Thomas Schiebels Amtsführung als Landrat war geprägt – so seltsam das klingen mag – von seiner Prägung und seinem Selbstverständnis als Sportler. Nicht im Sinne dieser modernen Instagram-Athleten, die sich in Posen werfen und feiern lassen, sondern in der heutzutage fast altmodisch wirkenden Ausgabe eines Sportlers, für den Gemeinsinn und Fairness, im Sieg wie in der Niederlage, selbstverständlich und unabdingbar sind.
Exemplarisch zeigt sich das am vielleicht wichtigsten Thema seiner Amtszeit. Schon vor Jahren favorisierte Schiebel angesichts des hohen Defizits im Klinikum Main-Spessart einen Neubau und die mittelfristige Schließung der drei damals bestehenden Häuser. Doch das Mehrheitsvotum des Kreistags für den Erhalt der drei Häuser nahm der Landrat klaglos an und bemühte sich um eine erfolgreiche Umsetzung.
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Und als nach einigen Jahren des steigenden Defizits die Kreistags-Mehrheit auf Schiebels Linie einschwenkte, gab es vom Landrat kein "Ich hab's Euch ja schon vor Jahren gesagt" zu hören. Selbst am entlassenen Klinikreferenten Gregor Bett verkniff sich der Landrat jegliche öffentliche Kritik, die Formulierung vom fehlenden Vertrauen ist denkbar neutral. Das ist Fairness.
Deshalb fiel selbst den politischen Gegnern im Wahlkampf kein größerer Vorwurf ein, als der, dass es Schiebel an Visionen gefehlt habe. Im Umkehrschluss bedeutet das nämlich, dass auch Widersacher ihm keinen politischen Fehler ankreiden können (zumindest keinen, in den sie der Teamplayer nicht eingebunden hätte).
Tja, kann schon sein, dass Schiebel die Ausstrahlung fehlt, das Ostentative. Der Langenprozeltener ist kein Cristiano Ronaldo, eher ein Dirk Nowitzki. Doch so unterhaltsam im Sport auch mal ein spektakulärer Spieler sein kann, in der Politik sind sachliche, faire Akteure gefragt. Thomas Schiebel hat dem Landkreis mit seiner verbindenden, unprätentiösen Art gut getan.