(jok) Biberbetreuer, Naturschutzbeauftragte an den Landratsämtern, Flussmeister und Vertreter von Naturschutzverbänden aus ganz Unterfranken und Hessen treffen sich einmal im Jahr, um über den Nager und seinen Lebensraum zu diskutieren. Heuer war das Haus der Schwarzen Berge in Oberbach Schauplatz dieser Versammlung.
Manfred Mack von der Regierung von Unterfranken leitete das Treffen zum letzten Mal. Referiert wurde über die aktuelle Situation der Biberpopulationen in Unterfranken und im benachbarten Hessen. Neue Richtlinien wurden vorgestellt. In den nächsten fünf Jahren etwa wird es erstmals in Bayern einen staatlichen Ausgleich geben für Schäden, die Biber verursachen.
Nachfolger vorgestellt
Mack konnte an die 30 Teilnehmer begrüßen. Neben Markus Schmidbauer, der eines der Referate hielt, auch dessen Nachfolger als nordbayerischer Biberbeauftragten des Bund Naturschutz, Jens Schlüter sowie die langjährige Mitkämpferin in Hessen, Irmgard Schultheis. Mack, der seit 1996 federführender Koordinator in Sachen Biber war, konnte auch seinen Nachfolger Dr. Thomas Müller aus Karlstadt vorstellen.
Biologe Markus Schmidbauer, seit vielen Jahren engagierter Begleiter, Berater und Betreuer in Sachen Biber, stellte die Kartierungsmaßnahmen von 2008 denen von 2007 gegenüber. Diese jährlichen Arbeiten bildeten die Grundlage für das so genannte Biber-Management, das es seit 2002 gibt. Akribisch gezählt wurden Spuren, Einzeltiere und Biberbauten, in denen ganze Familien wohnen.
Wichtig aber, so der Fachmann, sei der richtige Zeitpunkt für diese Kartierung. Das seien die Monate von Dezember bis März. In den letzten Jahren habe es wenig Zuwachs gegeben. Einzelne Reviere seien vom Biber auch wieder aufgegeben worden. Seiner Meinung nach liegt die Zahl der Individuen in keinem besonders hohen Bereich. Trotzdem sei – unterfrankenweit – immerhin ein Zuwachs von rund 30 Prozent zu verzeichnen.
Sollte es weiter eine Zuwachsrate geben, würden auch die Anforderungen für die Biberbetreuer höher, sagte er. Im Landkreis Bad Kissingen seien heuer 21 Reviere ermittelt worden, 2007 waren es 14. Biberpopulationen sind an der großen und kleinen Sinn, an der Schondra und an der Saale zu finden. An der Sinn unterhalb von Bad Brückenau grenzten einige Reviere aneinander, so Schmidbauer. Hier und an der fränkischen Saale hätten die Reviere zugenommen.
Im gesamten Unterfranken wurden heuer 84 Reviere gezählt, 2007 waren es 63. Sie verteilten sich hauptsächlich auf kleine und große Sinn, Schondra, fränkische Saale sowie die Wern und den Main. Im Main könnten Biber jedoch nur im Bereich ehemaliger Kiesgruben oder Altwasser siedeln. In den Landkreisen Würzburg und Aschaffenburg seien bis 2007 daher keine Bibervorkommen gefunden worden. Schmidbauer zeigte an Hand von Übersichtskarten die Ausbreitung und aufgegebene Reviere der Nager in allen Landkreisen Unterfrankens und Teilen Oberfrankens. „Der Aufbau ist gelungen“, so der Experte. „Jetzt kommt eigentlich die entscheidende Phase der Stabilisierung“.
Fraßspuren kein Beweis
Er betonte, dass Biberfraßspuren noch lange kein Beweis dafür seien, dass sich eine Biberfamilie angesiedelt habe. Dazu müssten die Verhältnisse stimmen. Die Jungtiere des vergangenen Jahres gehen nach dem Winter auf Wanderschaft und hinterlassen bei der Nahrungssuche Spuren ihres Durchzugs, so Schmidbauer. In Unterfranken sei man mit einer Mischung aus Beratung und Präventivmaßnahmen trotz mancher Widerstände gegen die Ansiedlung des scheu lebenden Wasser-Baumeisters immer wieder zu zufrieden stellenden Kompromissen gelangt, ergänzte Mack.
In Zukunft werde es unter bestimmten Umständen sogar staatliche Ausgleichszahlungen geben. Woanders gehe es manchmal „hart zur Sache“. Schmidbauer habe zum Beispiel jahrelang Umsiedlungen von „störenden Bibern“ durchgeführt. Bayerische Biber lebten jetzt unter anderem in Ungarn und Rumänien.
Thomas Keller, im Umweltministerium zuständig für Wildtiermanagement, referierte über die Änderung. Für Ausgleichszahlungen müssten Schäden innerhalb einer Woche gemeldet werden. Sie würden dann genau geprüft. Keller obliegt die Koordination des Einsatzes für den Biber in allen sieben Regierungsbezirken des Freistaats.
Ohne ehrenamtliche Biberbetreuer gehe es nicht, sagte er. Diese Anstrengungen müssten in Zukunft sogar intensiviert werden. In Südbayern sei der Biber geradezu ein politisches Thema, sagte Müller, anders als in Unterfranken. Das engagierte Management im Bezirk habe das möglich gemacht.