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Zellingen: Laienspielgruppe Zellingen: Senioren, die es noch einmal wissen wollen, und ein Lebenstraum

Zellingen

Laienspielgruppe Zellingen: Senioren, die es noch einmal wissen wollen, und ein Lebenstraum

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    Mit der "Aida" in der Karibik: Mit List und Gesang haben es die Alten auf die Kreuzfahrt geschafft.
    Mit der "Aida" in der Karibik: Mit List und Gesang haben es die Alten auf die Kreuzfahrt geschafft. Foto: Jürgen Kamm

    Um Jahrzehnte gealtert präsentiert sich der Großteil der Laienspielgruppe Zellingen beim aktuellen Stück "Verdammt, die Alten brennen durch". Dreht sich die Komödie in drei Akten von Martin Göhring doch um eine Seniorenresidenz. Viel Arbeit für die Maske, die neun von 14 Darstellern auf "Alt" trimmen muss.

    Konspirative Gespräche in der Seniorenresidenz Waldesruh: Wie kommen wir nach Berlin?
    Konspirative Gespräche in der Seniorenresidenz Waldesruh: Wie kommen wir nach Berlin? Foto: Jürgen Kamm

    Der Chor der Laienspielgruppe stimmt jeden Akt musikalisch ein – passenderweise zur Melodie von "Das alte Haus von Rocky Docky". Das Stück beginnt im Gemeinschaftsraum der Seniorenresidenz Waldesruh, der Name ist Programm: Zwischen "Mensch-ärgere-dich-Nicht" und Streit über nicht existierende Wörter bei Scrabble herrscht gepflegte Langeweile. Monologe des Astronomieprofessors Heldermann über schwarze Löcher machen es nicht besser, die schwerhörige Frau Witgenstein bekommt davon wenig mit, Herr Knorz reißt Witze und klopft Sprüche.

    Karibik-Schiffsreise als erster Preis

    Eine Zeitungsmeldung soll alles ändern: Beim Gesangswettbewerb in Berlin gibt es eine Schiffsreise in die Karibik als ersten Preis, keine Altersgrenze, Gruppen erlaubt. "Mit 75 haben wir die Pflicht, den Blödsinn zu machen, für den wir mit 30 keine Zeit hatten", findet Herr Lugenburg. Heimleiterin Rampennagel kann das so gar nicht gutheißen, der neue Pfleger Mustafa dafür umso mehr: "Singen gut für's Herz, Musik gut für Seele". Doch welches Stück? Romantisch wie "Lili Marlene", Fernweh wie "Junge, komm bald wieder"? Es wird der schwungvolle Schlager "Mit 66 Jahren".

    Wie Astrologen flirten – Professor Heldermann doziert über die Venus, nicht ohne einen gewissen Erfolg – und die geheime Probe mit dem Professor als Dirigenten zeigt der zweite Akt. Als wären die alterstypischen Problemchen nicht genug, taucht auch noch Lieblingsnichte Oliva auf, sehr besorgt um ihren Onkel Lugenberg (und vor allem um "ihr Geld"). Senior Knorz bemerkt sarkastisch "mit 66 Jahren hoffen die Erben auf den baldigen Schluss".

    Das große Abenteuer rückt näher, doch wie nach Berlin kommen? Pfleger Mustafa hat ein großes Herz, jemand in seiner großen Verwandtschaft einen alten Autobus und im Schutze der Nacht... kann sich das Publikum erst einmal eine Pause gönnen.

    Gestrandet mit dem alten Autobus kurz vor Berlin - doch so schnell geben die Alten nicht auf.
    Gestrandet mit dem alten Autobus kurz vor Berlin - doch so schnell geben die Alten nicht auf. Foto: Jürgen Kamm

    Strumpfband rettet die Spritztour

    Unfreiwillig hat die im dritten Akt auch de "Seniorenchor" - 17 Kilometer vor Berlin streikt der alte Autobus. Frau Wittgenstein erinnert sich, als sie 20 war, rettete ein Strumpfband die Spritztour, und zum Glück schenke Professor Heldermann als Kavalier der alten Schule seine Flamme eines. "Daheim" in der nun sehr stillen "Waldesruh" erleidet Heimleiterin Rampennagel ob der durchgebrannten Alten fast einen Herzanfall. Ihre Assistentin Poppenreut ermutigt sie, ihren Traum, einmal Sängerin zu werden, doch noch anzugehen.

    Wie es ausgeht? Manches ändert sich nie – etwa der Streit um Scrabble-Wörter. Mit Jamaika-Rum und Longdrinks ist das aber gut auszuhalten, karibisches Klima ist hilfreich gegen Rheuma und das Buffet auf der "Aida" schlägt das Essen in der "Waldesruh" um Längen. Zeit für den alten Schlager, der gar nicht mehr schräg klingt.

    Wie immer studierte die Laienspielgruppe das Stück seit Anfang Januar ein. Dass es im Pfarrheim gezeigt wird, hat auch zur Folge, dass auf der eigentlichen Bühne nur zweimal geprobt werden kann. Bei der Generalprobe waren Bewohner der Seniorenresidenz Zellingen diesmal ein besonders passendes Publikum. Vier weitere Vorstellungen gibt es im Pfarrheim von Donnerstag bis Sonntag, nur für Donnerstag gibt es noch wenige Karten.

    Mitwirkende:

    Personen: Frau Maifahrt – Franziska Stöhr; Frau Schnabel – Alexandra Kirchner; Frau Sauerbier – Claudia Hemmelmann; Frau Pfefferle – Beate Schwarz; Professor Heidemann – Walter Dittmaier; Herr Knorz – Karl-Heinz Dannhorn; Herr Lugenburg– Werner Seibl; Herr Brumse – Winfried Schmitt; Frau Witgenstein – Anja Wiesmann; Heimleiterin Frau Rampennagek – Sonja Krug; Frau Poppenreut – Carolin Neun; Pfleger Mustafa Suliman – Fabian Lauter; Nichte Olivia – Anja Reder.

    Regie: Monika Seibl,;Souffleur/se: Harld Kießling, Rita Kraus.

    Hinter der Bühne: Vera Spohr, Monika Herrlein.

    Maske: Anette Breit, Corinna Sigmund.

    Frisuren: Marie-Luise Lenes, Andrea Spitznagel.

    Gepflegte Langeweile in der Seniorenresidenz Waldesruh bildet den Auftakt zum Stück "Verdammt, die Alten brennen durch".
    Gepflegte Langeweile in der Seniorenresidenz Waldesruh bildet den Auftakt zum Stück "Verdammt, die Alten brennen durch". Foto: Jürgen Kamm
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