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LOHR: Kurzarbeit als das Rezept der Stunde

LOHR

Kurzarbeit als das Rezept der Stunde

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    Amtswechsel an der Lohrer Agentur für Arbeit. Der bisherige Leiter Jürgen König (links) übergibt Amt und Siegel an seinen Nachfolger Martin Heilmann.
    Amtswechsel an der Lohrer Agentur für Arbeit. Der bisherige Leiter Jürgen König (links) übergibt Amt und Siegel an seinen Nachfolger Martin Heilmann. Foto: FOTO Günter Roth

    Der gebürtige Burgsinner Martin Heilmann ist seit vielen Jahren beruflich eng mit der Region verbunden, er kennt Land und Leute sehr gut und hat seine Arbeit „von der Pieke auf gelernt“, wie sein Chef Hain betonte. Im Jahr 1983 begann der heute 42-Jährige seine Ausbildung beim Arbeitsamt Würzburg und wechselte danach zur Geschäftsstelle Lohr, die gegenwärtig für den gesamten Landkreis zuständig ist.

    Als Arbeitsvermittler war er dabei, als 1989 nach dem Fall der Mauer besondere Aufgaben auf sein Amt zukamen; so wirkte er auch einige Monate in den neuen Bundesländern. Seit seiner Prüfung zum Diplom-Verwaltungswirt und zum Berufsberater arbeitete er verstärkt in diesem Bereich, vor allem als Berater in der Rehabilitation. Heilmann ist verheiratet, hat einen siebenjährigen Sohn und ist in seinem Heimatort sportlich aktiv.

    In seiner neuen Funktion trifft Heilmann auf einen derzeit angespannten Arbeitsmarkt auch in Main-Spessart. Bis Oktober und November vergangenen Jahres war die Arbeitslosigkeit im Landkreis stets rückläufig und bei einer Quote von 2,2 Prozent hoffte man zu diesem Zeitpunkt eigentlich sogar, die Schallmauer 2,0 unterbieten zu können. Doch danach kam die Wende: Im März waren im Raum Main-Spessart 2700 Menschen ohne Beschäftigung, das sind 1000 mehr als noch im Herbst.

    Auch bei den Stellenangeboten gab es hier den stärkten Einbruch. In den ersten drei Monaten blieb die Nachfrage nach Arbeitskräften auf der Firmenseite um 200 oder 37 Prozent unter dem Vorjahresstand.

    Viele Unternehmen überbrückten den Auftragseinbruch mit Kurzarbeit, sagte Heilmann. Im Raum Lohr waren für März 4600, im gesamten Agenturbereich 12 400 Kurzarbeiter gemeldet. Dieser Situation will die Arbeitsagentur mit individuellen, flexiblen Maßnahmen gegensteuern.

    Man habe das Ohr am Markt, versicherte der Würzburger Chef Hain und setze vor allem auf punktgenaue Qualifizierung. Auch in der gegenwärtigen Krise habe sich gezeigt, dass die Menschen ohne Ausbildung oder die Minderqualifizierten zuerst entlassen werden. Die hohen Bewegungszahlen hätten gezeigt, dass auch jetzt „noch etwas gehe“. So wurden im März 800 Mitarbeiter entlassen, aber auch 700 neu eingestellt.

    Weiter Fachkräftemangel

    Im Vergleich zu den Krisen der vergangenen Jahre sehen die Arbeitsvermittler heute andere Ansätze. Die Firmen wüssten genau, dass es Unsinn sei, jetzt Fachkräfte zu entlassen, die man später nur noch sehr schwer wiedergewinnen könne. Der Fachkräftemangel sei strukturell und werde sich nach der Krise wieder verstärken, betonten Hain und Heilmann. Deshalb setzten die meisten Betriebe im Landkreis auch vermehrt auf Kurzarbeit anstelle von Entlassungen, um fit zu bleiben für den neuen Aufschwung. Die Frage sei nur, wie lange die einzelne Firma in der Lage sei, dies durchzuhalten.

    Wie lange die schwierige Phase andauern werde, vermochten die beiden Fachleute nicht zu prognostizieren. Man hoffe zwar im Mai auf bessere Zahlen, allein schon wegen saisonal bedingter Arbeitsgebiete, aber erst im Herbst könne man hoffentlich die künftige Entwicklung besser abschätzen. „Wenn wir dann noch immer kein Licht am Ende des Tunnels sehen können, wird es sehr ernst“, so Hain.

    Insgesamt aber ist die Situation in Main-Spessart noch vergleichsweise gut. Den 3,7 Prozent ohne Arbeit stehen im Bezirk Unterfranken 4,3 und landesweit 5,2 Prozent gegenüber. Am schlimmsten trifft es wie immer den Bereich Hof mit 7,6 und Passau mit 7,1 Prozent Arbeitslosigkeit.

    Der neue Leiter der Lohrer Agentur ging auch kurz auf den Ausbildungsmarkt im Landkreis ein. Der sei natürlich auch von der Krise betroffen. Bisher wurden der Agentur zehn Prozent weniger freie Lehrstellen gemeldet. Heilmann hofft aber, dass noch viele Firmen die wirtschaftliche Entwicklung abwarteten und im Frühsommer doch noch Auszubildende aufnähmen. Er appellierte, nicht an der falschen Stelle zu sparen. Angesichts des strukturellen Fachkräftemangels sei eine drastische Reduzierung der Lehrstellen mit Sicherheit die falsche Entscheidung.

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