An vielen Stellen tragen in Marktheidenfeld Kunstwerke zur Gestaltung des öffentlichen Raums bei. Auch in der neu eröffneten Stadtbibliothek ist dies der Fall.
Im Treppenhaus hat das Gemälde „Brief an die Zehn“ von Werner Thein einen Platz gefunden. Das Werk des Sennfelder Künstlers war vor zwei Jahren in der Auswahlausstellung des 10. Kunstpreises der Stadt Marktheidenfeld zu sehen und dabei dem Architekten Armin Bauer des Aschaffenburger Büros RitterBauer-Architekten ins Auge gestochen. Kurzerhand kaufte er das Bild für das von seinem Büro geplante Gebäude.
Nach dem Ende der diesjährigen Ausstellung „Zwiesprache“ zum 70. Stadtjubiläum mit Werken des Bildhauers Ernst Barlach und Gemälden von Alexander Dettmar im Franck-Haus, erwarb die Stadt zwei Kunstwerke des in Berlin lebenden Malers. Dettmar hatte sich bei einem Aufenthalt im vergangenen Jahr künstlerisch mit Marktheidenfeld auseinandergesetzt und schließlich vier Ansichten in seinem typisch expressiven Stil geschaffen.
Nun können die beiden erworbenen Gemälde vorläufig in einem Regal der Stadtbibliothek betrachtet werden. Wenn die umtriebige Eröffnungsphase vorbei sein wird, will Leiterin Susanne Wunderlich einen guten Platz an einer Wand des Gebäudes für die beiden Darstellungen finden.
Überhaupt freut sich die Bibliotheks-Chefin darüber, dass in ihrem neuen Haus neben der Literatur und den Medien auch die Bildende Kunst ihren Stellenwert findet. Gegenwärtig trägt dazu auch die Ausstellung „Skulpturen – mitten in der Stadt“ bei. Die Plastik „Wortwechsel – Gespräche ins Rollen bringen“ von Petia Knebel hat bis Mitte Oktober einen Platz über der alten Stadtmauer neben dem Bibliotheksgebäude gefunden.
Manche Besucher nahmen dieses Werk aus gewalztem und geschweißtem Aluminium sogar als Symbol der städtischen Einrichtung war. „Das passt so gut zu uns“, meint Wunderlich, „wir haben es ja mit Worten zu tun. Und wir wollen die Kommunikation unter unseren Nutzern fördern – Gespräche sollen in Gang kommen“.
Besonders gilt dieser Gedanke auch für die Leseterrasse des Neubaus. Das ist ein sonnenbeschienener, südlich wirkender Treffpunkt im Freien. Inzwischen gibt es dort kleine Sitzgruppen und ein Sonnenschutz soll in Kürze noch folgen. „Die Besucher lieben diesen Platz“, stellte die Büchereileiterin mit Freude fest. Auch Petia Knebel scheint dieser Ort ganz besonders angesprochen zu haben.
Spontan stellte sie außerhalb der eigentlichen Skulpturenausstellung ein weiteres ihrer Werke als Leihgabe bis Oktober zur Verfügung. Auf ihrer Freiplastik „Wortwechsel-Schriftwechsel“ aus geschweißtem Aluminium dürfen sich die Betrachter niederlassen, um sitzend Notizen zu machen oder sich mit anderen Besuchern zu unterhalten.
Dies tat auch Bibliotheksleiterin Wunderlich, um einen kurzen Blick auf ihre ersten Erfahrungen mit der neuen Stadtbibliothek zu geben. Seit der Eröffnung Anfang April sei der neue Standort glänzend von den Besuchern angenommen worden. Die Nutzer seien begeistert von den hellen, angenehmen und zweckmäßigen Räumlichkeiten. Die Möglichkeit der Außenrückgabe von ausgeliehenen Medien werde außerhalb der eigentlichen Öffnungszeiten besonders gut genutzt.
Der Wandel der Bibliothek zu einem modernen Kommunikationsort nehme immer mehr Fahrt auf, stellt Wunderlich fest. Es kommen Menschen zum ersten Mal oder nach vielen Jahren wieder. Neben der Ausleihe von Medien gewinne der neue Treffpunkt in der Altstadt und die die Nutzung der Bibliothek vor Ort mit ihrer moderner Ausstattung und Technik an Bedeutung. Die Computerarbeitsplätze würden mehr und mehr gerade auch von Schülern genutzt.
Mit etwa 13 500 Besuchern hat sich die Nutzerzahl in der Anfangsphase im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nahezu verdoppelt. „Da sind natürlich auch manche darunter, die nur auf das Gebäude neugierig waren“, weiß die Bibliotheksleiterin. Aber knapp 200 neu ausgestellte Nutzerausweise und über 25 000 Ausleihen sprechen in gut zwei Monaten eine recht deutliche Sprache.
Die neue Bibliothek sei bei den Bürgern in Marktheidenfeld und im Umland angekommen. Auch der Kontakt zu den Schulen und Kindergärten habe sich sogar intensiviert und sei keineswegs, wie manchmal befürchtet, abgerissen. „Zur Zeit bin ich dabei, Klasse um Klasse und Gruppe um Gruppe, durch das neue Haus zu führen“, sagt Wunderlich. Dies mache viel Arbeit, da jeder Besuch ganz individuell vorbereitet werde – da gebe es kein Standardprogramm. Eines sei dabei zu beobachten, manche Kinder kämen bald schon mit ihren Eltern wieder und zeigten ihnen ganz stolz Marktheidenfelds neue Stadtbibliothek.