Das sagenumwobene Kloster Einsiedel, in alten Schriften auch Elisabethzell genannt, lag an der im Mittelalter bedeutenden Birkenhainer Straße, der auf dem Höhenkamm angelegten Ost-West-Verbindung über den Spessart, dort wo heute die Gemarkungen von Rieneck, Langenprozelten und Ruppertshütten aneinandergrenzen.
Die Größe und die Bedeutung der Anlage, die nach den Aufzeichnungen bis ins 15. Jahrhundert Bestand hatte, ist bis heute nicht genau definiert. Die letzten Mauerreste wurden Mitte des vergangenen Jahrhunderts abgetragen und anderweitig verwendet. Im Archäologischen Spessartprojekt hat sich eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, die Reste der ehemaligen Einsiedelei erkunden und der Öffentlichkeit zugänglich machen will (wir berichteten).
Seit einigen Tagen laufen die Ausgrabungen zum Archäologischen Spessartprojekt Einsiedel. Am Freitagnachmittag stießen die drei Archäologen und ihre freiwilligen Helfer auf dem Areal des ehemaligen Klosters Einsiedel auf ein menschliches Skelett, das aufgrund der Bestattungsart in einer ansatzweise erkennbaren Grablege mit mehreren Gräbern, darauf schließen lässt, dass es sich um ein Priestergrab in einer Kirche handelt. Der Fund wird noch antrophologisch untersucht.
Schon in den ersten Stunden nach Grabungsbeginn förderten die Experten und ihre sich an jedem Einsatztag abwechselnden freiwilligen Helfer aus den Nachbarorten Ruppertshütten, Lohrhaupten, Langenprozelten und Rieneck einige aufschlussreiche Schätze zutage: Glasscherben, Tonziegel, Eisenbeschläge, Hufeisen und vor allem viele schmiedeeiserne Nägel. Alles wurde feinsäuberlich gereinigt und wissenschaftlich dokumentiert.
Die Ruinenreste des bisher nicht eindeutig einzuordnenden Denkmals seien zwar bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts abgetragen und anderweitig verbaut worden. Aber offensichtlich hat der Waldboden die Schätze unterhalb der Erdoberfläche im schattigen Buchenwald gesichert.
Die ausgegrabenen Fundamente mit einer Stärke bis zu zwei Metern bestätigen mit der voranschreitenden Freilegung mehr und mehr, dass es sich bei dem markanten, sagenumwobenen Ort nicht nur um eine „Einsiedelei“, sondern um eine größere Anlage gehandelt haben muss, nicht nur um eine „Raststätte“ oder rein wirtschaftlich genutzte Fläche. Dafür sprechen vor allem die bemalten Glasscherben, die Projektleiter Harald Rosmanitz Kirchenfenstern zuordnet und auf das 14. Jahrhundert datiert. Sie weisen eindeutig in Richtung Klosteranlage. Das Fragment eines Säulenkapitells und die jetzt entdeckte Grablege bestätigen das.
Für die weitere Vorgehensweise bestehe Grund zum Optimismus, teilte Rosmanitz mit. Das Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (AELF) habe die beantragten Kosten für die nachhaltige „Inwertsetzung“ des Areals für Erholungszwecke aufgrund der Initiative des Grundbesitzers, der Bayerischen Staatsforsten, bewilligt. Dadurch könne die vermutliche Klosteranlage in zwei Grabungskampagnien in diesem und im nächsten Jahr in Ausschnitten untersucht werden.
ONLINE-TIPP
Lesen Sie die früheren Berichte über das ehemalige Kloster Einsiedeln unter www.mainpost.de/regional/main-spessart/gemuenden.