Seit ungefährt 15 Jahren hält Peter Eckert auf einer Koppel in der Nähe der Lebenshilfe in Wombach Tiere. Nun hat das Landratsamt Main-Spessart nach einer Kontrolle vor fünf Monaten angeordnet, dass die Tierunterstände und die Einzäunung bis spätestens 1. Juli 2012 beseitigt sein müssen.
Dies wiederum zieht nach sich, dass Eckert seine dort lebenden beiden Esel, drei Zwergziegen und zwölf Kamerunschafe anderswo unterbringen muss. „Das wird ein Problem“, so der 56-Jährige.
„Es wär' halt schad', wenn sowas verschwindet“, sagt Eckert. Der nahegelegene Kindergarten komme regelmäßig an die Koppel, um die Tiere anzuschauen und zu streicheln, genauso die Lebenshilfe, außerdem „sehr viele Familien mit Kindern und Rentner natürlich auch“. Viele brächten sogar trockenes Brot zum Füttern mit, erzählt Eckert.
Über die Jahre habe er einen Streichelzoo aufgebaut, mit dem er gegen geringe Aufwandsentschädigung im Umkreis von etwa 30 Kilometern Kindergärten und Feste besuche, so Eckert. Neben Ziegen gehören seinen Worten zufolge dazu noch Kaninchen, die er unten im Dorf halte.
„Ein Landschaftsschutzgebiet stellt die einfachste Form aller möglichen Schutzgebietskategorien dar.“
Umweltschutzbericht der Stadt Lohr
Neben den Tierunterständen und der Koppeleinzäunung müsse er auch eine aus Holzstapeln errichtete provisorische Halle und einen kleinen Erdkeller zurückbauen, berichtet Eckert. Ebenfalls vom Landratsamt beanstandete zwei Bauwägen auf dem Grundstück sowie einen Grillplatz habe er bereits weggeräumt.
„Wenn nicht noch ein Wunder geschieht“, werde er wohl auch den Rest schweren Herzens zurückbauen müssen. Auf die angedrohte Zwangsräumung will Eckert, der nicht privilegiert ist und deshalb keine landwirtschaftlichen Bauten im Außenbereich haben darf, es nicht ankommen lassen.
Die Tierkoppel sei „nur ein Teil des Problems“, sagte auf Anfrage der Main-Post Holger Steiger, Pressesprecher des Landratsamts. Es gehe auch um baurechtliche Belange. Neben der Koppel gehe es noch um Bauwägen, Erdkeller, eine Maschinenhalle, eine weitere Halle und Gegenstände zur Freizeitnutzung.
Auf Eckerts Anlage sei das Landratsamt durch einen Bürgerhinweis aufmerksam geworden; der Behörde sei ein abgemeldetes Auto auf dem Grundstück gemeldet worden. In den vergangenen anderthalb Jahren habe das Landratsamt rund 15 Fälle im Bereich Wombach und Rodenbach überprüft und gegebenenfalls ein Beseitigungs- oder Bußgeldverfahren eingeleitet. Meist habe es sich dabei um Anlagen von Nicht-Privilegierten gehandelt, so Steiger.
Wenn dem Landratsamt Anlagen in ausgewiesenen Schutzgebieten auffallen, habe deren Überprüfung Priorität, erläuterte der Pressesprecher. Gleiches gelte, wenn Flächen „in ökologischer oder landschaftsästhetischer Hinsicht betroffen sind“. Eckerts Koppel liege im Landschaftsschutzgebiet Spessart.
Dazu muss man wissen, dass mehr als 80 Prozent der Fläche Lohrs im Landschaftsschutzgebiet liegen. Laut Umweltschutzbericht 2008 der Stadt Lohr (einen aktuelleren gibt es nicht) befinden sich 7400 der insgesamt rund 9000 Hektar innerhalb des Landschaftsschutzgebietes Spessart. „Ein Landschaftsschutzgebiet stellt die einfachste Form aller möglichen Schutzgebietskategorien dar“, heißt es im Umweltbericht.