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KARLSTADT: Leben der evangelischen Christen in Karlstadt

KARLSTADT

Leben der evangelischen Christen in Karlstadt

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    Begleitend zur Bodenstein-Ausstellung des Historischen Vereins im Stadtgeschichte-Museum Karlstadt hat Dr. Philip Hahn unter dem Titel „Evangelische Spuren in Karlstadt – Von der Reformation bis zum Kirchenbau“ eine Broschüre verfasst.
    Begleitend zur Bodenstein-Ausstellung des Historischen Vereins im Stadtgeschichte-Museum Karlstadt hat Dr. Philip Hahn unter dem Titel „Evangelische Spuren in Karlstadt – Von der Reformation bis zum Kirchenbau“ eine Broschüre verfasst. Foto: Foto: Klaus Gimmler

    Begleitend zu seiner aktuellen Ausstellung „Andreas Bodenstein, genannt Dr. Carlstadt, und die Reformation in Deutschland“ im Stadtgeschichte-Museum in Karlstadt hat der Historische Verein Karlstadt eine Broschüre publiziert, die sich mit dem Leben der evangelischen Christen in Karlstadt während und nach der Reformationsbewegung widmet. Autor der Ausführungen „Evangelische Spuren in Karlstadt – Von der Reformation bis zum Kirchenbau“ ist Dr. Philip Hahn, Mitglied des Historischen Vereins, heißt es in einer Pressemitteilung.

    Die evangelisch-lutherische Gemeinde der Nachbargemeinde in Thüngen kann auf eine lange, ungebrochene Tradition zurückblicken. In Karlstadt, der ehemaligen Amtsstadt des Hochstifts Würzburg (bis 1802), waren nicht die Rahmenbedingungen gegeben, innerhalb derer sich evangelisches Gemeindeleben institutionell hätte festigen können. Andererseits stammen vier bekannte protestantische Gelehrte des 16. Jahrhunderts aus Karlstadt, allen voran Andreas Bodenstein, der in erster Linie unter dem Namen seiner Heimatstadt geläufig ist.

    Heimat als Katholiken verlassen

    Jedoch verließen diese Männer Karlstadt als Katholiken, wurden fern der Heimat zu Protestanten und kehrten nicht oder nur sporadisch wieder heim. Damit wäre zwar geklärt, wie eine immer katholisch gebliebene Stadt vier bedeutende Protestanten hervorgebracht hat.

    Doch wird zugleich deutlich, dass die berühmten Söhne der Stadt mit der Geschichte evangelischen Lebens in Karlstadt eher wenig zu tun haben. Auch diese Geschichte reicht bis in die Reformationszeit zurück, selbst wenn erst Anfang des 20. Jahrhunderts der Bau einer evangelischen Kirche in Karlstadt möglich wurde.

    Das vorliegende Heft verfolgt das Ziel, die Etappen dieser langen, aber diskontinuierlichen Geschichte nachzuverfolgen, indem sie deren Spuren auf einem Rundgang durch Karlstadt aufsucht, heißt es in der Mitteilung.

    Der Rundgang beginnt in St. Andreas. Diese Kirche enthält heute noch bedeutende Zeugnisse vorreformatorischer Frömmigkeit. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts verlor sie jedoch als geistliches Zentrum der Stadt an Bedeutung. Immer mehr Karlstadter mieden die Messe in der Pfarrkirche und gingen stattdessen nach Laudenbach zum dortigen evangelischen Prediger.

    Die Hintergründe dieser Entwicklung sind unter anderem im Bildungswesen der Stadt zu suchen: Die nächsten Stationen des Rundgangs sind daher die beiden ehemaligen Schulen der Stadt, die sich ursprünglich auf dem Kirchplatz befanden. Vorbei am Standort des mutmaßlichen Geburtshauses von Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt, geht es zum Marktplatz.

    Das alte Rathaus und das große, gegenüberliegende Bürgerhaus, das den Namen „Rose“ trägt, werden als Orte evangelischen Lebens näher betrachtet: Denn um die Mitte des 16. Jahrhunderts waren es vor allem wohlhabende Ratsherren und Bürger, also die Karlstadter Ober- und Mittelschicht, die sich der evangelischen Konfession zuwandten.

    Zugleich sind Rathaus und Marktplatz sowie das von dort aus zu sehende Haus „Zur Judenschul“ in der Hauptstraße mit dem kurzen Zeitraum schwedischer Besatzung (1631-34) verknüpft, während der der Protestantismus zunächst militärisch daherkam, dann aber doch für kurze Zeit wieder Fuß in der Einwohnerschaft zu fassen begann.

    Über die Maingasse und Fischergasse gelangt man in die Kellereigasse, in der heute noch ein Haus steht, das im 16. Jahrhundert einer protestantischen Familie gehörte. An der Ecke zur Hauptstraße steht die ehemalige Amtskellerei, in der König Gustav Adolf von Schweden 1631 übernachtete.

    Zwei Generationen früher war der Gebäudekomplex jedoch Schauplatz zunehmender Kontrolle und Repression evangelisch gesinnter Einwohner der Stadt durch die fürstbischöfliche Obrigkeit gewesen.

    Anschließend führt der Weg durch das Obere Tor hindurch zunächst zum Main, den die Karlstadter Protestanten seit den 1540er Jahren überquerten, um evangelische Gottesdienste in Laudenbach zu besuchen. Als Fürstbischof Julius Echter sie 1586 vor die Wahl stellte zu konvertieren oder Karlstadt zu verlassen, war Laudenbach der nächstgelegene Zufluchtsort.

    Zurück geht es vorbei am alten Friedhof, auf dem im 16. Jahrhundert die evangelischen Christen bestattet wurden. Von der Brücke über die Eisenbahn aus hat man freien Blick auf das Zementwerk, auf dessen Gelände Ende des 19. Jahrhunderts die ersten evangelischen Gottesdienste stattfanden, bis die durch zuströmende Arbeiter wachsende Gemeinde schließlich 1903/04 außerhalb der Altstadt und jenseits der Bahnschienen ihre St. Johannis-Kirche errichten konnte – das Ziel des Rundgangs.

    Dr. Philip Hahn, geboren 1980, absolvierte ein Studium der Geschichte und lateinischen Philologie in Tübingen, Oxford und Cambridge, die Promotion erfolgte in Frankfurt/Main 2009. Zur Zeit ist er wissenschaftlicher Assistent an der Universität Tübingen. Hahn wohnt mit seiner Familie in Karlstadt und ist Organist in der evangelischen Kirche St. Johannis.

    Erhältlich ist die Broschüre in der Tourist-Information in 97753 Karlstadt, Hauptstraße 9, Tel. 0 93 53/90 66 88, zu den Öffnungszeiten Montag bis Freitag 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr und samstags von10 bis 13 Uhr. Die Bodenstein-Ausstellung ist noch bis zum 31. Oktober zu sehen.

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