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ARNSTEIN: Kur-Patient Pferd

ARNSTEIN

Kur-Patient Pferd

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    Natürlich macht Anke Wiedenroth keine Fango-Anwendungen in XXL-Format oder turnt mit ihren 600 Kilo schweren Patienten auf einer Gymnastikmatte. Was in der Vorstellung eines Laien schwer vorstellbar ist, ist für die 29 Jahre alte Frau aus Untereisenheim tägliche Realität. Sie ist Tierphysiotherapeutin. Anfang Juli eröffnete sie zusätzlich zu ihrer Fahrpraxis ein Pferde-Reha-Zentrum auf Gut Ebenroth.

    Hauptsächlich arbeitet sie mit Pferden und Hunden, aber auch mit Kühen, Hasen. ja sogar mit Kamelen hat Anke Wiedenroth schon gearbeitet. Direkt nach dem Abitur und der Ausbildung zur Tierarzthelferin folgte die Fortbildung zur Tierphysiotherapeutin in Gelsenkirchen und Bad Brückenau. Seitdem fährt sie mit ihrer mobilen Praxis durch Deutschland und behandelt auf Turnieren, in Reitställen, beim Züchter oder Privatpferde.

    „Durch meine Arbeit bei Trainern bekomme ich viele Kontakte und Empfehlungen, auch ins Ausland“, sagt sie, und so zählen zu ihrer Kundschaft auch Schweizer, Italiener und Spanier. Besonders auf Westernturnieren sieht man sie oft. „Es macht schon irre viel Spaß, wenn man Pferde behandelt und sie danach in den großen Shows erfolgreich abschneiden sieht“, sagt sie.

    Trainer helfen mit

    Doch ihre Patienten vor Ort sind ihr wichtig. Deshalb hat sie den Kontakt zu Gut Ebenroth hergestellt und behandelt dort nun stationär. „Gut Ebenroth übernimmt die Unterbringung und Betreuung. Trainer aus der Region, besonders Petra Fellmer, übernehmen das Bewegungstraining während und nach der Behandlung“, erklärt sie.

    Das Ganze wird begleitet und kontrolliert von Tierärzten sowie bei Bedarf weiteren Therapeuten aus allen Fachgebieten. „Ohne einen guten Sattler, Hufschmied oder Zahnpfleger ist eine Pferde-Reha nicht komplett“, erklärt Wiedenroth die Zusammenarbeit.

    Im Schnitt 450 Euro kostet das Paket für zwei Wochen. Welche Behandlungen dem Pferd darin zugute kommen, ist unterschiedlich. „Mein wichtigstes Handwerkszeug sind immer noch meine Finger“, sagt Wiedenroth. Mit ihnen mobilisiert sie die Tiere mit verschiedenen Techniken, setzt Akupunktur-Nadeln oder Blutegel, deren Speichel schmerz- und entzündungshemmend wirkt. Was sich im Humanbereich bewährt hat, übernehme ich meistens auch für die Pferde“, erklärt sie das Konzept.

    Trablaufband zum Muskelausbau

    Die neueste Anschaffung, ein Trablaufband für Pferde, soll die Therapien ergänzen. Es soll gezielt zum Muskelaufbau, zur Gangbildschulung beim lahmenden Tier und als zusätzliche Trainingseinheit genutzt werden. Dennoch: Laufbänder stehen in der Diskussion. Zu hoch sei die Verletzungsgefahr und zu unpersönlich das Training, heißt es. „Das Laufband kann und darf nicht die Gymnastizierung des Pferdes ersetzen. Sie kann sie aber ergänzen“, sagt Anke Wiedenroth.

    Vertrauen ist ihr wichtig. „Unter den Tierphysiotherapeuten gibt es auch viele schwarze Schafe“, sagt sie. Der Beruf ist in Deutschland zwar genehmigt, aber nicht geschützt.

    Anke Wiedenroth will mit ihrem Pferde-Reha-Zentrum ganz bewusst keine Konkurrenz zu anderen Tierärzten, Trainern, Physiotherapeuten oder sonstigen Therapeuten sein. „Wir arbeiten gerne mit jedem Hand in Hand zusammen, der uns um Rat bittet“, sagt sie. Nicht selten kommt dabei raus: Der Mensch ist es, der seinem Partner durch kleine Reitfehler massive Probleme bereitet. Hinter sein Pferd auf das Laufband stellt Anke Wiedenroth ihn deshalb nicht. Aber sie will auch ihm helfen, mit Sitzschulungen, Reitunterricht oder Bodenarbeit. „Ich bin mit meiner Arbeit nur dann zufrieden, wenn eine Lösung gefunden werden kann, mit der Pferd und Reiter dauerhaft glücklich sein können.“

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