldes über das "Friedensreich" und auf das Hofgut blicken, wo die "Prophetin" lebt. Diese Zeitung berichtete bereits über den Streit um eine "Grenzschießanlage" (UL-Anwalt Dr. Gert-Joachim Hetzel über einen Hochsitz) und die Kilometer langen Zäune in der Landschaft, die Witteks Gefolgsleute um Gut Greußenheim gezogen haben.

    Jetzt eskaliert die Auseinandersetzung. Walter Meilhammer, Leiter der Polizei-Inspektion Würzburg-Land, bestätigt eine Vielzahl von Anzeigen wegen Nötigung, Ruhestörung und Störung der Jagd. Die Streifen würden die Gegend daher "etwas vermehrt überwachen".

    Meilhammer sieht aber "keine konkrete Gefahr". Damit widerspricht er Gert-Joachim Hetzel. Der UL-Anwalt beschreibt Jäger Gram als "bekanntlich bewaffnet und unberechenbar". Gram verhalte sich verdächtig, weil er "bei Tag und Nacht" durch die Gegend "schleiche". Hetzel stellt eine Verbindung her zu einer - wie er es darstellt - "Hetzkampagne" gegen seine Mandanten, die Bewohner von Gut Greußenheim. Der Anwalt erwähnt in einem der Redaktion vorliegenden Schreiben gar "Morddrohungen", einen "Sabotageanschlag" und "rechtsradikale Schmierereien". Das hat Methode: Zum Auftreten der Glaubensgemeinschaft gehörte es bisher, jeden ihrer Kritiker als Agitator oder Verleumder in Diensten der Amtskirchen zu diffamieren und vor Gericht zu zerren oder sie für wirkliche oder angebliche Straftaten verantwortlich zu machen.

    Geld für Verzicht auf die Jagd

    UL-Anwalt Hetzel kündigt an, "zum Schutz von Einrichtungen und Personen" würden nun die Grenzen des Besitztums rund um die Uhr bewacht. Davon können Norbert Gram, die anderen Jäger aus Hettstadt und auch Wanderer ein Lied singen. Kaum dass sie sich dem Hofgut nähern, sehen sie sich von "Gewappneten" des UL-Sicherheitsdienstes verfolgt. Kaum erklimmt ein Jäger seinen Hochsitz, sieht er sich gefilmt und fotografiert. "Christusfreunde" verursachen gezielt Lärm, um die Ausübung der Jagd zu vergällen. Jäger Hubert Kempf klagt: "Das ist Jagd-Terror."

    Bevor die Erbauer des "Friedensreiches" ihre Bemühungen verstärkten, den Jägern aus Hettstadt das Hobby zu vergrätzen, kamen offenbar andere Mittel zum Einsatz. Übereinstimmend berichten Jäger, wie Armin Grätzer persönlich oder telefonisch bei ihnen vorsprach. Grätzer, der die Gelder der UL-eigenen "Gabriele-Stiftung" verwaltet, habe ihnen zuletzt 100 000 Mark pro Person geboten für den Fall, dass sie im "Tännig-Schusswald" (UL-Jargon) auf ihr Jagdrecht verzichten.

    Die Hettstädter Jäger sind dem Lockruf des Geldes nicht gefolgt. Norbert Gram voller Abscheu: "Ich lass' mich doch nicht bestechen."

    Und die Jäger aus Greußenheim? Zwei von ihnen wollten nach Informationen, die der MAIN-POST vorliegen, Anfang des Jahres wegen der Streitereien mit dem UL aus ihren Jagdpachtverträgen entlassen werden. UL-Jagdscheininhaber hatten zeitgleich angeboten, in die Verträge einzusteigen. Doch bevor die Greußenheimer Jagdgenossen entscheiden konnten, wurden beide Anträge zurückgezogen. Seitdem seien Greußenheimer Jäger in den Revieren entlang des UL-Territoriums nicht mehr zu sehen, ist zu hören.

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